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Das Olympische Bildungsmagazin

Dopingkontrollen bei deutschen Schwimmern

The sport of swimming is to be revived from January 1, 2010

… sagt Craig Lord, einer der profiliertesten Schwimm-Berichterstatter. Er bezeichnet die WM in Rom als SHAMPIONSHIPS und bezieht das vor allem auf die Rennanzüge der Athleten, wozu er auf swimnews.com hübsche Ãœbersichten erstellt, die ich unter Quellenangabe zusammenfasse.

(Bei der BBC gibt es die Weltrekord-Auflistung mit Anzugsmarke. Dank für den Hinweis an Skeptiker.)

Suit Wars: Shiny Medals Table (no relays)
Gold Silber Bronze # WR
arena X-Glide
(u.a. Paul Biedermann)
14 12 10 13
Jaked01
(Federica Pellegrini)
9 12 16 13
Speedo LZR
(Michael Phelps)
6 2 7 5
adidas Hydrofoil
(Britta Steffen)
4 6 1 5
Descente Aquaforce 1 2 1 0

Craig Lord, dessen Berichterstattung ich bereits empfohlen habe, hat allerdings immer auch das Thema Doping im Fokus, das wegen der absurden Anzugs-Debatte leider in deutschsprachigen Medien kaum beleuchtet wird. Warum berichtet eigentlich kaum einer der deutschen Reporter in der „Fabrik der ungetrübten Träume“ (NZZ) über andere mögliche, durchaus nahe liegende Gründe von Leistungsexplosionen?

Schwimmen, das wollen wir mal festhalten, sozusagen als historischen Fakt (großes Wort), ist eine klassische Dopingsportart. Eine der wenigen Ausnahmen dieser Tage war ARD-Reporter Florian Bauer, der die FINA-Angaben zu Dopingkontrollen ausgewertet hat, die ich in etlichen Tabellen zur Diskussion gestellt habe.

(Wenngleich, der Kollege wird mir diesen Hinweis hoffentlich nicht verübeln: Mir leuchtet nicht ein, warum man aus so einer Geschichte eine Vorab-„Exklusiv“-Meldung an die Nachrichtenagenturen geben muss. Ich meine: Wo war/ist das „Exklusive“, außer dass jemand seinen Job gemacht hat?)

Bevor ich zum versprochenen zweiten Teil des Dopingkontrollzahlenwerks komme, nur noch zwei Episoden, die ich gemeinsam mit Craig Lord erlebt habe und kaum vergessen werde. Kleine Geschichten (oder vielmehr: eine kleine große Geschichte) über Sportberichterstattung und Doping, über Schein und Sein und Sportjournalismus und Dichtung und Wahrheit:

Bei den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta haben wir gemeinsam die Fabelzeiten der irischen Schwimmerin Michelle Smith-de Bruin miterlebt. Fantastische Steigerungen von mehr als zehn Sekunden, obwohl doch die Gute daheim in Irland nur eine 25-m-Bahn hatte. Drei „Olympiasiege“. Trainiert wurde die Wunderschwimmerin von ihrem Ehemann Erik de Bruin – Holländer, Diskuswerfer und damals wegen Dopings vier Jahre gesperrt. Man musste also nur eins und eins zusammen zählen und die Geschichte der Michelle Smith-de Bruin einigermaßen korrekt erzählen.

Ich erinnere mich gut daran, dass Craig Lord auf den Pressekonferenzen in Atlanta regelrecht niedergebrüllt wurde, wenn er entsprechende Fragen stellte. Er wurde, um das ausdrücklich festzuhalten, von „Journalisten“ kritisiert. Ich könnte dazu mehr sagen und andere Stories erzählen, will aber nur kurz die Sache mit Michelle auflösen: Zwei Jahre später, im Frühjahr 1998, schrieb Craig Lord eine Geschichte für die Times und war mit der Nachricht, wenn ich mich recht erinnere, als erster auf dem Markt, dass – na was wohl? – Michelle Smith-de Bruin eine Dopingprobe manipuliert hatte.

Manchmal, zugegeben: sehr selten, lohnt sich eben journalistische Beharrlichkeit. Ich war damals zufällig bei einem UEFA-Kongress in Dublin und sah also die gute Michelle nach Atlanta zum zweiten Mal in meinem Leben. Wieder eine Pressekonferenz, und Gott: was hat sie geweint, wie hat sie beteuert, dass sie nie gedopt habe, dass sie gar nicht wisse, wie das Wort buchstabiert wird usw. usf. – spekuliert wurde übrigens auch über zu viel Whisky im Urin.

[Nachtrag, 18.21 Uhr: Hoppala, es geht doch – taz-Interview mit Harm Beyer über die Dopingpolitik der FINA, in dem sogar die Wunderschwimmerin erwähnt wird: „Der letzte richtig prominente Dopingfall war der der Irin Michelle Smith.“]

Nun zu den Zahlen, die vorliegen. Was ich hier zusammenstelle ist viel mehr, als die deutsche Schwimm-Präsidentin Christa Thiel von sich gibt. Gerade wird Gestern wurde sie vom Sportinformationsdienst zitiert:

Ich kann nur betonen, dass in Deutschland reichlich Trainingskontrollen vorgenommen werden. Und auch die Blutkontrollen sind nicht zu knapp. Das gilt insbesondere für unsere Leistungsträger wie Britta Steffen und Paul Biedermann.

Was von derlei Behauptungen zu halten ist? Ich weiß es nicht. Ich weiß auch nicht, warum viele Journalisten Frau Thiel mit solchen Sätzen davon kommen und/oder sich von ihr die Welt erklären lassen. Soll sich jeder selbst ein Bild machen, in dem er vorliegende Zahlen mit den Worten vergleicht. Ich finde allerdings, dass eine Funktionärin, die ernsthaft glaubt, sie sei sportpolitisch versiert, in der Pflicht ist, mehr zu liefern als vage Formulierungen. Wie wäre es mit Fakten? Die FINA-Kontrollen von Steffen (14), die heute Abend bestimmt in Weltrekordzeit Weltmeisterin wird, und Biedermann (12) habe ich bereits aufgelistet – eigentlich wäre so etwas Aufgabe des mit Steuer-Millionen alimentierten DSV.

Die FINA-Angaben ergänze ich nun mit den Angaben der Nationalen Antidopingagentur NADA. Einige Gedanken dazu habe ich in der FR („Die ewige Frage“) und im Deutschlandfunk bereits geäußert. Wer hier allerdings Antworten auf die Frage sucht, wie jemand, der an Pfeifferschen Drüsenfieber erkrankt war, so flink wieder in komfortable Wasserlage kommt, sollte sich ein medizinisches Spezialblog suchen. Davon habe ich (erst recht) keine Ahnung.

Zum Thema Dopingkontrollen gilt wie immer:

Einerseits ist das eine unvollständige und bedingt aussagekräftige statistische Spielerei, weil offenbar niemand über alle Zahlen zu Dopingkontrollen im Schwimmen verfügt und sammelt (ich denke, da ist aus dem Establishment auch kaum jemand dran interessiert), weil noch keine Angaben für das erste Halbjahr 2009 vorliegen, weil die Zahlen keine Aussagen über die Qualität der Trainingskontrollen treffen (tatsächlich „unangekündigt“, tatsächlich mit kriminalistischem Gespür durchgeführt?) usw. usf.

Wir wissen, dass viele Mittel (Wachstumshormon) lange Zeit nicht nachweisbar waren und teilweise bis heute nicht nachweisbar sind – schon gar nicht, wenn man nicht zielgerichtet darauf kontrolliert. Und schließlich: Wir wissen aus der DDR, aus den USA (auch schon spätestens 1983 Ausreisetests), aus dem Radsport, also nicht erst seit Marion Jones, dass die Anzahl erfolgreich absolvierter Kontrollen kein Qualitätssiegel ist.

