Olympia 2018: eine Wasserstandsmeldung und ein nervöser Bewerber
SINGAPUR. Hoppala. Da ist aber jemand empfindlich. Das hatte ich auch noch nicht. Edgar Grospiron, Chef der Olympiabewerbung von Annecy,…
SINGAPUR. Hoppala. Da ist aber jemand empfindlich. Das hatte ich auch noch nicht. Edgar Grospiron, Chef der Olympiabewerbung von Annecy,…
Mensch, die kleine „offizielle Opposition„, von der im Mini-Bidbook der Münchener Olympiabewerbung die Rede war, ist ganz schön mächtig geworden.…
DURBAN. Es ist mal wieder an der Zeit, über ein Thema zu reden, über das außer der FIFA kaum jemand…
JOHANNESBURG. Fedor Radmann hat die Weltmeisterschaft für einige Tage verlassen und sich an seinen Schweizer Wohnsitz zurückgezogen. Es gibt immer zu tun für einen wie ihn, einen einflussreichen Fußball-Lobbyisten, den Vertrauten des FIFA-Exekutivmitglieds und Multi-Unternehmers Franz Beckenbauer. Gerade, etwas unangenehm, musste Radmann in Salzburg vor dem Olympia–Untersuchungssausschuss über die Finanzflüsse der einstigen Olympiabewerbung aussagen. Radmann war kurze Zeit Geschäftsführer des Projekts Salzburg 2014, dankte dort unter merkwürdigen Umständen schnell wieder ab. Er führte gesundheitliche Gründe an – gerüchtehalber wurde ihm allerdings eine Nähe zum russischen Konkurrenten Sotschi nachgesagt, der im Juli 2007 den Wettbewerb um die Olympischen Winterspiele 2014 gewann. Radmann hat derlei Verbindungen stets bestritten.
Derzeit werkelt Radmann für Australiens Bewerbung um die Fußball-Weltmeisterschaft 2022. Australien ist bisher gegenüber den USA und Katar klar favorisiert (Japan und Südkorea spielen keine Rolle). Beim FIFA-Kongress kürzlich in Johannesburg saß Radmann wieder ganz weit vorn bei den Ehrengästen, neben ihm Peter Hargitay, der langjährige PR-Berater des FIFA-Präsidenten Joseph Blatter. Auch Hargitay – gebürtiger Ungar, Schweizer Staatsbürger mit Lebensmittelpunkt in London – arbeitet für Australiens WM-Projekt. Down Under machen die Summen, die Radmann und Hargitay kassieren sollen, seit Dienstag Schlagzeilen.
Die Stories wurden Nick McKenzie und Richard Baker recherchiert und erscheinen in den Zeitungen der Fairfax-Gruppe (The Age, SMH etc.), die wichtigsten Beiträge und deren Weiterungen bislang:
Es gibt ein Leben neben der Fußball-WM. Linkfutter für zwischendurch, Lesebefehle habe ich zuletzt sträflich vernachlässigt:
Fecht-Olympiasieger und IOC-Mitglied Pál Schmitt, langjähriger Protokollchef des IOC und Mitglied des Europäischen Parlaments, ist zum neuen Staatspräsidenten Ungarns gewählt worden.
