Der Fall Pechstein: Inszenierung mit Parteigutachten
Claudia Pechsteins Manager Ralf Grengel (Foto: Eberhard Thonfeld/Camera4) weist mich hier auf irgendetwas hin. Ich meine, es ist jene Passage, als…
Claudia Pechsteins Manager Ralf Grengel (Foto: Eberhard Thonfeld/Camera4) weist mich hier auf irgendetwas hin. Ich meine, es ist jene Passage, als…
So sieht ein Blutproben-Set übrigens aus, eines der Firma Berlinger, und das ist keine Werbung, sondern dient der Erklärung eines schwierigen Sachverhalts.
Die Abteilung Attacke des Lagers von Claudia Pechstein hat sich kürzlich zwar bei der „Recherche“ im Krankenhaus von Hamar sehr dämlich angestellt, was möglicherweise juristische Konsequenzen für den Späher haben wird. Im unmittelbaren Vorfeld einer vom Fernsehsender n24 am Donnerstag (11 Uhr) live übertragenen Pressekonferenz aber beweist man durchaus Geschick.
Die Berliner Tageszeitung verzichtet aus Protest gegen das Akkreditierungsprocedere auf eine Berichterstattung von der Leichtathletik-WM, die kommende Woche in Berlin…
Komme gerade vom Workshop der NADA, sitze noch in Köln auf dem Flughafen, da lese ich, dass Robert „Shaggy“ Harting, Diskuswerfer und Kampfrichter aus dem WM-Werbe-Video, in einem Interview mit Christian Rotter vom Mannheimer Morgen laut nachgedacht hat. Die Passage, die derzeit Schlagzeilen macht:
Sie haben Ihre eigene Homepage zur „dopingfreien“ Zone erklärt – wie wichtig ist Ihnen der offene Umgang mit diesem heiklen Thema?
Harting: Dieses Thema liegt mir sehr am Herzen. Sport und Doping gehören leider so zusammen wie Henne und Ei. Wenn gedopt wird, stellt das den Sport in den Hintergrund – und zwar zurecht. Man darf zwar keinen Generalverdacht aussprechen. Aber das Problem ist, dass Sportler wie ich, die einen Riesenverschleiß am eigenen Körper erzeugen, weil sie nicht dopen, um den Lohn für ihre ehrliche Arbeit gebracht werden.
Verzweifeln Sie manchmal?
Harting: Wo Geld ist, wird gedopt. Eigentlich ist es sinnlos, gegen diese Tatsache anzukämpfen. In der Formel 1 wird auch getunt, um die Boliden weiterzuentwickeln und die Zeiten zu verbessern – und dort ist das erlaubt. Manchmal frage ich mich, ob es nicht besser wäre, Doping in irgendeiner Form zu erlauben, so knallhart sich das auch anhören mag. Dann würde sich zumindest niemand mehr darüber aufregen.
Einige Lesebefehle. Zunächst Fachliteratur von und mit Volksvertretern des Deutschen Bundestages:
Korruption & more:
Das IOC hat den Zeitplan für die Bewerbung um die Olympischen Winterspiele 2018 aktualisiert und das 101 Seiten umfassende 2018…
Ach, ich freue mich so für Sepp und Jack. Endlich mal im Weißen Haus. Fehlt nicht mehr viel bis zum Friedensnobelpreis, den der Chefaltruist der Weltreligion Fußball dann nach der WM 2010 in Südafrika bekommen mag. Ich hätte dieser Tage gar keine Screenshots machen müssen von der FIFA-Webseite*, denn wie ich beim Durchsehen der Emails dieser Woche sah, hat die FIFA freundlicherweise ein Foto zur freien Verfügung geschickt:
Auf FIFA.com findet sich noch dieses nette Gruppenbild:
The sport of swimming is to be revived from January 1, 2010
… sagt Craig Lord, einer der profiliertesten Schwimm-Berichterstatter. Er bezeichnet die WM in Rom als SHAMPIONSHIPS und bezieht das vor allem auf die Rennanzüge der Athleten, wozu er auf swimnews.com hübsche Übersichten erstellt, die ich unter Quellenangabe zusammenfasse.
