#London2012 (XXX): Wenn Deutsche bilanzieren …
LONDON. … dann geht das in der Regel positiv aus. Mal schauen, was die DOSB-Granden Thomas Bach (FDP) und Michael Vesper (Bündnis 90/Die Grünen) so sagen. Ort: Deutsches Haus, West Indian Quay. Geht gleich los. Ich blogge bissel live mit und bringe danach das, was ich gestern verpasst habe: Dokumente zur Sportförderung, u.a. Original-Zielvereinbarungen, die DOSB und BMI immer noch nicht rausrücken.
Thomas Bach
- haben fantastischen Sport und großartige Olympische Spiele erlebt mit einer Dichte in der olympischen Atmosphäre, wie man sie sich nur wünschen kann
- enthusiastisch und fachkundiges Publikum, dass alle Athleten mitgerissen hat
- Athleten schon in guter Stimmung an Wettkampfstätten, weil das olympische Dorf hervorragend war
- bestmöglichen Wettkampfstätten für die besten Athleten der Welt
- mit Dutzenden Weltrekorden und weiteren Spitzenleistungen
- die TV- und Internetquoten haben weltweit alle Rekorde gebrochen
- Man kann deshalb nur sagen: Danke, Sebastian Coe, danke London, danke Großbritannien für dieses Erlebnis
- die deutsche Mannschaft hat einen hervorragenden Auftritt hier hingelegt und hat sich glänzend geschlagen
- dass sie im härtesten Wettbewerb aller Zeiten mehr Medaillen gewinnt, als in Peking, hätte ich nicht erwartet
- Motto „Wir für Deutschland“ gelebt und auch dem Publikum mitgeteilt
- sowohl von Leistung als auch vom Auftreten her ein glänzender Auftritt, wir sind stolz auf diese deutsche Olympiamannschaft
- unabhängig von diesem Ergebnis wird es, so hatten wir das im letzten Jahr angekündigt, eine unabhängige Überprüfung des Fördersystems geben – verbands- und disziplinspezifisch
- das wird bei einigen Verbänden sehr kritisch ausfallen
- wir freuen uns deshalb auch über Stellungnahmen von Athleten, die genau in diese Richtung gehen, die sich Gedanken machen über das Fördersystem
- in dieser Förderung wird es auch um Geld gehen, aber nicht nur um Geld, wir haben einen Mehrbedarf beim BMI angemeldet, schon in einer mittelfristigen Finanzplanung, schon vor Jahren
- deshalb freuen wir uns auch über die Statements vieler Politiker, die Leistung von unserer Olympiamannschaft sehen wollen auch in Rio 2016
- wir werden sie auf diesen Wunsch aufmerksam machen in unseren Gesprächen und daran erinnern, dass es für die Realisierung dieser Wünsche auch (Maßnahmen braucht …)
- wir haben uns wohl im Namen vergriffen mit diesen Zielvereinbarungen, das muss man eingestehen
- das sollten in Zukunft Fördervereinbarungen sein/heißen, um klar machen, um was es geht
- natürlich kann nicht jeder dieser Athleten Medaillen gewinnen
- es wird und kann nicht unser Anspruch sein, China in der Medaillenzahl anzugreifen
- zitiert Henry Ford, der mal über sein Marketingbudget gesprochen hat und gemeint hat, er wisse, dass 50 Prozent dieser Ausgaben zum Ziel führen, leider wisse er nicht, welche 50 Prozent das sind
- Konzept muss breit aufgestellt bleiben, das ist Teil unserer Sportkultur
- wir wollen unseren Athleten Chancen geben und ihnen nicht Chancen nehmen
Michael Vesper
- wir sind voll min Soll
- wir haben bekanntlich nie Medaillenzahlen ausgegeben sondern gesagt: Peking ist der Maßstab, an dem wir uns messen lassen
- heute mit Hockey schon 43 statt 41
- Finalplätze 4 – 8 jetzt 73 gegenüber 69
- damit gleichauf mit Großbritannien und etwa auch Russland
- Potenzial über diese Spiele hinaus, Potenzial auf dem Weg nach Rio
- gerade viele junge Athleten erstmals dabei
- natürlich hätte ich mir manche Farbe anders erhofft
- 28 statt 26 Gold und Silber
- haben damit die von uns selbst aufgelegte Latte übersprungen
- erstmals seit 1992 gelungen, die Zahl der Medaillen wieder zu erhöhen
- erfreulich ist auch, dass die Medaillen nicht in einigen Schwerpunkten sondern über die gesamte Breite des olympischen Spektrums, 12 Sportarten, errungen haben
- das alles erreicht beim Ausfall von drei Sportarten, die ganz ohne Medaille geblieben sind: Beckenschwimmer, Schützen, Segler
- ein Wort zu den Zielvereinbarungen
- da ist sehr viel darüber geschrieben worden
- es waren in der Tat diese Zielvereinbarungen nie als Prognosen oder eine Medaillen-Planwirtschaft zu verstehen
- das waren gemeinsame Einschätzungen mit jedem einzelne Sportverband entwickelt, keine Vorgaben
- dieses System der Steuerung ist nicht nur von der Mitgliederversammlung des DOSB einstimmig verabschiedet worden, sondern erfreut sich großer Zustimmung in den Verbänden
- kommt mit Schwank gerade aus einer Sitzung der Teamleitungen
Bernhard Schwank
- hat sich die ersten zehn Nationen angeschaut und sagt, es wird, außer Großbritannien, keinem der Konkurrenten gelingen, mehr Medaillen als in Peking zu gewinnen
- das unterstreicht den harten Wettbewerb
- kein Ausruhen im bequemen Sessel, wir sind bereits jetzt dabei, die Dinge kritisch unter die Lupe zu nehmen
- Präsidium DOSB früh im September erste Kurzanalyse
- danach Verbandsgespräche, IAT, FES einbinden
- Blick international weiten und bei Bundestrainer-Konferenz (6-8. November) die Dinge eindringlich beraten
- neuer, nennen wir ihn Zielvereinbarungsprozess (kann es noch nicht lassen, muss Bach besser zuhören :) ab Januar 2013
Question & Answers
Zielvereinbarungen wird wahrscheinlich Wort des Jahres, sagt jemand (ich glaube, Christoph Fischer, ehemals sid, heute Westdeutsche Zeitung)
- … oder Unwort, sagt Bach
Fehler, das geheim gehalten zu haben?
Bach:
- Nein. Die Zahlen vor den Spielen herauszugeben, halten wir nicht für opportun, Spekulationen Vorschub leisten, das kann nicht im Sinne der Athleten sein
dpa: Ist es jetzt nicht Zeit, dass Deutschland sich mal einen Ruck gibt und eine wirklich wettbewerbsfähige Olympiabewerbung wieder zustande bringt
Bach:
- natürlich wollen wir OS in Deutschland
- wir hoffen, dass dieser Erfolg von London auch den einen oder anderen Skeptiker zu Hause zum Nachdenken bringt, damit man eine erfolgversprechende Bewerbung zu gegebner Zeit (hat schon Honecker gesagt :) auf den Weg gebracht werden kann
- vielleicht kommt der eine oder andere Politiker aus der einen oder anderen Partei, äh, wie soll ich sagen ..
Vesper, der „Grüne“ räuspert sich neben ihm …