Oops, mal wieder eine Entscheidung des Eislauf-Weltverbandes ISU, die anderswo mindestens so ausgiebig diskutiert wird, wie in Deutschland der Fall Pechstein. Ich wusste gar nicht, dass die ISU noch zwischen Profis und Schauläufern und vielleicht sogar Amateuren unterscheidet. Ich halte es beim ersten Hinsehen für absurd, dass Jewgeni Pluschenko gesperrt wird und nicht an den Winterspielen 2014 in Sotschi teilnehmen soll. Ausgerechnet Pluschenko! Hier ist er übrigens kurz nach der Verkündung von Sotschi als Olympiastadt 2014, damals im Juli 2007 in Guatemala City:
Der ISU-Beschluss, gegen den Pluschenko vor den CAS ziehen kann:
Decision of the ISU Council on Eligibility of Mr. Evgeny Plushenko (RUS)
Based on evidence presented the Council has concluded that Mr. Evgeny Plushenko breached the ISU eligibility rule 102, paragraph 2, i) of the ISU General Regulations and as a consequence has become ineligible under paragraph 7 a) of that rule. The evidence has proved to the satisfaction of the Council that Mr. E. Plushenko, a skater and member of the Figure Skating Federation of Russia (FSFR), skated in exhibitions held in March and April 2010, in Russia and other countries, without the express prior authorization of the FSFR. Such activity is a breach of the ISU eligibility rules and results in the loss of eligibility.
The present decision communicated to both Mr E. Plushenko and the FSFR may be appealed to the Court of Arbitration for Sport, Lausanne, Switzerland, within 21 days upon receipt of the decision, in accordance with Article 25, paragraph 2, c) of the ISU Constitution.
Wie erwartet hat sich Thomas Bach dazu durchgerungen, als DOSB-Präsident zu verlängern. Ein halbes Jahr vor der Entscheidung über die Olympischen Winterspiele 2018 wäre ein Ausstieg ein katastrophales Zeichen gewesen. Die Mitgliederversammlung findet am 4. Dezember 2010 in München statt. Der DOSB sagt:
Am Montag erklärten Präsident Thomas Bach, Walter Schneeloch, Vizepräsident Breitensport/Sportentwicklung, Hans-Peter Krämer, Vizepräsident Wirtschaft und Finanzen, Gudrun Doll-Tepper, Vizepräsidentin Bildung und Olympische Erziehung, und Ilse Ridder-Melchers, Vizepräsidentin Frauen und Gleichstellung, dass sie sich am 4. Dezember 2010 dem Votum der Mitgliederversammlung stellen wollen. Eberhard Gienger, Vizepräsident Leistungssport, wird wegen der Doppelbelastung aus seiner politischen Tätigkeit als Bundestagsabgeordneter und als DOSB-Präsidiumsmitglied nicht erneut antreten. Dies nahm das Präsidium mit Bedauern, aber auch mit Respekt und Verständnis zur Kenntnis. Ingo Weiss wird im Oktober 2010 erneut als Vorsitzender der Deutschen Sportjugend (dsj) kandidieren, ebenso Christian Breuer als Vertreter der Aktiven; die Voten der dsj bzw. der Aktiven würden der Mitgliederversammlung dann im Dezember zur Bestätigung vorgelegt werden.
Ich denke, Ausstiegschancen geben sich für Bach nach der IOC-Session im Juli 2011, wenn über die Winterspiele abgestimmt wird, immer noch. Er muss dann seine IOC-Präsidentschaft vorbereiten, das IOC wählt 2013 in Buenos Aires den neuen Präsidenten/die erste Präsidentin.
Zu Gienger: Ist mir überhaupt nicht klar gewesen, dass der CDU-Mann mit seinen Aufgaben belastet ist.
Und noch mal Russland/Sotschi bzw. das Vancouver-Nachbeben. Der russische Rechnungshof, wenn ich das auf die Schnelle richtig übersetze, hat einen Bericht zum Umgang mit den Olympiafinanzen für die Vorbereitung auf die Vancouver-Spiele vorgelegt. Völlig überraschend ist von Korruption und Misswirtschaft die Rede. Ja, ich weiß, Putin und Medwedew haben das in Auftrag gegeben, denen ist nicht zu trauen. Egal, was mich hier fast mehr interessiert, warum so genannte olympische Insiderdienste wie Inside the Games oder Around the Rings und andere Medien darüber berichten, ohne Quellen zu nennen und den Bericht zu verlinken. Mich nervt das kolossal, täglich mehr, wenn ich nicht zum Original geführt werde, wenn Leute meinen, sie müssten Ihre Beiträge stets ohne Belege und weiterführende Hinweise veröffentlichen. Vielleicht war ich nur zu blöd, sicher kann mir jemand helfen und bessere Links finden als diese, etwa einen zum Originalbericht des russischen Rechnungshofes? Danke schon mal.
