Whistleblower Mario Goijman: ein Hilferuf!
ZÜRICH. Leider geht es weiter in der unendlichen Leidensgeschichte des Whistleblowers Mario Goijman. Vor wenigen Minuten hat er aus Buenos…
ZÜRICH. Leider geht es weiter in der unendlichen Leidensgeschichte des Whistleblowers Mario Goijman. Vor wenigen Minuten hat er aus Buenos…
My lonely fight in favor of an honest sport has cost me too much, lawyers fees, trips, publications, justice fees, and the persecution of loyal creditors, that now are executing me and some other FAV members, has ruined me, my patrimony and my health.
Mario Goijman, Whistleblower
Es gäbe unendlich mehr zu sagen als das, was ich für einige Medien zusammengefasst habe. Die unendliche Geschichte des Mario Goijman raubt mir den Atem. Einmal mehr zeigt sich, wie die Parallelgesellschaft Sport funktioniert: Whistleblower werden geächtet.
Ich habe Mario Goijman viel zu verdanken, das habe ich im Laufe der Jahre hier mehrfach erwähnt. Seine Präsentation auf der Play the Game Konferenz 2005 in Kopenhagen hat mich lange weinen lassen. Und sie hat mir, so merkwürdig es klingt, Kraft gegeben. Denn Goijman, der kein Journalist ist, hat Journalisten weltweit gezeigt, wie weit man mit Recherche kommen kann. Er hat eine Wahrheit erzählt über die verruchte Branche, er hat unglaubliche Dokumente vorgelegt (leider ist seine Webseite www.volleygate.com inzwischen abgeschaltet). Ich finde, Journalisten können sich an Goijman ein Beispiel nehmen. Das klingt alles ziemlich pathetisch. Egal. Man kann die Geschichte gar nicht oft genug aufschreiben. Mario Goijman braucht Hilfe.
Ich habe Mario Goijman, den tapferen Argentinier, schon oft gewürdigt, hier und anderswo. Ich hatte Tränen in den Augen, als der wunderbare Mario 2005 bei der vierten Play-the-Game-Konferenz in Kopenhagen den Ehrenpreis erhielt. Die Bekanntschaft mit Goijman, sein unglaublicher Kampf, sein fulminanter Vortrag damals und seine einzigartige Webseite, auf der er das VOLLEYGATE dokumentiert, haben mich schwer beeindruckt – und mir wohl auch einen Energieschub verschafft. Denn nach dieser Erfahrung habe ich damals, unmittelbar nach Play the Game 2005, die sportnetzwerk-Diskussion eröffnet.
Ich sehe gerade, dass Goijmans Webseite zum Volleygate nicht erreichbar ist und weiß gar nicht, ob er sie wegen juristischer Probleme aus dem Netz nehmen musste. Deshalb die Empfehlung zu Play the Game, wo zahlreiche Artikel, Links, Dokumente etc. zum Volleygate zusammen gestellt sind. Außerdem empfehle ich die Beiträge von Javier Cáceres (Süddeutsche) und Christian Putsch (Die Welt). Mario Goijman hat (s)ein Kapitel zum Buch „Korruption im Sport“ geschrieben: „the breathtaking story of King Rubén and Queen Malú“.
Lange Vorrede, nun zum Thema: Goijman hat einen verzehrenden Kampf gegen den Sonnenkönig Acosta, die Schweizer Justiz und die Ignoranz des IOC ausgefochten. Er hat diesen ungleichen Kampf mit seinem Vermögen bezahlt, mit seiner Gesundheit, mit seiner Ehe, mit seinen Ehrenämtern. Nun wird er sogar von der argentinischen Justiz belangt, weil er damals, als Organisationschef der Volleyball-WM 2002, für die Vergehen seines Vertragspartners (FIVB/Acosta) gerade stehen musste. Gerade hat Mario Goijman in einer traurigen Email seine Teilnahme an der sechsten Auflage von Play the Game in Coventry absagen müssen.
So trifft es einen, der die Probleme nicht in der Sportfamilie lösen will, sondern Transparenz herstellt, Korruption aufdeckt und Gerechtigkeit vor Gericht einfordert. So trifft es einen, der sich selbst als Whistleblower und Sport Justice Fighter bezeichnet. Bitte unbedingt lesen!
Von: mario goijman
Gesendet: Dienstag, 9. Juni 2009 17:12
An: Jens Sejer Andersen; Ezequiel Fernández Moores, Pablo Vignone, Andrew Jennings, Henrik Brandt, Jens Weinreich
Betreff: RE: Last information for Play the Game speakersBuenos Aires, Jun 9 2009
Dear Play the Games friends.
I have sad tears in my eyes and a great depression in my chest. Also when I sat in front of my Computer I can not hold my strong sensation of injustice and my loneliness.