Doch als Beobachter können derlei Angaben gewissermaßen auch als Indizien für die Lauterkeit eines Athleten/einer Leistung verwerten. Man muss ja nicht gleich immer an das Naheliegende denken.

Andererseits: Wenn keiner der Beteiligten ständig aktualisierte Übersichten vorlegt und außer der FINA niemand die Namen der getesteten Athleten nennt (bzw. die Tests den Sportlern zuordnet) und damit teilweise Transparenz schafft, sind derartige Zusammenstellungen die einzig belastbaren Aussagen.

(Das ist mehr, als beispielsweise Paul Biedermann bieten kann, der vage von rund 20 Kontrollen in diesem Jahr spricht. Nur: Wo sind die Belege?)

Damit und darüber lässt sich diskutieren. Anders gesagt: Ich verstehe nicht (und habe das schon oft genug formuliert), dass keiner der doch sauberen deutschen Schwimmer (bleiben wir im Land) proaktiv tätig wird und seine Leistungen mit einer lückenlosen Dokumentation seiner Kontrollen, Blutwerte, Kontrolldichte (anderes ließe sich anführen) belegt. Ich habe darüber oft genug auch mit Funktionären, Trainern, Managern, Sportlern, Dopingkontrolleuren, Wissenschaftlern diskutiert – seit mehr als zehn Jahren. Meine Erfahrung: Das Interesse daran tendiert bei Funktionären, Sportlern und deren Betreuern gegen Null.

Dopingkontrolleure, womit ich im weitesten Sinne die WADA- und NADA-Vertreter meine, verweisen stets auf juristische Probleme (Datenschutz, Persönlichkeitsrecht), die beispielsweise eine namentliche Zuordnung der in den Statistiken aufgeführten Kontrollen nicht erlauben. Das mag so sein, gerade deshalb sage ich ja: Jeder saubere, „unschuldige“ Sportler sollte ein Interesse daran haben, dies auch zu belegen – vor allem hat er ein Recht, Daten offenzulegen.

Nun zu den Tabellen, wie immer gilt: Angaben ohne Gewähr – Korrekturvorschläge/Hinweise/Indizien/Blutwerte sind jederzeit willkommen.

Zunächst ganz allgemein: Eine Übersicht der Kontrollen der NADA in Deutschland

Bericht TK Urin TK Blut TK gesamt TK für Dritte WK
2008 6882 1142 8026 342 4900
2007 4596 276 4872 445 4661
2006 4517 0 4517 219 3679
2005 4482 0 4482 197 3839
2004 4282 0 4282 135 4456

Diese Kontrollen bezogen sich jeweils auf rund 8000 deutsche Kaderathleten. Die NADA unterscheidet seit Januar 2009 diese neuen Testpools:

  1. RTP, Registered Testpool: A-Kader-Athleten der Sportarten mit Gefährdungsstufe I sowie Athleten, die einem internationalen Testpool ihres internationalen Verbandes angehören – etwa 500 Athleten
  2. NTP, Nationaler Testpool: A-Kader-Athleten der Sportarten mit Gefährdungsstufe II und Gefährdungsstufe III – etwa 1100 Athleten
  3. ATP, Allgemeiner Testpool: B-, C-, D/C- und D-Kader-Athleten – rund 7000 Athleten

Der Kontrollschwerpunkt liegt auf den 500 Sportlern des RTP, für die insgesamt etwa 6000 Trainingskontrollen geplant sind – sieben Urin, zwei Blutkontrollen pro Athlet mindestens (das gilt beispielsweise für Britta Steffen und Paul Biedermann). Das ist eine deutliche Konzentration auf die Top-Athleten. Zum Vergleich: Im alten System gab es im vergangenen Olympiajahr noch 5500 Trainingskontrollen für die 1500 Athleten des damaligen NTP, der höchsten Kategorie. Im alten System sollten Athleten der höchsten Kategorie fünf Urin- und zwei Blutkontrollen pro Jahr haben.

Die Risikobewertung der NADA sagt, dass im Schwimmen bei Strecken zwischen 200 und 1500 Metern „Blutprofile der Topathleten erstellt werden sollten“. Eine Verpflichtung dazu seitens der Verbände (wie etwa im Radsport, Eisschnelllaufen, Skilanglauf) gibt es meiner Kenntnis nach allerdings nicht.

Der ehemalige DSV-Örjan Madsen hatte mal von Doping-Pässen (davon spricht man im internationalen Sport übrigens seit Anfang der 1990er Jahre!) und Blutprofilen gesprochen – ist daraus auch nur ansatzweise etwas geworden? Schon vor der EM 2006, als Britta Steffen wie Phoenix aus der Asche stieg, hatte Madsen in einem Brief an seine Kader-Schwimmer kritisiert. Sport-Bild veröffentlichte den Brief dann nach der EM exklusiv. Darin heißt es u.a.:

„Die SchwimmerInnen des Deutschen Schwimmverbandes sind in Sachen No-Shows ‚führend‘ in Europa. Wir haben (zu viele) AthletenInnen, die nicht dort anwesend sind, wo sie laut den selbst eingereichten Fina-, Wada- und Nada-Unterlagen sein sollen, wenn Dopingbeauftragte unangemeldete Tests durchführen wollen.“

Madsen konstatierte ein „Imageproblem, das sich zu einem Glaubwürdigkeitsproblem entwickeln kann, falls wir nicht aktiv eine andere Haltung hierzu einnehmen und unsere Vorgehensweise ändern“.

In jenem Sommer hieß es dann auch:

Thiel kündigte konkret an, man wolle bei der Erstellung bestimmter Voraussetzungen (Steoridprofil im Urin, genetisches Profil, hormonelles Profil) aktiv werden. „Die Athletinnen und Athleten der Nationalmannschaft willigen ein, Urin und Blut oder auch andere Körper-Flüssigkeiten beziehungsweise -Gewebe für spätere Analysen einzufrieren oder in sonstiger Weise für spätere Analysen zu asservieren“ (…)

Okay, noch einmal: Wo sind die Beweise, wo die Fakten? Transparenz statt Postulaten wäre ganz schön.

[Nachtrag, 2. August, 9.17 Uhr: Nicola weist in den Kommentaren dankenswerter Weise auf eine Pressemitteilung des DSV hin, wonach sich Athleten für ein Forschungsprojekt der Uni Bayreuth zur Verfügung stellen. Das ist löblich, indes finde ich: Die Beteiligung an einem Forschungsprojekt reicht absolut nicht aus.]

In der nächsten Tabelle fasse ich sämtliche NADA-Angaben zu Sportlern des DSV und die Angaben des Weltverbandes FINA zusammen. Wohlgemerkt — die Zahlen beziehen sich auf sämtliche Sparten des Schwimmsports, also: Beckenschwimmen (22 Athleten im DSV-Aufgebot für die WM in Rom), Freiwasserschwimmen (7), Synchronschwimmen (12), Wasserspringen (12) und Wasserball (30).