Wie gesagt, vielleicht kann jemand mit besseren Beiträgen dienen.
Blatters ehemaliger Außenpolitik-Chef, der kurz vor der WM unter Druck gefeuerte Jérôme Champagne, hat einen neuen Job. Er schreibt:
Dear friends,
It is with pleasure that I can announce to you that the Palestinian National Authority appointed me as „Adviser to the PNA for the development of sport and football“ in Palestine.
Here attached you can find the press release issued in Ramallah on 21st June in Arabic, English and French versions.
This position is attached to the PNA President, H.E. Mr. Mahmoud Abbas, and the PNA Prime Minister, H.E. Mr. Salam Fayyad, and to be executed under the guidance of the Palestinian National Olympic Committee and Palestinian FA President, Mr. Jibril Rajoub.
Four intital directions were given to me:
- the administration of Palestinian football,
- the launch of the Palestinian professional league
- the marketing of these activities,
- the developement of international relations for Palestinian sport and football with sport organizations at world, continental and national levels (including the sister football federations) AND with foreign governments, international organizations, etc.
This mission bears a huge responsability but represents also a privilege for me to continue what I was doing in my eleven FIFA years to help Palestinian football with the support of the FIFA President, Mr. Joseh S. Blatter.
This email is just a first information for you and I will contact you at a later stage when we will be able to start the first concrete projects.
Thanking you in advance for your future support of my new mission,
With my best regards,
Jerome
Nachtrag, apropos Pechstein: Gerade verbreitet ihr PR-Büro Powerplay die Meldung, wonach die gesperrte Eisschnellläuferin eine Einstweilige Verfügung gegen Prof. Fritz Sörgel erwirkt hat – im Eilverfahren ohne mündliche Verhandlung (einen Dringlichkeitsaspekt kann ich anders als der putzige Richter Buske nicht erkennen).
Demnach
… darf Sörgel nicht mehr den Eindruck erwecken, die fünfmalige Olympiasiegerin hätte in ihrer sportlichen Karriere Dopingmittel eingenommen oder verbotene Methoden zur Leistungssteigerung angewandt …
Die Verfügung bezieht sich auf ein Rundfunkinterview vom 19. März 2010! Hochinteressant. Wie gesagt, der Richter heißt Buske, Prozessbevollmächtigte sind „Rechtsanwälte Schertz pp.“ – muss man mehr sagen? Bitte vorsichtig sein mit den Kommentaren – Abmahngefahr. Die Verfügung findet sich auf der Webseite von Claudia Pechstein.
Nachtrag 2: Zur Verfügung des Richters Buske teilt Prof. Sörgel soeben mit:
Wir werden diese Entscheidung natürlich nicht hinnehmen. Die Begründetheit der Ansprüche werden wir in einem Klageverfahren klären lassen. Käme es dann zu einer Verhandlung, könnte auch die Öffentlichkeit einen besseren Eindruck gewinnen was die wissenschaftliche Basis der Pechstein- Seite ist. Natürlich werden wir die „Creme de la Creme“ nationaler wie internationaler, und wahrhaft unabhängiger Gutachter die Argumentation der Gegenseite kritisch überprüfen lassen.
Diese Entscheidung des Hamburger Gerichtes würde mir einen Maulkorb verhängen, denn Ziel ist es ja mich zum Schweigen zu bringen, zumal ich eben bisher in den wirklich wichtigen Fragen nicht in die Knie zu zwingen war. Das soll auch in Zukunft so bleiben und meine Argumente sollen Gerichten wie Öffentlichkeit jederzeit zur Verfügung stehen.