Most of the people I know had forgotten what happened in Argentina and Switzerland with my fight inside my sport: Volleyball; they seem to remember that something unfair and not clear occurred since 2002, and the World Championship held in my country, and a following fight in Lausanne, but they don’t remember details about it, and the names of Ruben Acosta, Mario Goijman, Jean Pierre Seppey and the FIVB (International Volleyball Federation) are confused in their minds.
Thanks to Play the Games I had now the opportunity to remind them the facts, that made that organization to give me the PLAY THE GAME AWARD 2005, for my fight against corruption in Sport, and to know from first hand what happened after that, inside the FIVB, and mainly in the Lausanne Courts.
But the Mario Goijman you knew in 2002 or 2005 is different now.
Damaged by the fight, being ignored by many of the silent (accomplices for omission) participants in the Volleyball World, damaged by their disloyalty to principles and justice, and dominated by dirty interest, or scared to intervene while and innocent, proactive and honest leader from a country very far away from the main world was lynched.
Zum neuen Jahr, zum neuen Jahrzehnt: Ein Kommentar meines Freundes Jens Sejer Andersen, Gründer und Direktor Internationales der Organisation und Konferenz Play the Game.
It was not primarily the athletes that drove the radical change of the sports agenda in the decade we leave. But there are signs that athletes will be at the heart of the agenda of the 2020’ies, writes Play the Game’s international director in a wind-up of ten turbulent years in world sport.
Ich wünsche allen Besuchern von Herzen ein gesundes und angenehmes neues Jahr.
Die Pause hier hat ein Ende, lassen Sie sich überraschen. Noch müssen Versprechen eingelöst werden, und auf diesem Wege hat sich einiges getan. Bevor wir uns also gemeinsam alten und neuen Projekten widmen und weiter über weltumspannende olympische Kriminalität und über die spannungsreichen Mega-Events des Jahres 2018 debattieren, möchte ich kurz an die wunderbare Konferenz Play the Game vor einigen Wochen in Eindhoven erinnern.
[caption id="attachment_30380" align="aligncenter" width="1024"] Foto: Thomas Søndergaard/Play the Game[/caption]Play the Game war wieder einmal ein Festival der Aufklärung und des Journalismus. Ein im weltweiten Olympiabusiness unvergleichliches Angebot, das ich in diesem Theater seit 2007 empfehle (u.a. hier geht es zu den Magazinen vergangener Konferenzen), und das nicht nur als langjähriges Mitglied der PTG-Programmkommission, sondern einfach auch als Dauergast seit der zweiten Konferenz im Jahr 2000, als jemand, der sich diesem Netzwerk verschrieben hat und dafür belohnt wurde mit großartigen Freundschaften, Ideen, Wissen und Mutmachern aller Art.
Inzwischen sind die meisten Präsentationen aufgearbeitet und stehen online zur Verfügung. Videos der größeren Sessions gibt es ebenfalls – lassen Sie sich informieren und inspirieren. Unbedingt!
Als erste kleine Serviceleistung im neuen Jahr: die Präsentationen aus Eindhoven:
Ich habe schon viel geschwärmt in diesem Theater von der Idee Play the Game und den Play-the-Game-Konferenzen (tag Play the Game), die mein Freund Jens Sejer Andersen begründet hat. Und ich werde immer weiter schwärmen und mich an Play the Game beteiligen, die ich für die ehrlichste, wichtigste und nachhaltigste Konferenz halte, die sich mit den drängenden Fragen des Sportbusiness beschäftigt. Im November ist es wieder soweit, diesmal in Eindhoven, erstmals in den Niederlanden und mal wieder außerhalb Dänemarks, was auch wichtig ist, um die Idee vital zu erhalten.
Einige Namen, die mir aus verschiedenen Gründen besonders wichtig sind im Zusammenhang mit Play the Game, ohne Anspruch auf Vollständigkeit, die meisten sind Stammgäste: Mario Goijman (Argentinien), Ian Magic Hughes (Antigua), Ezequiel Fernández Moores, Pablo Vignone (beide Argentinien), Lasana Liburd (Trinidad & Tobago), Kelly White (USA), Richard W. Pound (Kanada), Bob Munro (Kanada/Kenia), Jérôme Champagne (Frankreich), Christer Ahl (Schweden/USA), Jörg Jaksche, Andrew Jennings (UK), David Walsh (UK/Irland), James Corbett (UK), Sandro Donati (Italien), Christopher Gaffney (USA/Brasilien/Schweiz), Juliana Barbassa (Brasilien), Declan Hill (Kanada), Lars Werge (Dänemark), James Dorsey (USA/Singapur/Arab World), Laura Robinson (Kanada), Jaimie Fuller (Australien), Lars Jørgensen, Niels Nygaard (beide Dänemark), Gerhard Treutlein, Dennis Pauschinger, Steve Menary (UK), Osasu Obayiuwana (Nigeria), Roger Pielke jr. (USA) Andreas Selliaas (Norwegen), Bonita Mersiades (Australien), Richard McLaren (Kanada) sowie natürlich Maria, Stine, Kirsten, Ditte, Rasmus, Søren, Jens, Henrik u. v. a. m.