(Bei der BBC gibt es die Weltrekord-Auflistung mit Anzugsmarke. Dank für den Hinweis an Skeptiker.)
Gold | Silber | Bronze | # WR | |
---|---|---|---|---|
arena X-Glide (u.a. Paul Biedermann) |
14 | 12 | 10 | 13 |
Jaked01 (Federica Pellegrini) |
9 | 12 | 16 | 13 |
Speedo LZR (Michael Phelps) |
6 | 2 | 7 | 5 |
adidas Hydrofoil (Britta Steffen) |
4 | 6 | 1 | 5 |
Descente Aquaforce | 1 | 2 | 1 | 0 |
Craig Lord, dessen Berichterstattung ich bereits empfohlen habe, hat allerdings immer auch das Thema Doping im Fokus, das wegen der absurden Anzugs-Debatte leider in deutschsprachigen Medien kaum beleuchtet wird. Warum berichtet eigentlich kaum einer der deutschen Reporter in der „Fabrik der ungetrübten Träume“ (NZZ) über andere mögliche, durchaus nahe liegende Gründe von Leistungsexplosionen?
Ich weiß nicht, ob, was und wenn ja, wie viel die folgenden Übersichten die wundersamen Schwimmleistungen bei der WM in Rom zu erklären helfen. Es hat mich dennoch gereizt, einige Zahlen zusammenzustellen. Thema: Dopingkontrollen im Schwimmen, insbesondere im Reich des Weltverbandes FINA.
Aus dem Zahlenmaterial ergeben sich jede Menge Fragen, etwa nach Blutkontrollen bei Weltmeisterschaften oder – ganz grundsätzlich – nach der Effektivität der FINA-Kontrollen. Das betrifft nicht nur Anzahl und Zeiten der Tests, sondern auch die Anzahl der positiven Fälle. Bei FINA-Kontrollen wird kaum mal jemand erwischt, die meisten Doper fliegen bei Kontrollen der Nationalverbände auf (siehe letzte beiden Spalten der ersten Tabelle).
Was ich allerdings auch erstaunlich finde: Trainingskontrollen (in den Tabellen OOC = out-of-competition) und Wettkampfkontrollen schlüsselt die FINA nach Sportlern (und Ländern) auf. Das ist absolut nicht die Norm im Weltsport. Hochinteressant, wer mag, kann aus den unten verlinkten Übersichten viele Rückschlüsse ziehen, spekulieren und selbst einige kleine Recherchen anstellen. Mir ist bei einigen Stichproben beispielsweise aufgefallen, dass Franziska van Almsick im Sommer 2002 ihres grandiosen Comebacks (gekrönt vom Weltrekord über 200 Meter Freistil bei der EM in Berlin) keine FINA-Trainingskontrolle hatte. Die Kontrolleure des Weltverbandes kamen erst danach. Es gibt viele solcher Beispiele. Vor internationalen Meisterschaften scheint der Verband traditionell großzügig zu sein.
Wichtig ist noch dies: Die Zahlen beziehen sich auf sämtliche Sparten der FINA, also Beckenschwimmen, Freiwasserschwimmen, Wasserspringen, Wasserball und Synchronschwimmen. Insofern relativieren sich die Zahlen weiter zu Ungunsten des Weltverbandes, wie ich meine. Rechts Neben der Anzahl von Trainings- und Wettkampfkontrollen habe ich noch die Zahl der kontrollierten Athleten und Nationen notiert – auch dadurch ergeben sich interessante Relationen.