Ich werde so lange kämpfen bis die Wissenschaft , wie bisher beim ISU und CAS ihr Recht bekommt. Es kann nicht angehen, dass man Wissenschaftler mit guten und nachvollziehbaren Argumenten einen Maulkorb umhängen kann.
Die nachfolgenden Ausführungen von RA Scholz-Recht legen auch dar wie oft wir uns schon gegen die Anträge der Kanzlei Scherz & Bergmann erfolgreich vor Gericht gewehrt haben. Wir haben daraus aber keine Medienkampagne gemacht. Jetzt müssen die Dinge aber ausführlich dargestellt werden.
Seine Rechtsanwältin Nicola Scholz-Recht schreibt:
DUBAI. Ich bin ein Idiot. Habe gerade die Chance meines Lebens verpasst. War heute morgen von Scheich Mohammed al-Maktum, dem Ruler of Dubai, zum Stehfrühstück geladen. Angemessen lässig plauderten der Scheich und seine Junior-Gattin Haya, IOC-Mitglied und Präsidentin des Reiter-Weltverbandes, über die olympische Welt, Dubais Olympia-Ambitionen, den Reitsport und die Messe Sportaccord, dieses Gipfeltreffen von Wirtschaft und Sportpolitik, das dieser Tage im Atlantis-Hotel auf der künstlichen Palmeninsel stattfindet. Über die Dopingsperre, die Mohammed gerade hinter sich hat, wurde nicht geredet. Nach einer Weile geruhte der Ruler of Dubai, den Haya stets mit „His Highness“ ansprach, recht eindringlich und äußerst nett zu fragen, ob er etwas für mich tun könne. Ob ich Wünsche hätte. Ich solle es nur sagen, frei heraus.
This is your chance! I have my people here. What can I do for you?
Ja, ich hatte Wünsche. Jede Menge. Aber ich war zu feige, die auszusprechen. Schätze mal, es ging dem Dutzend Kollegen, die Mohammed lauschen durften, ähnlich. Im Einzelgespräch mit dem Scheich wäre uns der eine oder der andere Wunsch gewiss über die Lippen gekommen.
Wiens Polizeipräsident Mag. Dr. Gerhard Pürstl hat zur Judo-Europameisterschaft an diesem Wochenende nur jenen Menschen Zutritt ins Ferry Dusika Stadion gestattet, die „ihre Kleidung und mitgeführte Behältnisse“ durchsuchen ließen. Im Amts-Österreichisch lautet die Anordnung des Mag. Dr. Pürstl:
[caption id="attachment_28587" align="aligncenter" width="530"] Die Verordnung des Mag. Dr. Pürstl in ihrer ganzen Pracht[/caption]Habe gerade kurz entschlossen ein Busticket gebucht. Online, muss also erst mal sehen, ob die Russen das durchgehen lassen oder…
Was bisher geschah, seit der Eyjafjallajökull meine Reisepläne durcheinander brachte, kann man hier nachlesen. Ehrlich gesagt: Ich hatte schon Schiss,…
Dieser verdammte Eyjafjallajökull aber auch. Ich glaube ja fast, das wird hier ein Tage währender Live-Blog. Thema: Wie kommt Mann mit abgelaufenen Russland-Visum und trotz Asche-Wolke des Eyjafjallajökull wieder aus Sotschi nach Berlin?
Wir werden sehen. Wann immer ich kann, werde ich den Eintrag ergänzen. Derzeit lasse ich mir noch ein russisches Schaschlyk schmecken und versuche, nicht hektisch zu werden. Gegen die Kräfte des Eyjafjallajökull ist ohnehin kein Kraut gewachsen.