Vom 26. bis 30. November findet im Van der Valk Hotel zu Eindhoven die mittlerweile neunte Play the Game Konferenz statt (plus ein Vorläufer 1997). Ich hatte das Glück, von 2000 bis 2015 acht Mal dabei gewesen zu sein – und ich kann jedem die Teilnahme nur heiß empfehlen. Es lohnt sich in jeder Beziehung: Wer sein Wissen teilt und sich engagiert, wird reich belohnt – mit viel mehr Wissen, unbezahlbaren Kontakten und großartigen Freundschaften.
Nicht zögern: Auf nach Eindhoven!
Eine spannende Summary von gut zwei Jahrzehnten sind die Magazine der bisherigen Konferenzen (es fehlt Aaarhus 2015):
Play the Game ist für mich schlicht die beste Sportkonferenz der Welt. Das sage ich seit fünfzehn Jahren und wiederhole es nicht deshalb so oft und eindringlich, weil ich seit langem im Programmkomitee mitarbeite und versuche, meine Freunde in Dänemark um den grandiosen Netzwerker Jens Sejer Andersen und Henrik Brandt ein wenig zu unterstützen.
Nein, das sage ich, weil das Wissen, die Begeisterung, das Netzwerk, die Lust an der Aufklärung, die Play the Game vermittelt und wofür Play the Game steht, nicht nur mein journalistisches Leben bereichert hat.
Punkt.
Ich kann jedem, der sich für Fragestellungen interessiert, die unter dem Begriff Sportpolitik eingepfercht werden, nur heiß empfehlen, ein Konferenz-Ticket zu buchen. Play the Game findet in diesem Jahr wieder im Marselis Hotel in Aarhus statt – vom 25. bis 29. Oktober 2015.
16.31 Uhr: JW stellt mal die traurige, aber leider erwartbare News des Tages nachträglich voran:
Dr. Tamas Ajan (HUN) has been re-elected as President of the IWF today at the IWF Electoral Congress held in Moscow iwf.net/2013/05/20/dr-…
— IWF weightlifting (@iwfnet) May 20, 2013
Und weiter geht es mit Teil 3 der Recherche von Grit Hartmann:
* * *
Es kommt tatsächlich vor, dass der scheidende IOC-Präsident Jacques Rogge auch nach zwölfjähriger Amtszeit noch als „Visionär“ oder „Erneuerer“ gepriesen wird. Hierzulande geschieht das derzeit sogar häufig. Sportpolitische Berichterstatter, denen der Oberolympier einmal im Jahr ein Interview gewährt, integrieren solche Bewertungen in eine Erzähltaktik, die besagen soll: Hier Rogge, der Reformer des Ringezirkels nach Samaranch, dort Thomas Bach, der Kronprinz und Samaranch-Zögling.
[box title="IWF-Serie"]Die obskure Welt des Tamás Aján, ein ganz normaler olympischer Weltverband:
[/box]
Eigentlich dürfte, dass man mit dem deutschen IOC-Vize nicht auf Reformen spekulieren sollte, auch ohne solche Manöver klar sein, die der schrägen Vorstellung frönen, auf dem IOC-Thron wirke derzeit ein Erneuerer. Dafür müsste man schon Rogges Baby, die Olympischen Jugendspiele (2014 veranstaltet das IOC die Sause in Allianz mit den chinesischen Machthabern in Nanjing, das Versagen beim Pekinger Härtetest 2008 lässt grüßen), für einen genialen Coup halten und die Aufnahme von ein paar neuen Sportarten ins bzw. den vorläufigen Rausschmiss der Ringer aus dem olympischen Programm für originär bei der notwendigen Modernisierung der Spiele.
Längst hat Rogge, der einstige Olympia-Segler, sein Schiff in den Wind gedreht, der schon unter Samaranch wehte. Das erschließt sich spätestens, sobald ungelöste Dauerfragen aus der olympischen Unterhaltungsindustrie, etwa zu bezahlbaren Spielen oder zur WADA-Finanzierung, an Rogges Start gemessen werden. Das Programm nach seiner Wahl im Sommer 2001: „Für die Glaubwürdigkeit des Sports. Gegen Doping. Gegen Korruption. Gegen Gewalt.“ Damals meinte Rogge auch, der Sport habe nur dann eine Zukunft, wenn er „seine ethischen Werte wiederentdeckt“.
