IOC presidency, election manifesto: Denis Oswald (Schweiz)
IOC presidency, election manifesto: Thomas Bach (Germany)
LAUSANNE. Ich weiß nicht, ob es die Wahlprogramme der sechs IOC-Präsidentschaftskandidaten weltweit in irgendeinem Medium schon irgendwo zur Ansicht gibt. Ich glaube nicht.
Also stelle ich die Papiere hier mal kurzerhand vor und damit zur Diskussion. Rein damit in dieses Internet.
Bei manchen Programmen steht „confidential“ drauf. Bei manchen „personal copy“.
Ab jetzt ist das komplett öffentlich.
Das ist vielleicht ein Grund mehr, mein Buch zu kaufen und unabhängigen Recherchejournalismus vorzufinanzieren? Bisher gibt es auf Krautreporter.de 422 Unterstützer. Bis Montag (8. Juli) läuft die Finanzierungsphase noch. Ich habe es zuletzt mehrfach erwähnt: Das wird bestimmt das beste Buch, das ich bisher geschrieben habe. Wer es jetzt kauft und die Recherche mitfinanziert, wird es kaum bereuen. Im Gegenteil, jeder Unterstützer geht dann mit auf die Reise durch die olympische Welt – im Buch und hier im Blog.
Morgen Nachmittag (Donnerstag, 4. Juli) stellen die sechs Kandidaten ihre Programme in dieser Reihenfolge im Palais de Beaulieu in Lausanne der IOC-Vollversammlung vor, Medien sind ausgeschlossen:
- IOC presidency, election manifesto: Richard Carrión (Puerto Rico)
- IOC presidency, election manifesto: Ser Miang Ng (Singapore)
- IOC presidency, election manifesto: Thomas Bach (Germany)
- IOC presidency, election manifesto: Ching-Kuo Wu (Taiwan)
- IOC presidency, election manifesto: Denis Oswald (Schweiz)
- IOC presidency, election manifesto: Sergej Bubka (Ukraine)
Ich werde in den kommenden Minuten jedem Kandidaten und seinem Programm einen Eintrag widmen.
Beginnen wir mit dem Favoriten:
live-Blog aus Lausanne: von ABT zu ABB
LAUSANNE. Scheiß Wetter. Schlechte Laune. Dicken Kopf vom Rotwein.
Ist das mal eine Begrüßung?
Ich werde von der außerordentlichen IOC-Vollversammlung im Palais de Beaulieu zwei Tage live bloggen, so gut es geht. Und abends von den Bars, so gut es geht. Treibe mich jetzt den dritten Tag hier herum.
Fotos wird es natürlich reichlich geben. Die hübschen Fotoserien der vergangenen Wochen finden großen Anklang im IOC und seinen Anrainern (Lobbyisten, Beratern, Assistenten etc pp). Dazu später mehr.
- Gartenparties bei Scheich Ahmed und Präsident Jacques 18.06.2013
- Wer regiert den Weltsport? Teil 1: Wladimir Putin, Marius Vizer und Scheich Ahmad Al-Sabah 31.05.2013
Nettes Diskussionsthema war auch diese Geschichte, hat vielen Olympiern gefallen:
Bevor ich mich nun in die Pressekonferenz des Olympiabewerbers Istanbul schleiche, bevor die ersten Schnappschüsse hier erscheinen, flink der Zählappell:
- Das IOC hat momentan 100 Mitglieder.
- Nachher kommen vier Athleten hinzu.
Für heute sind abgemeldet:
- Baron Pierre-Oliver Beckers (Belgien)
- Joseph Blatter (unter Brasilien-Schock)
- James Easton
- Scheich Tamim (sag ich doch)
- Prinzessin Anne
- Kun-Hee Lee (mein spezieller Freund, der Samsung-Gott)
- Mounir Sabet (unter Hausarrest in Kairo, seit 2 Jahren :)
- Issa Hayatou (wahrscheinlich irgendwo Geld kassieren)
- Saku Koivu
- Rebecca Scott
- Willem-Alexander, König der Niederlande (angeblich schon ganz abgemeldet)
- Angela Ruggiero (kommt morgen)
- Franco Carraro (kommt morgen)
- Prinz Albert (kommt morgen)
Werbepause: „Born to run“
Eine App hat die Nationale Anti-Doping-Agentur (NADA) seit einiger Zeit. Hätte ich da öfter mal reingehen, wäre mir die Meldung vom 6. Juni aufgefallen, die mit einiger Verspätung gerade auch als Pressemitteilung reinschneite.
