Bestechung im Handball? Rosenkrieg beim THW Kiel
Huch, was ist denn das? Auf jeden Fall mal eine interessante Zuspitzung des ewigen regionalen Duells zwischen der SG Flensburg-Handewitt…
Huch, was ist denn das? Auf jeden Fall mal eine interessante Zuspitzung des ewigen regionalen Duells zwischen der SG Flensburg-Handewitt…
Neue Lesebefehle. Zunächst die Nachzügler, die ich beim letzten Mal vergessen oder übersehen hatte:
„Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen“, heißt es im Alten Testament. Nicht einmal im Sport kann davon noch generell die Rede sein. Wer in unserer Gesellschaft beackert, bitte schön – anders als in den Hallen des chinesischen Sportapparats, in den Laufgruppen Afrikas und den Krafträumen osteuropäischer Olympiakader –, noch den sprichwörtlichen Ackerboden, auf dem Dornen und Disteln wachsen? Unsere Athleten haben, wie es sich gehört, Kranken- und Arbeitslosenversicherung, verbunden mit Studium, Berufsausbildung und Zahlung in die Rentenkasse. Sie treiben nicht Hunger und Verzweiflung. Sie lockt die Aussicht auf bescheidenen Ruhm und einen Lebensstil, der sie ihre Arbeit in Trainingslagern am Mittelmeer und in den Rocky Mountains tun lässt.
In der ausdifferenzierten Hierarchie des Hochleistungssports trägt diese Stufe der Gesellschaft ihre Vorsilben wie eine hoffnungslose Prognose: Mittelschicht, Mittelmaß. Vielleicht ist Ernüchterung am Platze. Doch das Fehlen von Extremen, der Umstand, dass in einer freien Gesellschaft Athleten weder metaphorisch noch existentiell um ihr Leben kämpfen, ist gewiss auch ein Grund zur Erleichterung.
Und nun aktuellere Texte:
Erik Eggers hat gerade ein Update der Auseinandersetzung mit dem Handball-Weltverband IHF erstellt. Sein Bericht:
Ich hatte gestern Abend angekündigt, im Falle einer Änderung des Status quo (keine Akkreditierung) sofort Mitteilung zu machen. Das ist jetzt der Fall: Nach 24 recht turbulenten Stunden hat der Weltverband IHF einen Rückzieher gemacht. Den Akkreditierungswünschen meiner Wenigkeit und des Kollegen Mike Glindmeier (Spiegel Online) ist nun doch entsprochen worden. Ich kann also ab Freitag (16.1.) aus Kroatien über die deutsche Gruppe und das Geschehen im Welthandball berichten.
Passiert war das: Ich hatte sowohl den Verband Deutscher Sportjournalisten (VDS), den europäischen Sportjournalisten-Verband (UEPS) als auch den Handballmann beim Weltverband AIPS über den Fall informiert. Alle Verbandsvertreter sagten spontan Unterstützung zu. Auch der Pressesprecher des Deutschen Handballbundes (DHB) und der DHB-Delegationsleiter Horst Bredemeier (er zu mir: „Wir vertragen kritische Berichterstattung. Man kann Journalisten nicht ausschließen“) versprachen, einen entsprechenden Brandbrief in die IHF-Zentrale zu schicken. Außerdem bat ich IHF-Geschäftführer Ekke Hoffmann um Aufklärung; auch Hoffmann sagte mir sofort Hilfe zu. Zudem schickte der Chefredakteur des SPIEGEL einen recht rauen Brief an die IHF-Zentrale nach Basel, der offenbar seine Wirkung nicht verfehlte.
Das Imperium des Dr. Hassan Moustafa, Pharao des Handball-Weltverbandes IHF, schlägt zurück. Eigentlich wollte sich der freie Journalist Erik Eggers…
Der Titel ist ein Traum: „Sport bez korupcji“, heißt ein Handbuch, das im Rahmen eines EU-Twinningprojektes (Improvement of the anticorruption activities in Poland) herausgegeben wurde.
Sport ohne Korruption? Das ist nicht nur in Polen und seinem kolossal verseuchten Fußballbusiness eine Wunschvorstellung.