Dopingkontrollen für DSV-Athleten gemäß NADA und FINA
Training (TK) Wettkampf (WK)
Urin Urin auf Epo Blut gesamt erfasste Athleten Urin Urin auf Epo erfasste Athleten
2008 NADA 297 87 80 377 361 162 4 361
FINA 57 41 23 13
2007 NADA 362 33 32 394 362* 140 1 362*
FINA 69 42 56 36
2006 NADA 331 6 0 331 k.A. 134 1 k.A.
FINA 64 43 49 35
2005 NADA 332 43 0 332 k.A. 108 2 k.A.
FINA 79 46 39 27
2004 NADA 339 32 0 339 k.A. 134 3 k.A.
FINA 71 38 43 30
2003 DSB/DSV 378 378 k.A. k.A. k.A.
FINA 72** 33 45 16
2002 DSB/DSV 379 379 k.A. k.A. k.A.
FINA 71*** 29 32 20
2001 DSB/DSV 380 380 k.A. k.A. k.A.
2000 DSB/DSV 374 374 k.A. k.A. k.A.
1999 DSB/DSV 409 409 k.A. k.A. k.A.
1998 DSB/DSV 394 394 k.A. k.A. k.A.
1997 DSB/DSV 403 403 k.A. k.A. k.A.
1996 DSB/DSV 378 378 k.A. k.A. k.A.
1995 DSB/DSV 359 359 k.A. k.A. k.A.
1994 DSB/DSV 359 359 k.A. k.A. k.A.
1993 DSB/DSV 335 335 k.A. k.A. k.A.
1992 DSB/DSV 330 330 k.A. k.A. k.A.
1991 DSB/DSV 163 163 k.A. k.A. k.A.
1990 DSB/DSV 92 92 k.A. k.A. k.A.

kleine Legende:

  • Zur Spalte „erfasste Athleten“: Die NADA meint hier die Zahl der Kaderathleten des DSV. Das heißt, im Durchschnitt gab es in den vergangenen beiden Jahren weniger als eine Trainingskontrolle pro Jahr pro Kaderathlet, bei Wettkampfkontrollen sieht das noch schlechter aus. Die Sache mit Durchschnittswerten ist natürlich schwierig, denn die NADA sagt ja, dass die Top-Athleten wie Biedermann und Steffen (s.o.) pro Jahr mindestens sieben Mal zielgerichtet unangemeldet kontrolliert werden sollen. Die FINA meint hier die Anzahl der tatsächlich kontrollierten Athleten.
  • Vor Einsatzfähigkeit der NADA liefen die Kontrollen m.E. in Abstimmung von DSV und der Antidopingkommission des Deutschen Sportbundes.
  • * Ich denke, hier hat sich im NADA-Protokoll ein kleiner Fehler eingeschlichen. Statt 362 Athleten muss es 327 heißen. Denn in den Dopingberichten der Spitzenverbände für 2007 nennt der DSV 327-Kaderathleten.
  • ** Die FINA nennt fünf no shows bei deutschen Athleten, aber keine Namen
  • *** Die FINA nennt sieben no shows bei deutschen Athleten, aber keine Namen

Nun einige Stichproben für einzelne Athleten. Von anderen Schwimmern, die ich nicht komplett ausgezählt habe, ist mir beispielsweise Sandra Völker mit relativ vielen Kontrollen aufgefallen. Ich spare mir aus Zeitgründen die Links zu den FINA-Listen, die ich in diesem Beitrag bereits gesetzt habe.

FINA-Dopingkontrollen ausgewählter deutscher Schwimmer
2008 2007 2006 2005 2004 2003 2002
TK WK TK WK TK WK TK WK TK WK TK WK TK WK ∑
Biedermann 3 1 2 0 1 0 2 2 1 0 0 0 0 0 12
Buschschulte 3 0 2 1 3 0 3 2 2 2 3 3 4 1 29
Dallmann 3 0 1 0 2 0 2 0 1 0 2 0 4 0 15
Liebs-Lurz 3 1 3 2 2 1 2 0 0 0 0 0 0 0 14
Meeuw 3 0 3 0 2 1 2 0 1 0 0 0 0 0 12
Steffen 4 0 4 3 3 0 2 0 1 0 0 0 0 0 17
Pietsch 3 0 1 1 2 0 2 1 3 0 1 0 14
Kamrau 1 1 1 3 0 6 1 7 1 4 0 5 0 2 32
Maurer 1 2 1 10 0 5 0 0 2 6 2 0 0 4 33
Samulski 2 0 2 1 2 0 2 0 0 0 0 0 0 0 9
Rupprath 1 1 1 1 0 3 3 0 3 4 4 3 4 2 30
Poleska 0 0 1 0 0 0 3 1 3 1 2 0 1 0 12
van Almsick 4 0 6 0 5 0 15

Man sieht zumindest, dass ein großer Teil der Kontrollen auf die beiden Langstreckenschwimmerinnen Britta Kamrau und Angela Maurer entfällt. Ich wiederhole mich: Vom DSV sind mir keine Statistiken bekannt, die über das hinausgehen, was Frau Thiel in Interviews zu sagen pflegt – und ich würde mich durchaus nicht ungern korrigieren.

Nachtrag, 15.25 Uhr, weil es hier gut passt: Ich kopiere doch nochmal die FINA-Angaben zu den Kontrollen der beiden deutschen Stars Paul Biedermann und Britta Steffen hinein, die ich vorgestern bereits veröffentlicht habe:

FINA-Kontrollen Paul Biedermann
12 26.06.2008 Training
11 08.05.2008 Training
10 03.03.2008 Training
9 01.02.2008 Wettkampf Olympiatest Peking
8 26.09.2007 Training
7 20.01.2007 Training
6 21.03.2006 Training
5 29.07.2005 Wettkampf WM Montreal
4 10.05.2005 Training
3 16.03.2005 Training
2 23.01.2005 Wettkampf Weltcup Berlin
1 07.12.2004 Training
FINA-Kontrollen Britta Steffen
14 15.07.2008 Training
13 23.06.2008 Training
12 09.05.2008 Training
11 20.12.2007 Training
10 04.12.2007 Training
9 18.11.2007 Wettkampf Weltcup Berlin
8 01.04.2007 Wettkampf WM Melbourne
7 30.03.2007 Wettkampf WM Melbourne
6 05.02.2007 Training
5 18.01.2007 Training
4 28.11.2006 Training
3 11.10.2006 Training
2 14.06.2006 Training
1 29.07.2004 Training

Zum Abschluss für sportpolitische Feinschmecker noch zwei Briefe aus dem Sommer 2007 von Christa Thiel und DSV-Generalsekretär Jürgen Fornoff an das BMI, in denen sich beide gegen die Darstellungen im Zwischenbericht der Projektgruppe Sonderprüfung Doping wehren. Der Abschlussbericht der BMI-„Prüfer“ sah dann so aus. Ich finde, die Lektüre ist lohnenswert:

93 Gedanken zu „Dopingkontrollen bei deutschen Schwimmern“

  1. Großartig, jw. Vielen Dank. Das Mindeste, was man von den so genannten Schwimm-Experten in Rom erwarten könnte, wäre doch, dass sie die Anzugmarke bei all den Neu-Rekordlern mitliefern. Dass sie noch dazu sagen, wie viele Sekunden die bringt, ist wahrscheinlich schon zu viel verlangt – es erlaubt Rückschlüsse über die sonstigen Leistungssprünge, und, richtig: Spekulationen über Doping.
    ARD und ZDF, aber auch große Blätter, betreiben ein unerträgliches Feiern eines unerträglichen Zustandes. Hab das lange so nicht mehr erlebt und dachte, das gäbe es nicht mehr.

    Zwei Fragen:

    Was mich gewundert hat beim Blick in Positiv-Fälle im FINA-Reich: Fast alle sind bei WK-Kontrollen aufgeflogen, kaum einer bei OOC-Tests. Gäbe es dafür eine Erklärung?

    In diesem Zusammenhang: Lassen eigentlich die einzelnen Welt-Verbände ihre Proben aus den OOCs in bestimmten Labors analysieren, oder heißt die Regel: im Land, aus dem der Athlet stammt?