Da heißt es:
Die Anti-Doping-Organisationen aus Deutschland, der Schweiz und Österreich stellen heute das weltweit erste „Mobile Game“ für einen sauberen Sport online. Das Sportspiel „Born to Run“ ist Kern einer gemeinsamen Präventionskampagne, die auf spielerische Art über verbotene Substanzen sowie deren Risiken und Folgen informiert.
[kraut project=“https://krautreporter.de/de/projects/94-macht-moneten-marionetten/“]Bei „Born to Run“ liefern sich die Spieler jede Woche herausfordernde Rennen innerhalb der für das Spiel entwickelten „International Roof Running League“ (IRRL). Wie der Name der Liga schon verrät, rennen die Spieler über die Dächer einer Stadt. Neben den Wettkämpfen muss der Protagonist auch Trainingseinheiten absolvieren. Das Spiel überlässt es den Athleten, für den Erfolg hart zu trainieren oder die eigene Leistung mit verbotenen Substanzen zu manipulieren.
Der Weg an die Spitze der weltbesten virtuellen Läufer ist hart. Der Spieler hat es in der Hand, „clean“ zu bleiben oder auf verbotene Substanzen zurückzugreifen, um seine Leistungsfähigkeit, auf Kosten seiner Gesundheit, kurzfristig zu steigern. Wie bei Leistungssportlern auch, können die Spieler überraschend zur Dopingkontrolle aufgefordert werden. Gedopte Spieler verlieren selbstverständlich ihre Punkte und müssen nach einer Sperre wieder neu beginnen.
Das „Mobile Game“ setzt auf einen spielerischen Zugang, um Doping bei Jugendlichen zum Thema zu machen und das Wissen über die Gefahren und Folgen von Leistungsmanipulation im Sport zu fördern. Wöchentlich neue Rennstrecken und eine Rangliste der weltbesten Spieler sorgen für neue Herausforderungen. Das Spiel „Born to Run“ ist das erste gemeinsame Großprojekt der drei deutschsprachigen Agenturen in der Dopingprävention. Zuvor hat es bereits eine Zusammenarbeit bei Präventionsbroschüren und E-Learning-Inhalten gegeben.
Ob es hilft?
Don’t ask, don’t tell: Thomas Bachs Ghorfa, der Israel-Boykott, die FDP-Connection und die Bundesregierung

Im letzten Sommer, anlässlich der Debatte um eine Schweigeminute für die Opfer des Münchner Terrors während der Eröffnungsfeier der Spiele in London, haben jw und ich einem unappetitlichen Thema schon einmal einige Zeilen gewidmet: Dem Israel-Boykott, den die Ghorfa unter der Präsidentschaft von Noch-IOC-Vizepräsident Thomas Bach für deutsche Exporte in die arabische Welt exekutiert.
[kraut project=“https://krautreporter.de/de/projects/94-macht-moneten-marionetten/“]Nun gibt es ein kleines, aber wichtiges Update. Die grüne Bundestagsabgeordnete Viola von Cramon hat dazu zwei Fragen an die Bundesregierung übermittelt und eine interessante Antwort aus dem Ministerium des liberalen Bach-Parteifreundes Philipp Rösler erhalten. Der Wirtschaftsminister hat gerade seinen ersten Israel-Besuch absolviert. Damit will der Freidemokrat, laut stets aufmerksamer Springer-Presse in seinem Tross, „ein Zeichen“ setzen, „dass Deutschland Israel unterstützt“.