Ich wäre gestern gern Jean-Claude Killy gewesen. Der Franzose, Chef der IOC-Koordinierungskommission für die Winterspiele 2014 in Sotschi, hatte keine Probleme mit dem Heimflug. Killy ist Teilhaber eines Unternehmens, das Business-Jets vermietet. Als seine Arbeit im Grand Hotel Krasnaja Poljana, dem Edel-Ressort des Gazprom-Konzerns, getan war, flog er im eigenen Jet zurück nach Genf und war so nett, einige Kommissionsmitglieder mitzunehmen, etwa Gian-Franco Kasper, den Präsidenten des Ski-Weltverbandes. Als ich am Abend, nach einem langen Recherchetag in den Bergen, wieder in Sotschi war, sah ich im Hotel die Nachrichten vom Vulkanausbruch auf Island.
Hat jemand einen Tipp, wie ich wieder nach Hause komme?
Auf der Webseite des norwegischen Meteorologisk institutt fand ich eine hübsche Grafik, die die voraussichtliche Entwicklung der Aschewolke zeigt. Es geht gen Süden und irgendwie auch gen Russland. So soll es gegen Mittag aussehen.
Nachdem es erst so schwer war, nach Russland zu kommen, und die Arbeit dort auch nicht unbedingt relaxt, wird es scheinbar noch sehr kompliziert, das Land wieder zu verlassen. Mein Visum gilt nur bis heute 24 Uhr. Und ich fliege mit Aeroflot, mein Vertrauen hält sich also in Grenzen. Mal sehen, was mich noch erwartet. Wird bestimmt spannend.
Berichte und Bilder aus dem Kaukasus folgen später.
12.38 Uhr: Die ersten Tipps in den Kommentaren sind ja gar nicht schlecht. Durchgespielt habe ich nun schon:
Ich denke, dass – wie ein gemeiner Kommentator schreibt, auch gegen einen Live-Blog aus russischer U-Haft nichts einzuwenden wäre, sollten die Milizionäre in Moskau-Scheremetjewo kein Verständnis für das heute um Mitternacht abgelaufene Visa Visum haben.
Zum Thema Zugfahrt schreibt mir gerade ein guter Bekannter:
Falls Du wirklich auf den Zug durch die Ukraine nach Berlin angewiesen bist, vergiss nicht, Futter einzupacken. Als ich gefahren bin (35 Stunden), gab es kein Bordrestaurant. Allerdings hält der Zug immer mal wieder 20 Minuten. Dann stürmen Mütterchen heran und verkaufen alles: Brote, Hähnchen, Nüsse, Bier, Kaviar, getrockneten Fisch.
Zugfahrt ist erträglich; Waschbecken, zwei Klos. Nach 30 Stunden fangen aber dann doch die Füße an zu riechen, besser gesagt: Sie riechen wahrscheinlich vorher schon, aber nach 30 Stunden merkt man es auch selbst. Wenn Du Glück hast, kannst Du ein Einzelabteil erschnorren vom Schaffner. Wenn Du ihm am Anfang was zusteckst, wird er das nicht vergessen, kennste ja sicher schon. Möglicherweise kannst Du ihm auch von Deinem Dilemma erzählen; die Schaffner haben immer ganz gute Kontakte zu den Grenzern, weil hin und wieder doch mal was rübergeschmuggelt wird. Bei meiner Fahrt damals schauten Schaffner und Zöllner gemeinsam DVD-Filmchen auf dem Schaffnerlaptop, bis der Waggon kontrolliert war.
DVDs habe ich dabei. Aber ich glaube, die Zugfahrt kommt eher nicht in Frage. Weder von Sotschi, noch von Odessa, noch von Simferopol oder Trabzon. Stattdessen werde ich wohl erstmal nach Moskau fliegen. Wenn etwas fliegt.
Dass Aeroflot unerschrocken den Flugverkehr aufrecht hält, hatte ich ja schon vermutet. Auf der Webseite des Flughafens Schönefeld, wo ich kurz vor Mitternacht landen sollte, gaben die Russen vor wenigen Minuten noch grünes Licht:
Inzwischen heißt es dort nur noch:
VANCOUVER. Wer sagt’s denn. Noch 3:30 Minuten und ich bin schon auf meinem Platz. Ein tolles Blogging-Tool kann ich leider nicht mehr einrichten. Also auf die herkömmliche Art. Viel Spaß!