    Zur Aufheiterung noch einmal verlässliche Aussagen von Christa Thiel:

    Kein Verständnis zeigt Thiel für die Anfeindungen aus den USA wegen angeblich dopingbelasteter DSV-Trainer mit DDR-Vergangenheit. „Paul Biedermann hat ja gar keinen alten DDR-Trainer. Und Norbert Warnatzsch als Trainer von Britta Steffen ist von uns und dem Deutschen Olympischen Sportbund überprüft und für nicht belastet befunden worden“, sagte Thiel: „Den Amis fällt nichts anderes ein, weil ihr Herr Phelps geschlagen wurde. Das ist kein faires Verhalten.“

  2. Haha, die Zahlen sind erheiternd. Da wurde ja Radfahrer Toni Martin während der drei Wochen der Tour de France mehr getestet, als Weltklasseschwimmer im ganzen Jahr..(lt. FAZ hatte er 11 Kontrollen während der Tour).
    Auch interessant ist es zu bedenken, dass manche Sportarten, wie SCHWIMMEN, TRIATHLON oder LEICHTATHLETIK keine Grenzwerte für Haemoglobin o.ä. haben (wie Skilanglauf, Eisschnellauf, Radsport etc.). D.h. wenn es Blutkontrollen gibt, dann sind die (sofern man nicht auf Wachstumshormon, CERA o.ä prüft), völlig ohne Konsequenz. Der Athlet kann mit jedem Wert am Start stehen. So bereits geschehen, Gerüchte sprechen von Hb Werten bis 18 g/ dl auf den Langstrecken der Leichtathletik…bei Frauen (Normalwert Frauen 12-15 g/dl).
    Aufwachen ARD/ ZDF ! Gleiches Maß für alle !

  3. Pingback: Jens Weinreich

  4. @ ha:

    Was mich gewundert hat beim Blick in Positiv-Fälle im FINA-Reich: Fast alle sind bei WK-Kontrollen aufgeflogen, kaum einer bei OOC-Tests. Gäbe es dafür eine Erklärung?

    Drei Erklärungen bieten sich an:

    1) Die Schwimmer sind grundsätzlich sauber, also viel viel sauberer als Leichtathleten und Radler und Eisschnellläufer und Gewichtheber etc. pp.

    2) Die OOC Tests werden unprofessionell durchgeführt (also mit Voranmeldung, nach Saisonhöhepunkten, nicht zielgerichtet etc. pp).

    3) Die wenigen Doper unter den sauberen Schwimmern sind besonders dumm, dass sie sich bei Wettkämpfen erwischen lassen.

    Meine Frage: Warum erwischen die nicht mal einen Star? In allen anderen Sportarten passiert das doch auch. Oder habe ich jemanden vergessen (ich meine: außer Michelle Smith)?

    In diesem Zusammenhang: Lassen eigentlich die einzelnen Welt-Verbände ihre Proben aus den OOCs in bestimmten Labors analysieren, oder heißt die Regel: im Land, aus dem der Athlet stammt?

    Keine Ahnung. Müsste jetzt selbst bei NADA, WADA in deren Regularien nachsehen.

  5. Warum erwischen die nicht mal einen Star? […] Oder habe ich jemanden vergessen (ich meine: außer Michelle Smith)?

    Gilt Jessica Hardy?

    Beckenschwimmen (22), Freiwasserschwimmen (7), Synchronschwimmen (12), Wasserspringen (12) und Wasserball (30)

    Schade, daß das Beckenrandschwimmen noch nicht olympisch ist…

  6. Sehr spannend. Muss mich dem noch intensiver widmen. Erstmal muss ich mich korrigieren (so die Nada-Angaben stimmen): Bei 6000 Kontrollen für 500 Top-Athleten gibt es statistisch doch mehr als zehn pro Nase.

    Ob diese extreme Konzentration sinnvoll ist: Ganz sicher bin ich mir da auch nicht. Denn so gibt es für die Leute hintendran, die sich noch gewaltig steigern könnten, sehr wenig Kontrollen. Oder für weniger anfällige (populäre?) Sportarten.

    Ich erinnere da nochmal an meine eigene Geschichte: Das Bundesinnenhministerium hat – wie immer – auch bei der Bewilligung von 400 000 Euro für die World Games betont, dass Kontrollen die Voraussetzung für die Förderung seien.

    Der deutsche Delegationsleiter sagte, ein halbes Jahr vor den World Games sollte Jeder (der späteren Starter) im Kontroll-Pool erfasst sein und jeder der (knapp 150) Starter sollte vorher mindestens einmal kontrolliert werden.

    Solche Aussagen waren nicht im Sinn der Nada. So dass es zu einem gewissen Rumgeeiere kam.

    http://www.faustball-weser-ems.de/e4599/e4601/e4603/infoboxContent4605/2.Haupttext_VERHNGNISVOLLESSCHWEIGEN.pdf

    Ãœbrigens im Fall des Turner-Bunds ist das Zahlenverhältnis (noch) schlechter: 230 Athleten und 148 Trainingskontrollen … beim DSV wurde statistisch gesehen jeder zumindest einmal im Olympia-Jahr unangemeldet im Training kontrolliert.

    Wie werden denn nun die (Nafa)-Kontrollen bezahlt? Ich habe da unterschiedliche Informationen erhalten.

  7. jw,
    die Star-Frage, bis auf Jessica Hardy ;-) und vielleicht Ossama Mellouli, in Anlehnung:

    1)Für die Stars „steht zu viel auf dem Spiel“, weshalb sie grunsätzlich nicht dopen. Könnten ja Armee- oder Polizeiangehörige sein. Deshalb trainieren sie nur hart, so was von …

    2)Wenn einige wenige Stars doch dopen, dopen sie nicht unprofessionell, also nicht mit dem alten Zeugs, das FINA + Verbände laut Liste finden (Anabolika, Amphetamine etc.)

    Ergo:

    3) Die wenigen Doper unter den sauberen Stars sind nicht Doper, sondern schlaue Stars. Oder solche, die sich schlaue Betreuer leisten können. (Die aber niemals aus der DDR kommen können!)

  8. Mir leuchtet nicht ein, warum man aus so einer Geschichte eine Vorab-�Exklusiv�-Meldung an die Nachrichtenagenturen geben muss.

    Im Gegensatz zu den Printmedien geht es hier wohl darum, Leute vor den Bildschirm zu bekommen. Ich erfahre sehr gern vorab, wann es sich lohnt, in der ersten Reihe zu sitzen…

  9. Live von der Couch: Hat Britta Steffen das ZDF jetzt eigentlich enttäuscht? Wünschte sich nicht „Experte“ Christian Keller an der Seite von Kristin Otto eine Zeit unter 52 Sekunden? Nun sind es nur 52,07 Sekunden geworden. Weltrekord. „Was rauscht Ihnen da durch den Körper“, will der Mikronfonträger wissen.

    Thomas Wark weiß alles: wer wem in den Anzug hilft, warum Britta Steffen vor dem Start an ihrem Ring dreht und das Steffen „die beste Schwimmerin der Welt“ sei: „Italien muss langsam begreifen, dass es mehr als eine Schwimm-Königin gibt“, sagte er.

    Schade, dass wieder vergessen wurde, die Namen der Anzüge zu nennen bzw. einzublenden. Das wird wohl Craig Lord wieder übernehmen.

    Das ZDF hat aber natürlich ihren Freund am Mikrofon, eine Mitarbeiterin hat ihn gleich auf der Tribüne abgeholt, er wird wohl gleich zum Interview erscheinen.

    „Sie haben also jetzt das riesengroße Triple“, sagt der Mikrofonmann.