In dem Büchlein findet sich auch ein Kapitel von mir: „Globalna demokracja specjalna“ (Globale Spezialdemokratie), eine Kurzfassung aus „Korruption im Sport“ (2006). Das polnische Korruptionsbekämpfungshandbuch hat eine Auflage von 1200 Exemplaren. Es wird über das Sportministerium in Warschau kostenlos an die wichtigsten Funktionäre und Mitarbeiter in polnischen Sportverbänden verteilt.
Ansonsten, eine Leseprobe, mal wieder eine dieser ultralangen:
Achtung, dies wird ein hundsgemein langer Blogeintrag, der hätte schon längst geschrieben werden müssen. Das Thema rechtfertigt die Länge: Der freie Journalist Erik Eggers ärgert seit einem Jahr die Funktionäre des Handball-Weltverbandes IHF gewaltig, allen voran Hassan Moustafa, den ägyptischen Präsidenten. Natürlich auch den kuwaitischen Scheich Ahmed Al-Fahad Al-Ahmed Al-Sabah, den „Freund und Kollegen“ des DOSB-Präsidenten (hier im Blog UDIOCM genannt), der es immerhin in die Siemens-Akten gebracht hat.
Da sind wir mitten im Thema: Handballgate, Korruption im Sportbusiness. Der jüngste Coup von Erik Eggers ist heute u. a. in der Frankfurter Rundschau nachzulesen: Bestechung auf Pump – DHB versuchte 2002 vergeblich, die WM 2005 zu kaufen. Hier ist das Dokument dazu, das ich wie die nachfolgenden Texte und Dokumente mit freundlicher Genehmigung von Erik Eggers veröffentliche:
Das also ist die jüngste Geschichte:veröffentlicht am 29. September 2008 u. a. in der Frankfurter Rundschau
Der Deutsche Handball-Bund versuchte 2002 vergeblich, die WM 2005 zu kaufen
Der Plan klang gut: vier großen Handballern sollte ein denkwürdiger Abschied vor eigenem Publikum bereitet werden: Stefan Kretzschmar, Christian Schwarzer, Klaus-Dieter Petersen und Volker Zerbe. Als die Funktionäre des Deutschen Handball-Bundes (DHB) und Bundestrainer Heiner Brand im November 2002 zum Kongress der Internationalen Handball-Föderation (IHF) nach St. Petersburg flogen, um die WM 2005 nach Deutschland zu holen, war DHB-Boss Ulrich Strombach noch zuversichtlich. Er habe ein „sehr, sehr gutes Gefühl“, sagte der Anwalt aus Gummersbach.
Heraus kam bekanntlich eine sensationelle 44:46-Abstimmungsniederlage gegen Tunesien, und Strombach schimpfte öffentlich auf gekaufte „Stimmkartelle“, die IHF-Präsident Hassan Moustafa organisiert habe. Moustafa sei für ihn ein „toter Mann“, wütete Strombach, er forderte „größere Transparenz“ und sprach sogar über einen WM-Boykott. Erst als der DHB zwei Jahre später die WM 2007 erhielt, geriet die Episode in Vergessenheit.
Nun holt ihn diese Geschichte wieder ein. Nach Informationen des NDR-Sportclubs und der Frankfurter Rundschau hat die DHB-Führung damals für 50.000 US-Dollar die WM kaufen wollen. Wie DHB-Vizepräsident Horst Bredemeier und DHB-Schatzmeister Wolfgang Gremmel bestätigten, hatte der Handballbund dem favorisierten Mitbewerber aus Russland vor dem entscheidenden Wahlgang diese Summe für einen Rückzug versprochen. Die Russen schlugen ein.
Als aber der DHB die Wahl dennoch verlor, weil die Tunesier offensichtlich ebenfalls bestochen hatten, war das Dilemma groß. Denn nun musste der DHB für die 50.000 Dollar aufkommen, die eigentlich ein WM-Sponsor aus der Wirtschaft hatte zahlen wollen. Die Zwangslage bestand darin, berichtet Gremmel, dass der versuchte WM-Kauf ein Alleingang der DHB-Spitze gewesen war – ohne die Gremien zu informieren. Kenntnis hatten laut Gremmel DHB-Präsident Strombach, Bredemeier und er selbst. „Ich als Schatzmeister musste das doch verbuchen“, sagt er. Strombach will derzeit keine Stellung nehmen.