Kontrollen des Schwimm-Weltverbandes FINA | Dopingfälle | ||||||||
Gesamt | OOC | Athleten | Länder | Wettkampf | Athleten | Länder | FINA | Verbände | |
2009 | 1 | 4 | |||||||
2008 | 1670 | 1012 | 650 | 50 | 658 | 491 | 52 | 2 | 23 |
2007 | 1915 | 1079 | 629 | 52 | 836 | 585 | 61 | 7 | 23 |
2006 | 1883 | 1131 | 721 | 41 | 752 | 567 | 51 | 0 | 18 |
2005 | 1833 | 1090 | 631 | 51 | 743 | 505 | 52 | 6 | 26 |
2004 | 2052 | 1060 | 603 | 53 | 992 | 588 | 77 | 3 | 18 |
2003 | 1800 | 1059 | 624 | 53 | 741 | 385 | 52 | 3 | 18 |
2002 | 1549 | 959 | 558 | 49 | 584 | 391 | 55 | 2 | 17 |
2001 | 1 | 23 |
Es handelt sich hier ausschließlich um Out-of-competition-Tests und etwas spannendere Analysen, also auf Epo-Produkte oder das Wachstumshormon hGH. Die Angaben stammen allesamt aus den Jahresberichten der WADA, die ich ebenfalls verlinkt habe. Die Angaben, die die FINA in einigen Jahren zu den WADA-Tests macht, stimmen übrigens nicht mit den WADA-Angaben überein. Es ist imho müßig, die Statistiken abgleichen zu wollen. (Generell gilt natürlich: Ich kann beim Zusammentragen Fehler gemacht haben. Wem etwas auffällt: Bitte melden.)
Out-Of-Competition-Tests der WADA im Schwimmsport | ||||||
Urintests | Epo | Bluttests | Analyse Bluttransfusion | Blutanalyse hGH | HBOC Analyse | |
2008 | 113 | 37 | 24 | 4 | 20 | 7 |
2007 | 212 | 93 | 30 | 17 | 13 | 26 |
2006 | 198 | 92 | 18 | 10 | 8 | 0 |
2005 | 246 | 215 | 0 | 14 | 0 | 0 |
2004 | 203 | 45 | 9 | 0 | 0 | 0 |
2003 | 291 | 0 | 115 | 0 | 0 | 0 |
2002 | 276 | 0 | 44 | 0 | 0 | 0 |
2001 | 170 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 |
2000 | 108 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 |
Dopingtests bei FINA-Weltmeisterschaften | ||||
Tests | Epo | |||
2008 | 25 m | Manchester | 174 | k.A. |
2007 | 50 m | Melbourne | 305 | k.A. |
2006 | 25 m | Shanghai | 158 | 27 |
2005 | 50 m | Montreal | 437 | 61 |
2004 | 25 m | Indianapolis | 155 | 27 |
2003 | 50 m | Barcelona | 570 | 64 |
2002 | 25 m | Moskau | 158 | 102 |
2001 | 50 m | Fukuoka | 281 | 0 |
Hier noch zwei Stichproben aus dem Datenwust: Die Angaben zu den deutschen Stars und Weltrekordlern Britta Steffen und Paul Biedermann. Im Vergleich zur Eisschnellläuferin Claudia Pechstein ist die Kontrolldichte (keine Aussage zur Qualität!) doch äußerst bescheiden.
„Paul war heute schwimmerisch einfach besser. Paul hat alles richtig gemacht, hat das Ding von Anfang an geführt – und hat…
Eine „Sonderermittlungskommission“ des „Deutschen Skiverbandes“ hat sich zu den „Doping-Verdachtsmomenten“ und zur „sonstigen Belastung“ der ehemaligen „DDR“- und heutigen „Bundestrainern“ „Frank Ullrich“ und „Wilfried Bock“ nun ja: „geäußert“.
Ich empfehle vor oder nach der Lektüre der DSV-Pressemitteilung (hier oder hier) folgende Beiträge:
Die Pressemitteilung in voller Länge:
„DDR-Doping“ – Kommission legt Abschlussbericht vor
DSV-Pressestelle am 27.07.2009 – 11:58 Uhr
Die fünfköpfige Kommission „DDR-Doping“, die vom Präsidium des Deutschen Skiverbandes beauftragt worden war, die Doping-Verdachtsmomente gegen die ehemaligen DDR-Trainer Frank Ullrich und Wilfried Bock zu untersuchen, hat ihre Arbeit beendet und ihren Abschlussbericht vorgelegt.
Es wird noch richtig lustig zur Leichtathletik-WM in Berlin.
Heute morgen hinterließ erst ein leibhaftiges WM-Maskottchen (© BOC 2009) einen PR-Kommentar hier im Blog. Und gerade verkündet das WM-Organisationskomitee (BOC) seinen nächsten „nationalen Förderer“: Bombardier Transportation.