  10. Letzter Nachtrag, dann stelle ich den Fernseher aus und gehe Fußballspielen: Kollege Wark spricht gerade über „Anfeindungen“ aus den USA, wonach die Deutschen einfach mal nur das bessere Material hätten: „Aber das ist falsch. Das war kein Plastikerfolg. Das ist auch das Produkt einer herausragenden Technik.“

  11. Doch noch etwas. Schon wieder kommt eine Email von der FINA. Erneut ein FINA Brureau Meeting, erneut etwas zu den Anzügen, wie gestern schon:

    PRESS RELEASE
    N°59/2009

    FINA BUREAU MEETING
    Rome (ITA) – July 31, 2009

    Rome (ITA), July 31, 2009 – The FINA Bureau met today in Rome (ITA) and approved the final list of FINA Commissions and Committees for the period 2009-2013. For each of the technical committees of the five FINA aquatic disciplines, the number of members was increased from 12 to 15. This new composition is aimed at supporting the development of FINA sports in the five continents and is due to the improvement of the number of affiliated FINA National Federations worldwide, which is actually of 201.

    These new technical committees will meet before the end of the year to establish their four- year plan of activities, to be presented at the next FINA Bureau meeting on January 15-16, 2010 in Bangkok (THA).

    Moreover, the Bureau reconfirmed its position in relation with the requirements for swimwear approval, reinforcing the decision of the Congress on July 24, 2009. These rules include the following conditions for swimwear approval:

    Surface covered: Men swimsuit shall not extend above the navel nor below the knee and for women shall not cover the neck or extend past the shoulders nor shall extend below the knee.

    Type of material: The material used for swimsuits can be only „Textile Fabric(s)“ defined for the purpose of these rules as material consisting of, natural and/or synthetic, individual and non consolidated yarns used to constitute a fabric by weaving, knitting, and/or braiding.

    Surface treatment of the textile fabric: Any material added on to the surface of the textile fabric (e.g. coating, printing, impregnation) shall not close the original open mesh structure of the base textile fabric. The treated material shall further comply with all requirements in particular in regard to thickness, permeability and flexibility. This part of the rule does not apply to logos and labels. This applies to both the manufacturing level and the actual use of the swimsuit.

    Flexibility: the material shall be flexible and soft-folding.

    Regular flat material: The material shall be regular and flat. The material shall not form outstanding shapes or structures, such as scales.

    Outside application: No outside application shall be added on the material.

    Variety of materials: Different materials may be used in one swimsuit provided they are textile fabrics as defined above and they comply with all other criteria including notably thickness and permeability (measures to apply to total layers). Combination of materials shall further not create outstanding shape(s) or structure(s). Layered materials must be completely attached/bound/stuck together except where required to protect sensitive parts („privacy layers“).

    Thickness: The material used shall have a maximum thickness of 0.8mm. It is clarified that this maximum thickness does not apply to seams as far as they are functional and their thickness and width result from their natural function.

    Buoyancy: The swimsuit shall not have a buoyancy effect above 0.5 Newton measured after application of vacuum.

    Permeability: Material(s) used must have at any point a permeability value of more than 80 l/m2/second. Permeability values are measured on material with a standard multidirectional stretch of 25 %. However, measure on material which cannot be significantly stretched will be effected on unstreched flattened material.

    Construction: No zippers or other fastening system is allowed. Seams shall be limited to functional systems and shall not create outside shapes.

    External stimulation or influence: Swimsuits which include any system providing external stimulation or influence of any type, including pain reduction, chemical/medical substance release, electro-stimulation etc. are prohibited.

    Consistency: Swimsuits effectively manufactured and used shall correspond to and be fully consistent with submitted samples. Any modification before use (including impregnation) is prohibited.

    Customisation: There shall be no variation/modification for individual swimmers from the models corresponding to the samples submitted for approval.

    The new requirements for swimwear approval will be enforced from January 1, 2010. The list of approved swimsuits by FINA Executive on June 19, 2009 and published on the FINA website, is valid until December 31, 2009.

    Approval of swimwear in the future will be done at least 12 months before the next FINA World Championships (50m) or Olympic Games. Moreover, the manufacturers will have the responsibility of making those models available on the market (available on sale to Federations and competitors) at least six months prior to the next coming FINA World Championships or Olympic Games.

    As announced by FINA President Dr Julio Maglione, the Bureau appointed a Commission led by Prof. Jan-Anders Manson (from EPFL in Lausanne, SUI) and formed by scientific experts and an athlete’s representative to control the swimwear approval process and to monitor the development of the swimsuit industry based on the rules established by the FINA Bureau and the measurable scientific tests on buoyancy and permeability.

  12. Kristin Otto, dieser bis heute unwahre in Kreischa gemessenen T/E-Quotient, ist bestimmt enttäuscht. Aber wenigstens ist das ZDF stolz auf eine kurze Zwischeneinblendung: Der Mann am Mikrofon umarmt Steffen.
    Und doch, auch Thomas Wark hat den Ärger in den USA mitbekommen. Der Plastikmann meint, Steffen sei keine Plastikfrau, verrät uns aber die Anzugmarke immer noch nicht. Bester Satz für die schicksalhafte Rückkehr zum Schwimmen: „Der alte Trainer, Norbert Warnatzsch, ist auch noch da …“

    Glaube allerdings auch nicht, dass sie eine Plastikfrau ist. „Natürlich, möchte man schon sagen …“ schwimmt sie WR, sozusagen.

  13. Und auch ein Nachtrag: Diese Kommentare schaden den Athleten – sie machen eine Leistung, wie immer sie auch zustande kommt, ob ehrlich oder nicht – unglaubwürdiger, als sie vielleicht sogar ist.

  14. Ich muß sagen: Die Auflistung der Kontrollen ist aller Ehren wert, aber mir relativ egal. Man weiß doch inzwischen zur Genüge, daß die Doper mit den ordentlichen Ressourcen sich nicht erwischen lassen. Einzig sinnvoll ist das Aufbewahren der Proben, um sie ein paar Jahre später nochmal auf neu entdeckte Mittel zu analysieren. Aber Steffen könnte von mir aus jeden Tag zwei Kontrollen haben und ich würde sie nicht für sauber halten. Warum? U.a. Warnatzsch, ja.

    Und „Warum erwischen die nicht mal einen Star?“:
    Bei Thorpe war das doch der Fall, aber der ist ja elegant zurückgetreten, bevor das ernsthaft wurde. Außerdem hat die australische Dopingbehörde ihn ja freigesprochen, dann ist selbstverständlich alles in Butter.

  15. Pingback: HenningW

  16. This part of the rule does not apply to logos and labels.

    …ich sehe große beidseitige logos und labels in 2010 :-)

  17. @ Linksaussen: Ich finde, es geht um mehr als die Ehre.

    Man weiß doch inzwischen zur Genüge, daß die Doper mit den ordentlichen Ressourcen sich nicht erwischen lassen.

    Ach ja? Wer ist „man“? Kristin Otto vom ZDF? Oder einige Berichterstatter deutscher Qualitätsblätter, die das Thema bislang nicht erwähnt haben?

    Einzig sinnvoll ist das Aufbewahren der Proben, um sie ein paar Jahre später nochmal auf neu entdeckte Mittel zu analysieren.

    Darüber habe ich die Tage weder gelesen noch etwas gehört. Nicht aus Rom.

    Und “Warum erwischen die nicht mal einen Star?�: Bei Thorpe war das doch der Fall, aber der ist ja elegant zurückgetreten, bevor das ernsthaft wurde. Außerdem hat die australische Dopingbehörde ihn ja freigesprochen, dann ist selbstverständlich alles in Butter.

    Das sieht die ZDF-Moderatorin bestimmt auch so wie Du.