Im Umgang mit der Ghorfa folgt sein Haus offenbar anderen Grundsätzen: Da übernimmt man gern mal die Schirmherrschaft für diese oder jene Veranstaltung. Obwohl man den so genannten Legalisierungs-Service, aus dem der Verein Ghorfa unter seinem Präsidenten Thomas Bach einen Teil seiner Einkünfte generiert, für unzulässig hält. Im Ministeriumsdeutsch:
„Deutsche Handelsdokumente dürfen keine Boykott-Erklärungen in der Form negativer Ursprungserklärungen enthalten.“
Für die Berliner Zeitung habe ich dazu gestern knapp getextet:
* * *
Vor wenigen Tagen flatterte Viola von Cramon ein Antwortschreiben aus dem Bundesministerium für Wirtschaft auf den Tisch, das die sportpolitische Sprecherin der Grünen empörte:
Der Bundesregierung kann ja wohl kaum entgangen sein“, schimpft sie, „dass sich mit Thomas Bach ein Wirtschaftslobbyist mit zweifelhafter Reputation um die IOC-Präsidentschaft bewirbt.“
Das Problem aus Sicht der Grünen: Die Bundesregierung tut aber so.
Von Cramon hatte Fragen übermittelt zu einem der heikleren Posten des deutschen Sportchefs: Bach steht als Präsident auch der Ghorfa vor, einer Geschäftsanbahnungstruppe, die den arabischen Handelskammern untersteht. Der gemeinnützige Verein wirbt mit dem Slogan „Ihre Brücke in den arabischen Markt“ und organisiert Business-Gipfel für deutsche Unternehmer, zumeist mit den Golfmonarchien.
Wie hilfreich die Mittlerdienste für diverse Scheichs Bach im IOC sind, interessierte die Grünen-Abgeordnete weniger. Jedoch hält sie die olympische Thron-Rallye des Ghorfa-Präsidenten außenpolitisch für bedenklich. Noch immer nämlich profitiert der Bach-Verein von einer hoch umstrittenen Israel-feindlichen Praxis, von der so genannten Vorlegalisierung. Unternehmen, die in arabische Staaten exportieren, lassen sich bei der Ghorfa per Stempel bescheinigen, dass ihre Produkte keine Teile aus Israel enthalten. 2011 kassierte der Verein dafür 900.000 Euro, 43 Prozent seiner Einnahmen.
#crowdfunding Update 1: Es wird ein Buch
„Machen Sie es wie Sepp Blatter, und es wird ein Buch“, habe ich in meinem Pitch zum Crowdfunding-Projekt gesagt.
Am 10. Juni um 10 Uhr ist das Projekt mit dem Video auf Krautreporter online gegangen. 16 Tage, fünf Stunden und acht Updates (dort, nicht hier) später war die Projektsumme von 10.000 Euro finanziert.
Das klingt gut.
Auch wenn Sepp Blatter das Ebook noch nicht gekauft hat, er hat im Moment andere Sorgen. Ich werde ihn kommende Woche in Lausanne daran erinnern.
Es wird also im September ein Ebook über den Kampf um den wichtigsten Posten im Weltsport, die IOC-Präsidentschaft, über die Strippenzieher im Milliarden-Monopoly, über Thomas Bach und über die Usancen in der olympischen Parallelgesellschaft geben.
Dafür bin ich dankbar – und darauf habe ich große Lust.
Withering whispers of IOC members: ABB. Anything But Bach?
First of all. What one of my readers recommended:
11 Popes – 8 Presidents in past 119 years.Fascinating if sometimes off base, commentary on Olymic elections http://t.co/nNHji4r2fZ #Olympics
— Michael.R Payne (@MichaelRPayne1) June 25, 2013
… says Michael R. Payne, longtime IOC marketing director, „father of olympic branding“.
Here’s the analysis, written for my friends at Play the Game, sometimes off base :), but widely independent from spin doctors.
* * *
[caption id="attachment_16086" align="aligncenter" width="1536"]
The Catholic Church has had eleven popes since 1894. The International Olympic Committee (IOC) had just eight presidents since its birth in 1894.
Eleven popes. Eight IOC presidents. In 119 years.
That says a lot about continuity in the so-called Olympic family.