17.30 Uhr: Los geht’s! Habe ich eigentlich schon gesagt, dass ich dachte, die Abschlussfeier beginne erst um 20 Uhr? Ich sage nur: Recherche. Bin eher durch Zufall drauf aufmerksam gemacht worden, dass es sich lohnen würde, mal loszugehen. Danke, Kollegin R!
Wunderbarer Start! Sie machen sich lustig über die Panne bei der Eröffnung. Das nenne ich: Genial! Catriona Le May Doan darf die Flamme nachträglich entzünden. Und so sieht doch das schon besser aus – mit der vierten Pylone:
Und das ist noch von vorhin. Es war ganz großes Kino. Für sternburg:
Jacques heute mit Canada-Schal.
Wer hätte das wohl so gemacht wie die Kanadier? Ich meine, wer hätte sich selbst auf die Schippe genommen für die Hydraulikpanne vor zwei Wochen? Die Chinesen etwa?
Darf ich es nochmal sagen: Diese Zeremonien in einem Hallenstadion haben etwas. Obwohl, bei diesem Wetter hätte man das problemlos auch im Freien veranstalten können. In Lillehammer stand ich mal bei gefühlten Minus 30 Grad an der Skischanze bei so einer Feier. Es war trotzdem nett.
Die Sportler: Offenbar sind kaum noch deutsche Soldaten/Polizisten/Zöllner vor Ort. Anni Friesinger sah ich und André Lange. Im Übrigen habe ich vorhin im kanadischen Fernsehen so eine Highlight-Sendung gesehen. Fast nur Slomos, hübsch auf Musik geschnitten. Der übliche Trick. Wirkt immer wieder. Ich sehe Vancouver jetzt mit ganz anderen Augen.
Kommando zurück: Jetzt kommen doch noch etliche Deutsche. Die Sportlerteams sind ganz bunt gemischt. Kein Kompanie-Zwang. Das gefällt mir. Und denen offenbar auch sehr.
17.55 Uhr: Was mir ebenso gefällt: Wenn sie sich gegenseitig fotografieren. Hoffentlich denken sie aber an die IOC-Blogging Guidelines. Aber ich glaube, der Mann mit dem Canada-Schal wird sich heute nicht so haben. Im Grunde seines Herzens versteht der Spaß. Habe ich eigentlich mal erzählt, dass Rogge 1972 aus dem belgischen Olympiateam geschmissen werden sollte, weil er sich mächtig über Sportfunktionäre aufgeregt und diesen alten, verknöcherten Trotteln die Meinung gegeigt hat. Raoul Mollet, damals Belgiens NOK-Präsident, hat ihn rausgehauen und ihn für die Athletenkommission verpflichtet. Zunächst auf Probe. Ist dann doch etwas Längeres draus geworden.
18.11 Uhr: @ Chuck: Journalisten finden an ihren Plätzen einen fetten Hefter vor mit allen Details zur Feier. Ist immer so, auch bei der Eröffnung. Fernsehleute bekommen das wohl meist etwas früher, glaube ich. Damit die Moderatoren nicht ganz so unvorbereitet sind.
Ich finde, die drei Langläufer haben gerade eine sehr schöne Siegerehrung. Das werden sie ihren Enkeln erzählen. Hatte gar nicht mitbekommen, dass es noch eine Medaille für Deutschland gab. Nummer 30. Damit zweitbestes Olympia-Abschneiden. Ein bisschen wird es die DOSB-Helden ärgern. Denn sie tun ja immer so, als habe im Mai 2006 eine neue Ära begonnen. Sie wollten mehr Medaillen als 2002 in Salt Lake City (36).