  18. Herr Weinreich deutet es ja selbst sowohl im Artikel als auch in den Kommentaren an: Interessante Zahlenspielerei, aber eigentlich witzlos. Denn eine einzige unter den richtigen Bedingungen wirklich korrekt genommene Probe ist mehr wert als 50 mit Vorankündigung, oder halbstündigem Kaffeeklatsch mit dem Betreuer, bevor die Probe dann endlich genommen wird.
    Von den Mitteln auf die sowieso nicht getestet werden kann und die fehlenden Blutprofile (was die bringen können siehe Pechstein) abgesehen.
    Insofern ist „mehr Proben“ eine so einfache wie falsche Forderung, die Leiter von Dopinglabors natürlich völlig uneigennützig gerne mal in den Raum werfen.
    Was benötigt wird sind: Die RICHTIGEN Proben, zum RICHTIGEN Zeitpunkt, in der RICHTIGEN Art und Weise die dann auf die RICHTIGEN Mittel getestet werden. Die Anzahl der Proben kommt meiner Meinung nach in der Relevanz dann irgendwann dahinter.

  19. @ Martin: Nur noch eine Bemerkung dazu. Es ist natürlich mehr als eine Spielerei, weil es die traurige Realität illustriert. Mehr als das, was da oben steht, wissen wir nicht. Transparenter ist die Branche nicht. Mehr tut man nicht.

  20. @ jw – zur taz und „es geht doch“

    Bin bestimmt nicht die einzige, die Harm Beyer – der Anfang der 90er das ostdeutsche Kinderdoping im Schwimmen skrupellos wegmoderiert hat – als den merkwürdigsten der vielen Kronzeugen betrachtet, die gelegentlich zitiert werden. Zumal er nichts sagt, außer dass er selbst nichts getan hat, zumal hier das Motiv durchschaubar ist, der Verlust eines Postens:

    Da geht es um Postenschieberei, der ich zum Opfer gefallen bin. Dabei habe ich immer gedacht, dass man das Anti-Doping-Panel davon freihalten sollte, denn dort sind Neutralität, Objektivität und Qualifikation ganz wichtig. Falls ich unter die Fina einen Schlussstrich ziehen sollte, werde ich mein Mundwerk noch weiter aufmachen.

    Man muss wohl hoffen, dass die FINA unter ihn einen Schlussstrich zieht, um Verwertbares zu erfahren … Vielleicht tut sie das bald, denn mit seiner wohl ebenso der Verbitterung geschuldeten Prognose bezüglich der Anzüge lag er kräftig daneben.

    Die Fina wird sich schon bemühen, die Rekordjagd weiter zu beschleunigen. Und das geht nicht, wenn man die Schwimmer wieder in Badehosen steckt. Das Schwimmen wird keine rückwärts laufende Entwicklung nehmen. Es wird vielmehr so weitergehen wie jetzt.

  21. Die Auflistung der Badenanzuege ist sicher nicht ohne Reiz. So eine Art Konstrukteurs-WM. Beim Betrachten der mitschwimmenden Kleidungsstuecke habe ich mich noch gefragt, ob keiner der Athleten seine Leistungsspruenge mit „Yakult“ erklaert, das im Sekundentakt mit/auf vielen Badekappen auftaucht…

  22. Ich finde Craig Lords „Shiny Medals Table“ durchaus interessant, aber sie sagt ja nicht viel aus, wenn man keine Zahlen vorliegen hat, wie die Anzugsmarken generell unter den Spitzenschwimmern verteilt sind.

    Vielleicht schwimmen generell die meisten Spitzenathleten in x-Glide oder Jaked01?!? Mit den Zahlen allein kann ich in dieser Form jedenfalls nix anfangen.

    Ich bin mir nicht sicher, ob so eine Auflistung hier schon einmal verlinkt wurde, aber hier kann man sich noch einmal alle Weltrekorde mit der (falls bekannt) entsprechenden Anzugsmarke ansehen.

  23. @jw: Hast du natürlich recht, ich wollte die hineingesteckte Mühe auch nicht runtermachen. Mir ging es mehr um Kommentare, dass ja bei der Tour mehr getestet würde – richtig und nicht nur bei Tony Martin, auch Lance Armstrong und Alberto Contador wurden sicher viel öfter getestet, als die meisten deutschen Schwimmer. Allein es nützt überhaupt nichts, solange man nicht die Begleitumstände der Tests kennt. Bei Armstrong wissen wir inzwischen in mindestens zwei Fällen 2009 (einmal 20min Dusche, einmal 55min Kaffeeklatsch) wie es ablief. Darüber hinaus verschwinden genug Fahrer direkt nach Zielankunft erstmal im Mannschaftsbus, ob da der Chaperon in jedem Fall mitgeht? Man kann zumindest zweifeln.

    Und bei Eisschnellläufern soll es Vorankündigungen lange vor den Trainingstests gegeben haben, mithin völlig sinnlose Tests, auch wenn es zweihundert wären. Allein Blutpassgeschichten kann man trotz Vorankündigung nicht völlig beliebig manipulieren.
    Aber… Bluttests gibt es ja im Schwimmen seit einiger Zeit gar nicht mehr, obwohl gerade manch Ãœberflieger mit gefühlten hundert Wettbewerben in zehn Tagen sicher auch von Blutdoping profitieren würde. Soviel wissen wir.

    So – und nun wäre die Frage, wie die verbliebenen Proben beim Schwimmen ablaufen. Erfahren die Schwimmer vorher davon, um z.B. ihre großartige und unbestrittene Menschenwürde zu schützen? ;-)

  24. @ ha: Dass Beyer nicht ganz koscher ist, ist mir schon klar. Wollte nur darauf hinweisen, dass hin und wieder einer der Rom-Berichterstatter etwas thematisiert, wenngleich der Fragesteller Andreas Morbach ja keine eigene Leistung/keine Rechercheleistung einbringt, sondern halt die billigste Variante wählt: Harm Beyer einfach mal was fragen, er wird schon was antworten. Nach Verantwortung in seiner langjährigen FINA-Funktion (Du erwähntest die andere Art Verantwortung als DSV-Boss) fragt man natürlich nicht. Es ist auch einfacher so, die Mär zu verbreiten: Böse internationale Funktionäre wollten dem aufrechten Deutschen ans Zeug. Das schreibt bzw. druckt sich so weg – und das ist es ja, was mich an der Berichterstattung aus Rom so enttäuscht. Ich bin geradezu erschrocken: In welchem deutschen Medium erfahre ich echte Hintergründe, sei es

    a) zu den Machenschaften der FINA und der langjährigen Kumpanei zwischen Moustapha Larfaoui und Christa Thiel (böse zungen nennen sie auch Christapha)

    b) zur Diskussion und den Interessenslagen in FINA-Gremien zu den Anzügen

    c) zur Dopingfrage, zu den Blutkontrollen, zu den deutschen Tests.

    Ich habe lange gezögert, mal wieder so eine Journalismus-Kritik einzubringen. Hier finde ich es bis hin zu den so genannten Qualitätsmedien unerträglich. Bei den Amerikanern erfahre ich auch kaum etwas, aber das bin ich ja gewöhnt, die sind immer nur an ihren eigenen Leuten interessiert und heroisieren, was das Zeug hält. Was beispielsweise Alan Abrahamson auf NBC Universal so schreibt, mein Gott.

    Eines hätte ich gewiss gemacht in einer Tageszeitung: Ein Wertung der Ausrüster aufgestellt, so wie es Craig Lord getan hat. Ich hätte in den Ergebnislisten sogar die Ausrüster hinter den Ländernamen in Klammern notiert. Wer das nicht tut, zugespitzt formuliert, verarscht seine Leser bzw. seine Kundschaft. Ohne diese Informationen lassen sich die Shampionships in Rom nicht verstehen.