Wie hält es also die olympische Familie, wenn einer der Ihren in den Ethik-Fokus rückt?
Die detaillierte Beschwerde der Gewichtheber-Offiziellen zu den unter ihrem Präsidenten, dem IOC-Ehrenmitglied Tamás Aján mysteriös verschwundenen olympischen Millionen böte im Wirtschaftsleben reichlich Indizien, um den Staatsanwalt auf den Plan zu rufen.
Im IOC, das sich seinen Rechtsrahmen selber geben darf, dreht sich die Waschanlage drei Monate. Dann antwortet nicht Rogge. Seine Rechtsabteilung teilt mit, warum der Präsident gegen Ermittlungen der Ethik-Kommission entschieden hat:
Für das formale Daumen-runter-Zeichen und die Feststellung, der Fall sei auf „Anwendung der IWF-Statuten“ bezogen, brauchte es wohl kaum die behauptete „seriöse Analyse“ diverser Unterlagen. Die tiefgekühlten sieben Zeilen sind eher ein Paradebeispiel dafür, was man im IOC unter Transparenz versteht: Sie lassen die Beschwerdeführer rätseln, welche Entlastungsbeweise die IWF vorgelegt haben könnte und warum Aján die dem eigenen Verband vorenthielt.
Und hatten die Kläger nicht angeboten, dem IOC-Präsidenten zur Verfügung zu stehen bei weiterem Klärungsbedarf?
Die IOC-Spitze ist gar nicht interessiert an dem, was die Heber vorzutragen haben. Dem erlauchten Kreis geht es nicht um Aufklärung, das ist das eine Problem. Zum anderen Problem sagt einer der Kläger:
Diese Absage war für uns ein echter Schock.
Zuerst deshalb, weil man sich auf einen Passus in der IOC-Anstandsfibel, im Ethik-Code berufen hat. „Die Olympischen Mittel der Olympischen Parteien“, heißt es scheinbar eindeutig in Abschnitt C, „sollen nur für Olympische Zwecke genutzt werden.“ Die Verwendung der Gelder sei außerdem „klar in der Buchführung“ auszuweisen. Auch tun sich gewisse Abgründe auf zwischen dem abschlägigen IOC-Bescheid und jener „Lebensart“ namens Olympismus, die ja, so lautet das erste der „fundamentalen Prinzipien“ der Olympischen Charta, „auf dem erzieherischen Wert des guten Beispiels“ aufbaut.
Antonio Urso, der Präsident des Europäischen Gewichtheber-Verbandes, und Marino Casadei, einer der IWF-Prüfer, wollen sich so einfach nicht abwimmeln lassen. Sie finden, Rogges Absage stehe im Widerspruch zu „den ethischen Werten des Olympismus“. So steht es in der Klage, die sie als Privatleute dem Internationalen Sportgerichtshof CAS vorlegen. Beklagter: das IOC und sein Präsident.
Wird doch nichts mit einem Live-Blog aus Köln. Too much work. Und zu viele Gespräche, die für den Moment wichtiger sind als eine live-Berieselung. Die Berichterstattung über diverse Vorträge, Diskussionen und Workshops ist online aber schon relativ umfangreich. Zudem werden die Dokumente teilweise live ins Netz gestellt. Wer sich dafür interessiert, kann sich problemlos in den Informationsfluss begeben.
Einige Empfehlungen:
Da haben sie im letzten Newsletter eine feine Formulierung gefunden für die 7. Auflage der Konferenz Play the Game, die nach Stationen in Dänemark, Island und England zum ersten Mal in Deutschland stattfinden wird:
Festival for sports democracy
… vom 3. bis 6. Oktober an der Deutschen Sporthochschule Köln.
Ich kann Journalisten und allen an Sportpolitik Interessierten die Teilnahme an der Konferenz nur wärmstens empfehlen.
Für mich ist Play the Game, initiiert und mit beispiellosem Engagement immer wieder vorangetrieben von Jens Sejer Andersen, die wichtigste Initiative, Kontaktbörse, Weiterbildungsveranstaltung meines journalistischen Lebens. Ich habe Play the Game viel zu verdanken: Freunde, Wissen, Spaß, Energie, Begeisterung, ein Netzwerk Gleichgesinnter, mitunter einen Auftrag. Ich weiß, dass es anderen ähnlich geht.
Play the Game ist mehr als etwas, was Jens Sejer Andersen mal Kommunikationskonferenz, mal ‚home for the homeless questions in sport‘ oder diesmal eben ‚festival for sports democracy‘ nennt. Man muss sich drauf einlassen.
Eines ist gewiss: wer gibt, der bekommt auch etwas zurück.