Die neuen Athletenvertreter im IOC vorzustellen, ist auch eine schöne Sache. Gibt es seit 2000 in Sydney.
Ich vermisse meinen Dauerpartner, den Kollegen G.
Stichwort Sportsoldaten:
Jetzt gehts nach Sotschi.
Diese Hymne habe ich schon als Kind gern gehört :) Natürlich wie alles hier: Fantastisch vorgetragen.
Russland, unser geheiligter Staat.
Russland, unser geliebtes Land.
Tatkräftiger Wille und großer Ruhm
Sei dir eigen für alle Zeit.Refrain
Ruhmreiches Vaterland, unser freies!
Brüderliche Völker, vereint seit Jahrhunderten,
Von den Vorfahren überlieferte Weisheit des Volkes
Ruhmreiches Land, wir sind stolz auf dich!
Von den südlichen Meeren bis zum Polarkreis
Erstrecken sich unsere Wälder und Felder.
Einzig bist du in der Welt, so einzig,
Dass von Gott die Heimaterde beschützt wird.Refrain
Ein weiter Raum für Träume und Leben
Eröffnet sich uns in den künftigen Jahren.
Uns gibt Kraft unsere Treue zu unserem Vaterland –
So war es, so ist es, und so wird es immer sein.Refrain
Kleiner Vorgeschmack auf die Spiele am Badestrand. Natürlich dürfen die Kosmonauten nicht fehlen. Waleri Gergijew kommandiert seine Künstler, die in Moskau sitzen, von hier aus. Auch ganz nett. Wenn sie es bei der Musik belassen würden, die Russen, wäre das großartig. Aber so bunt. So durcheinander. Die lieben das eben.
Oh, Alexander Ovechkin hat sich von den letzten Nächten wieder erholt. Er ist hart im Nehmen. In den, nun ja, Tanzlokalen, wurde er stets mit mehreren Blondinen gesichtet. Ich hab’s einmal erlebt. Nähere Angaben kann der Kollege B. machen, der mehrfach Zeuge wurde.
18.40 Uhr: Gaaaanz wichtig: John Furlong spricht nicht nur Englisch, sondern auch Französisch. Das hatte er zu Beginn noch vermieden und wurde dafür scharf kritisiert.
The time is come to say goodbye!
Um mit Furlong zu sprechen: Ja, die Welt kennt Kanada jetzt, eeh!
Oh je, kann mir jemand helfen? Ich bin so leicht zu beeindrucken. Joseph Blatter würde jetzt seine Unterarme freimachen und seine Gänsehaut zeigen: Can you see my emotions?
Es sind die Kleinigkeiten. Er sagt auch nicht einfach, ich danke den Volunteers, nein, er sagt: Blue Jackets. Geradezu liebevoll. Er sagt Blue Jackets 1 – Cypress Mountains Weather 0!
Auch das ist groß: Man stelle sich vor, ein deutscher Organisationschef würde sich beim Kanzler/in und Bundespräsidenten nur so bedanken: Our leaders, sitting over there … Und zeigt mit dem linken Arm rüber zur VIP-Loge.
To the people of Georgia: We are so sad and so sorry for your loss.
Standing ovations.
Rogge. Jetzt ohne Schal. Aber mit roter Krawatte. Hat Anne gut ausgesucht. Kumaritaschwili habe ich auch mit bescheidenen Französischkenntnissen verstanden.
Mir fällt gerade ein: In Sotschi hält ein neuer IOC-Präsident die Rede. Kleine Umfrage:
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19.04 Uhr: Diesmal hat die Hydraulik nicht versagt: Pylonen und Feuerschale sind weisungsgemäß im Boden versunken.
Sehr witzig, so weit ich es verstanden habe: William Shatner, Catherine O’Hara und Michael J. Fox.
Nun kanadische Folklore. Bin großzügig, ist ja die Show von Gastgebern.