    @ nocheinjurist: Auch der Hinweis auf Yakult gefällt mir gut. Das wird der Grund sein: Weder Anzugsdebatte noch Dopingdebatte – sondern einfach nur die richtige Ernährung.

  25. Wann sollte man eigentlich dopen um zum Wettkampf topfit zu sein. Als ahnungsloser, würd ich in den zwei Monaten vor den Turnieren testen- das scheint die Fina anders zu sehen.
    Vor allem würde es mich interessieren ob es Sinn macht auch drei Monate vor einem Wettkampf zu dopen. Gibt es da eigentlich eigentlich Empfehlungen von Wissenschaftlern?

  26. @Herr Huetler: In Ausdauersportarten wie Radsport macht Doping durchaus auch im Trainingsaufbau Sinn, da man dadurch ganz andere Umfänge erreichen kann und somit besser oder einfach mehr trainiert.
    Ob man das auf das Schwimmen so genau übertragen kann, weiß ich nicht. Ich vermute aber ja.

  27. @jw: Haben Sie es schon bedauert, trotz vielleicht wirtschaftlicher Unsicherheit nicht doch die Rom-Reise angetreten zu haben. Hintergrund aus Deutschland zu praesentieren ist sicher gut und aus der Distanz auch besser zu schreiben, aber viele Kleinigkeiten passieren ja eher, wenn Kameras und das Laecheln abgestellt werden? Einige australische und amerikanische Siegergesichter sahen, trotz WR-Zeiten, doch irre gefasst aus, fand ich beim kurzen Durchzappen, und da haette ich schon gern gewusst, wie die Freude weitergeht.

  28. Nein. Das eine ist vom anderen nicht zu trennen. Macht wenig Sinn, Entscheidungen zu bedauern. Ob sich etwas rechnet oder nicht, hängt von vielen Faktoren ab, die nicht zu berechnen sind und auch nicht viel damit zu tun haben müssen, was wir beide eventuell unter journalistischer Qualität verstehen könnten. Das lässt sich nicht mehr planen in den Strukturen herkömmlicher Medien, schon gar nicht in dieser Krise.

    Und, ernsthaft: Zu Hause im Garten ist es im Juli auch sehr schön.

  29. Das ist gerade noch zu machen, Martin :) Bis zur Stadtgrenze sind es so 12 Kilometer. Die Akkreditierung werde ich mir wohl schon am Montag abholen.

    Sieh mal, der Problembär (links) hat seine Akkreditierung heute als Erster bekommen:

    Foto-Credit: BOC 2009

  30. Ach so dicht, „Nachbar“… schön! Denn deine olympische Berichterstattung war in der Mischung aus Information und Lesbarkeit das Beste was ich zu solchen Großereignissen bisher im Internet gelesen habe. Insofern habe ich natürlich höchste Erwartungen. ;-))

    So, jetzt aber wieder ab zu den Weltrekorden.

  31. jw,
    Mir war bis zu dieser WM gar nicht klar, dass Beyer einen Versorgungsposten ausgerechnet im Anti-Doping-Panel der FINA hat. Entsprechend entsetzt war ich, als er zuerst – vor ARD und taz – bei dpa den Kritiker gab. Zu viel verlangt, weiß ich, aber ein Ãœberblick über derart auslaufend-aufsteigende deutsche Funktionärskarrieren bringt bestimmt ein paar Ãœberraschungen. Kann man sich ja aufheben – für die dopingfreie Zeit.

  32. Ahhh, allein Carlo „Bud Spencer“ Pedersoli im Stadion zu sehen, hat heute schon das Eurosporteinschalten gelohnt. :D

  33. JW: Der ehemalige DSV-Örjan Madsen hatte mal von Doping-Pässen (davon spricht man im internationalen Sport übrigens seit Anfang der 1990er Jahre!) und Blutprofilen gesprochen – ist daraus auch nur ansatzweise etwas geworden?

    Möglicherweise hat Madsen damit die Teilnahme von Schwimmern am Bayreuther Forschungsprojekt gemeint:

    Eine weitere präventive Maßnahme ist das sehr aufwändige und kostenintensive Projekt zur Erstellung einer Datenbank mit Werten von Gesamthämoglobin und anderen Blutparametern in Zusammenarbeit mit der Universität Bayreuth (Prof. Schmidt), an der sich die allermeisten DSV-A-Kaderangehörigen freiwillig seit mehr als 2 Jahren für immer neue Messungen zur Verfügung stellen und somit einen beispielhaften Beitrag zum Kampf gegen Blutdoping leisten.
    Statement zu Doping-Präventionsmaßnahmen im DSV

    Ich vermute, dass es sich bei der DSV-Anmerkung um das folgende Forschungsprojekt handelt und nicht um eine eigene Maßnahme des DSV:

    Bayreuther Ansatz zur Dopingbekämpfung im Ausdauersport, 2007:
    Der deutsche Skiverband und der deutsche Schwimmverband haben mit uns bereits weiterreichende Maßnahmen ergriffen. Bei allen Kaderathleten wird ein Blutpass angelegt, der die Aufzeichnung individueller Profile und damit auch die Aufdeckung von Blutmanipulationen ermöglicht. Ab dem kommenden Jahr wird die Bayreuther Methode auch international, z.B. vom internationalen Skiverband (FIS) im Bereich Skilanglauf, eingesetzt.

    siehe auch FAZ, 12.7.2009

    Da es sich um ein Forschungsprojekt handelt und die Methode noch nicht zugelassen ist, werden mögliche Auffälligkeiten auch keine Konsequenzen haben – außer vielleicht verbandsintern, sofern Ergebnisse kommuniziert und diskutiert werden, vielleicht ist das mit ‚präventiver‘ Maßnahme gemeint.


  34. @ nocheinjurist: Auch der Hinweis auf Yakult gefällt mir gut. Das wird der Grund sein: Weder Anzugsdebatte noch Dopingdebatte – sondern einfach nur die richtige Ernährung.

    Aber Jens, das wissen wir doch spätestens seit den Zaubernuggets. :)

  35. Klasse Ãœbersicht!
    Keine Frage zu viele Lücken im System. Aber ich lese hier immer nur was alles falsch läuft. Aber einen vernünftigen Vorschlag und ein Kostenaufstellung zur Finanzierung, dass würde ich mir wünschen. Es ist typisch für unsere Gesellschaft mehr Kritikpunkte zu finden als ein paar gute Ideen zu haben. Bin gespannt, ob eine lückenhafte Rückverfolgbarkeit finanzierbar wäre. Wahrscheinlich nicht!!!

  36. @ Daniel: Ich könnte es mir sehr einfach machen und sagen: Das ist nicht mein Job. Und das wäre damit erledigt, denn es ist tatsächlich nicht Sache von Journalisten, Vorschläge zu machen.

    Wenn Du aber genau hinschaust, wirst Du sehen, dass in diesem und anderen Texten etliche Vorschläge vorhanden sind, wie es besser gemacht werden könnte/müsste (und wenn ich diesen Satz schreibe, weiß ich, dass andere Leser sagen werden: was bildet der sich ein, das ist doch nicht sein Job :)). Zum Beispiel: Transparenz in der Dokumentation des Kontrollsystems. Aber dagegen wehren sich vor allem: die Verbände. Sämtliche nationale olympischen Sportverbände in Deutschland, um mal ganz von unten anzufangen.

    Aus medizinischer, biochemisch-analytischer oder kriminologischer Sicht kann ich als Laie mit angearbeitetem Halbwissen nichts beisteuern, wie etwas besser zu machen wäre. Allenfalls noch als Spürhund, denn Journalismus und Kriminalbusiness haben ja einiges gemeinsam.

