Aufstand im deutschen Sport? Abschied von DOSB-Präsident Alfons Hörmann (CSU)
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Na endlich. Es hat viel zu lange gedauert. Nun handeln offenbar einige Mitarbeiter*innen aus der DOSB-Zentrale in Frankfurt am Main und erklären in einem Offenen Brief, warum der DOSB einen neuen Präsidenten braucht. (Nachrangig: Ich benutze keine Sternchen, im Brief stehen Sternchen.)
Die Absender des Papiers bleiben anonym. Der Inhalt des Schreibens klingt sehr nach DOSB und offenbart Insiderwissen.
Der DOSB behauptet inzwischen, das Schreiben sei von einem „Fake-Mail-Account“ verschickt worden. Was immer man darunter verstehen mag. Diese Mitteilung des DOSB wurde bundesweit zitiert:
„Wir bestätigen den Eingang einer anonymen Mail, die von einem Fake-Mail-Account versandt wurde. Von den im Adressatenkreis angesprochenen Mitgliedern des Präsidiums und des Vorstands haben nur einige dieses anonyme Schreiben erhalten. Wir werden die Hintergründe prüfen.“
Korrekt wäre: gesendet von einem Account eines Anbieters, der sichere und vertrauliche Emails offeriert – es ist logisch, dass derlei Schreiben nicht von offiziellen DOSB-Postfächern verschickt werden. Den Anbieter Mailfence kenne ich nicht aus praktischer Erfahrung, sehe bislang nur, dass Mailfence ziemlich gute Bewertung in Sachen Sicherheit und Privatsphäre bekommt – und genau darauf kommt es in solchen Fällen besonders an.
Zur Debatte um den DOSB und Alfons Hörmann habe ich in den vergangenen Monaten einiges beigetragen – und recherchiert. Wer nachlesen möchte:
- Journalist stellt Fragen – der DOSB lässt Anwalt Bergmann antworten
- IOC-Ultimatum für Alfons Hörmann (DOSB, CSU)
- Stellungnahme(n) für den Sportausschuss zur Nationalen Strategie Sportgroßveranstaltungen
- Stasi reloaded: irre Zuspitzung einer irren Woche in der olympischen Parallelgesellschaft
- Der verzweifelte Versuch von DOSB und BMI, die Kommunikationsherrschaft zu erlangen
Manche Recherchen wurden von Drohungen der von Hörmann/DOSB beauftragten Anwaltskanzlei begleitet. Und siehe, einige Details, etwa der (angebliche) Umgang mit jungen weiblichen Mitarbeitern in der Zentrale, werden in dem Papier thematisiert.
Hier der (anonyme) Offene Brief, der heute Vormittag verschickt wurde:
Warum wir eine/n neue/n Präsident*in brauchen: Offener Brief aus der Mitarbeiterschaft des Deutschen Olympischen Sportbundes
An das Präsidium des DOSB
An den Vorstand des DOSB
in Kopie: an den Betriebsrat des DOSB
Sehr geehrte Mitglieder des DOSB-Präsidiums, sehr geehrte Mitglieder des DOSB-Vorstands,
als Dachverband des deutschen Sports stehen wir für sportliche Höchstleistungen. Noch mehr stehen wir jedoch für Werte. Sport ist mehr als Gewinnen. Und so arbeiten wir Mitarbeiter*innen täglich hart daran, daß wir diesen Wertekompass in Sportdeutschland mit Leben füllen. Allen voran steht dabei: Respekt und Fairplay. Ohne dies geht es im Sport nicht.
Und genau dies, Respekt und Fairplay, vermissen wir jeden Tag in unseren Führungsgremien, vor allem bei unserem Präsidenten Alfons Hörmann. Bei uns Mitarbeiter*innen hat eine schier endlose Reihe von zweifelhaften Verhaltensweisen, geprägt von einem uns gegenüber herablassenden Auftreten, dazu geführt, daß wir unsere Stimme hörbar machen wollen.