Die komplette Rede von John Furlong:
Closing Ceremony speech by VANOC CEO John FURLONG (CAN)
Excellencies, Chiefs, President ROGGE (BEL), Members of the International Olympic Committee, Prime Minister, Heads of State, Premiers, Mayors, Ladies and Gentlemen, Athletes of the World
Good evening.
The 2010 Olympic Winter Games have taught us that we are not 6 billion people. We are all members of the same family. Over these remarkable 17 days we have together demonstrated the remarkable powers of sport to the human world. We have seen first hand that there is indeed a beautiful force that can unite, inspire and liberate – a force that can replace despair with hope and ignite the human spirit. This force is sport in the arena of the Olympic Games. And because we had sport here – we too had peace. And because these Games took place in the spirit of peace, they took place in the spirit of friendship.
But the time has come to say goodbye, to say thank you. And to perhaps compare for a moment the Canada that was with the Canada that now is.
I believe we Canadians tonight are stronger, more united, more in love with our country and more connected with each other than ever before. These Olympic Games have lifted us up. If the Canada that came together on Opening night was a little mysterious to some it no longer is.
Now you know us….eh?
If we were once the few we are surely now the many. That quiet, humble national pride we were sometimes reluctant to acknowledge seemed to take to the streets as the most beautiful kind of patriotism broke out all across our country; so many new and dazzling applications for the Maple Leaf – so many reasons to smile and be joyful.
Canadians you joined each other and our colourful international visitors in common celebration – radiant, jubilant, spontaneous, peaceful. For us you were the wind beneath our wings. You did not just cheer – rather you lived every glorious moment as if you yourselves were competing for gold. You were the bench strength we had hoped for – the difference makers at these Games.
Alexandre [BILODEAU, CAN – Moguls] – your first Gold Medal gave us all permission to feel like and behave like champions. Our last one will be remembered for generations.
To the Men and Women in the Blue Jackets, you are the undisputed heroes of these Games. The class of 2010. A perfect team – you have behaved with great dignity, poured your hearts and souls into every task. You smiled – you cheered and you filled the hearts of our visitors with friendship and goodwill. For many of you who toiled behind the scenes no thanks will ever be enough. You took on a stubborn mountain with all your might. The final result – Blue Jackets 1 Cypress Mountain Weather zero. You were tested again and again and reminded us all every day that there is no force that can sustain itself against the full thrust of a determined human heart. May your contribution here be worn as a badge of honour for the rest of your lives. For you have – through your service – defined for all to see what it is to be a proud, generous Canadian.
VANCOUVER. Das Gesicht der Bewerbung ist müde. Willy Bogner sitzt in der Lounge II des Deutschen Hauses in Vancouver und braucht jetzt einen Kaffee. Er ist schon wieder zwölf Stunden auf den Beinen, und der Abend hat nicht einmal begonnen. Er muss noch zwei Interviews geben und in Kürze gibt es ein Essen zur Erinnerung an die Sommerspiele 1972 in München.
Walther Tröger kommt gleich, der Bürgermeister des Olympischen Dorfes von 1972, der in Vancouver mit seinen 81 Jahren – und trotz tagelanger heftiger Zahnschmerzen – tapfer fürs Vaterland schuftet. Tröger, seit Januar IOC-Ehrenmitglied, damit nicht mehr stimmberechtigt und also relativ unabhängig, blüht wieder auf. Denn München ist seine olympische Liebe. Er umgarnt die älteren IOC-Mitglieder, von denen es viele gibt, und er führt seinen Kumpel Willy Bogner (68) in diesen bizarren Zirkel ein.
So eine Olympiabewerbung ist eine anstrengende Sache. Jeden Morgen um 7.30 Uhr lässt Thomas Bach, IOC-Vizepräsident und Chef des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), seine Pappenheimer aufmarschieren. Dann werden im Deutschen Haus die großen Themen und winzige Details besprochen. Die Deutschen sind gründlich.