Elections do not take place very often in the IOC. But this year, on 10 September at the 125th IOC Session in Buenos Aires, the successor to the incumbent Belgian Jacques Rogge (71) will be elected. The members have the choice, in the true sense of the word choice. It’s about the most important post of world sport. Six men want the power and want to be the ninth president in the history of the IOC. Of course the IOC is far from ready for a female president.
The six aspirants for the crown all have an extended background in sports administration. Some of them are very rich. Three of them have been Olympic athletes. With Bach and Bubka there are two Olympic champions among the candidates.
In the official Olympic language it has been said that all of them are strong candidates.
But in reality: some are stronger than others.
In June 2013 there is one frontrunner, one favourite.
Was vom Tage übrig bleibt (75): Machtwechsel in Katar, IOC-Evaluierungsbericht Sommerspiele 2020 – Istanbul, Madrid, Tokio
Auf ein Ereignis in Katar und ein Dokument des IOC muss ich hinweisen.
Zunächst: Im Sportwunderland Katar steht ein Machtwechsel an.
Emir Hamad, der 1995 seinen Vater aus dem Amt geputscht hat, als dieser seine Konten in der Schweiz überprüfte (ich liebe diese Geschichte!), will nicht auf einen Putsch warten und übergibt das Zepter an seinen Thronfolger, logisch, Scheich Tamim bin Hamad bin Khalifa Al-Thani.
[caption id="attachment_16409" align="aligncenter" width="406"]
#Pep-Pause: Die Cartolas im FIFA-Reich oder wie die WM 2014 nach Brasilien kam
Wir sind nicht dafür verantwortlich, was passiert ist. Verzeihen Sie mir, aber ich denke nicht, dass die FIFA das Gefühl haben sollte, etwas falsch gemacht zu haben.“
FIFA-Serienlügner und Generalsekretär Jérôme Valcke
in der Zeitung „O Globo“ (via faz.net)
[kraut project=“https://krautreporter.de/de/projects/94-macht-moneten-marionetten/“]Bevor der #Pep Hype in wenigen Minuten jegliche Gedanken und wichtige Themen absorbiert, will ich flink noch einen Text über die brasilianisch geprägte FIFA-Mafia zur Diskussion stellen. Habe gestern für die Berliner Zeitung kurz zusammen gefasst, wie sehr brasilianische Cartolas das FIFA-Geschäft prägen und wie die WM eigentlich nach Brasilien gekommen ist.
Das ist nur ein Anreißer, eine Mini-Summary von Geschichten, die hier und anderswo extensiv beschrieben worden sind.
Als Notiz scheinen mir derlei Basics in der aktuellen Diskussion dennoch wichtig. Bestimmte Zusammenhänge sollte man nicht aus den Augen verlieren.
* * *
Man nennt sie die Cartolas. Eine Kaste korrupter brasilianischer Sport- und Fußballfunktionäre, die seit Jahrzehnten ihr Unwesen treiben – und die bis heute aufs engste mit den Bossen des Fußball-Weltverbandes FIFA verbandelt sind. Die Cartolas, die in den Jahren Milliarden abgezweigt haben dürften, und FIFA-Präsident Joseph Blatter (77) sowie sein Generalsekretär Jérôme Valcke (52) gehören derselben Familie an.
Eine kleine Einführung in die FIFA-Unterwelt, mehr nicht.
Der Pate dieser Cartolas heißt Jean-Marie Faustin Godefroid de Havelange, kurz João Havelange, Sohn eines belgischen Waffenhändlers. Er ist inzwischen 97 Jahre alt. Er hat in Brasilien alle wichtigen Sportfunktionen ausgeübt, er beherrschte den Fußball-Weltverband FIFA von 1974 bis 1998 als Präsident. Havelange holte Blatter einst zur FIFA und setzte ihn erst als Direktor, 1981 nach einem schmutzigen Putsch gegen Blatters Schwiegervater Helmut Käser dann als Generalsekretär ein.
Havelange zu Ehren sollten die Olympischen Sommerspiele 2016 zu seinem 100. Geburtstag im João-Havelange-Stadion eröffnet werden.