    Zur Finanzierung: Ich bitte Dich, was soll das denn? Das haben die Verbände zu bezahlen, und zwar nicht – wie wir am Beispiel des BDR hier ausführlich diskutiert haben (schau Dir mal alte Artikel an, rufe einenb tag auf oder nutze die Suchfunktion – so, wie es in Deutschland vor allem läuft: die Verbände lassen sich die Kontrollen auch gleich vom Steuerzahler über die Sportförderung bezahlen! Das ist ein Skandal. Und so hat der BDR, als das Geld im letzten Jahr knapp wurde, bei der Mountainbike-DM einfach auf Kontrollen verzichtet.

    Du kommst aus dem Business, wie Dein Blog zeigt. Also wäre es gewissermaßen Dein Job, Finanzierungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Geld, mein Lieber, ist genug vorhanden. Man muss es nur einsetzen wollen. Ich erinnere mich, um ein weiteres Beispiel zu nennen, an eine der grandiosen „Initiativen“ des UDIOCM, der im Februar großspurig so eine Wirtschaftsstandortsportinitiativedeutschland (natürlich gemeinsam mit dem BMI) vorgestellt hat. Was ist daraus geworden? Wer zahlt Geld? Wer zahlt warum nichts oder nur lächerliche Summen im Vergleich zum Sportsponsoring-Etat? Wer quatscht nur?

    Das sind nicht meine Probleme. Das müssen nicht meine Probleme sein.

    Und um ein letztes Beispiel zu nennen: In der Korruptionsbekämpfung stelle ich seit Jahren Lösungsansätze und Präventionsmaßnahmen vor, die weit über das hinaus gehen, was der Sport je tun wird (und was er will, selbstverständlich). Manche, auch Kommentatoren hier im Blog, halten schon diese Vorschläge für vermessen, weil sie a) meinen, das sei nicht Aufgabe von Journalisten und/oder b) die Vorschläge für vermessen halten und/oder c) mir Kompetenz absprechen.

    Bei a) gehe ich – siehe oben – ja noch mit. b) und c) sind lächerlich. Obwohl: In Korruptionsfragen kennen sich, prüzise betrachtet, die Geber und Nehmer im Sportbusiness natürlich auch besser aus.

  37. @ Nicola: Vielen Dank für den Hinweis! Das hatte ich in der Tat übersehen und werde es noch in den Beitrag einbauen. Wenngleich mir die Beteiligung an einem Forschungsprojekt absolut nicht ausreicht.

  38. Stimmt es eigentlich, dass ein Etat mit einer Summe für Anti-Dopingmaßnahmen die Voraussetzung dafür ist, dass eine Sportart Geld der Spitzensportförderung ausgezahlt bekommt?

  39. Denke: ja. Sieh Dir mal die entsprechenden Dokumente an, da findest Du sicher etwas dazu.

    Im Beitrag habe ich verlinkt:

    a) die Dopingberichte der deutschen Spitzenverbände für 2007 – da werden auch Finanzen genannt. Das sind allerdings eigene Angaben, die nicht nachgeprüft werden, darüber findest Du hier etliche Beiträge im Blog.

    b) den BMI-„Bericht“ Sonderprüfung Doping. Mit interessanten Anhängen, fast interessanter als der eigentliche Stichprobenbericht, der von August bis Dezember 2007 heftig entschärft worden ist.

  40. Ich habe jetzt im Beitrag die Passae Örjan Madsen 2006/2007 mit einigen Links überarbeitet.

  41. Ich meine so etwas auf der Seite eines Fachverbands gelesen zu haben (Deutscher Kanu-Verband?). Die Frage wäre dann, ob es auch umgesetzt wird.

    Und wenn wir an die Multi-Verbände denken: Bräuchte dann jeder Bereich ein Anti-Doping-Budget (oder muss der Verband nur einmal gesammelt Flagge zeigen)?

    Mich beschäftigt nach wie vor auch die andere Frage: Ãœberweist das BMI das Geld einfach pauschal oder zweckgebunden? Gibt es zumindest eine Auflistung darüber, welche Sparte wieviel eingespielt hat … beim DSV hätten wir ja Becken, Freiwasser-, Synchronschwimmen, Wasserball …

    Übrigens hatte gerade DSV-Präsidentin Christa Thiel kürzlich zu Bedenken gegeben, dass es schwierig werden könnte, der Basis den(finanziellen) Aufwand für den Anti-Dopingkampf zu vermitteln.,

  42. Wie fragwürdig Aussagen über DNA-, Blutprofile etcpp. sind, zeigt auch diese Aussage (FAZ, 21.3.2007), nach der solche Profile nicht etwa erst geplant waren, sondern schon exisierten:

    Verdächtigungen und Gerüchte sowie eine ungewöhnliche Initiative des Deutschen Schwimm-Verbandes DSV prägen den Start der Weltmeisterschaften in Melbourne. Die Geschichte begann mit dem unglaublichen Weltrekord über 100 m Freistil von Britta Steffen, der nicht nur in Deutschland, sondern vor allem auch in den USA und in Australien Fragen bezüglich Doping aufkommen liessen. DSV Sportdirektor Örjan Madsen liess daraufhin von allen Nationalschwimmern Blut- und DNA-Profile nehmen, ein individuelles Blutbild erstellen und die Proben einfrieren. Damit soll gezeigt werden, dass der DSV nicht zu verbergen habe.

    Ab und an heißt es auch, die deutschen Schwimmer hätten sämtlichst einen „Blutpass“. Falls die NADA nicht bald mit ersten Indizien-Sperren a la Pechstein überrascht, ist das wohl die sportzeitgemäße Form von Briefmarkenalbum …

  43. Mensch, Jens. Daß solche Statistiken in den deutschen Medien nicht genügend vorkommen, ist doch klar, aber da gibts so viele Mängel, da würde ich mit anderem anfangen (ich finde z.B. den Hinweis auf die Karrieren und Vergangenheiten der Funktionäre sehr gut. Frau Otto könnte da ja bei sich selber anfangen, aber das wäre wohl zuviel verlangt von einer öffentlich-rechtlichen „Journalistin.“

    Das Aufbewahren der Proben: Habe ich unglücklich formuliert. Korrekter wäre der Konjunktiv gewesen, wie es tatsächlich bei der Schwimm-WM abläuft, ist mir nicht immer präsent.

    Aber daß Du mir zutraust, der australischen Dopingbehörde und ihrem Thorpe-Freispruch zu vertrauen…

  44. Ich werde auch beim 100m-Finale in Berlin selbstverständlich mit einem Bolt-Transparent in der ersten Reihe stehen.

  45. Leider kann ich Dir nicht mal versprechen, dass ich das fotografieren und bloggen werde. Denn im Nazi-Stadion – denke ich mal – werden die schreibenden Reporter bestimmt wieder auf die Oberränge verbannt, was dann gefühlte 1936 Meter von der ersten Reihe entfernt ist. Zu weit für scharfe Fotos.

  46. Auf folgende Frage gab es bislang keine Reaktion, oder?

    Wieso taucht Jessica Hardy (noch) nicht in den FINA-Listen auf? Ist dieser Fall noch nicht abgeschlossen?

    Die USADA führt den Fall als abgeschlossen:

    Jessica Hardy
    Swimming
    1 year suspension
    Clenbuterol
    5/4/2009

    Könnte es nicht sein, daß die FINA-Listen gar nicht so „vollständig“ sind, wie sie aussehen?

  47. @Ralf,
    kann auch sein, die FINA hat die endgültige Entscheidung abgewartet, die war erst im Mai, als Hardys Sperre um ein Jahr reduziert wurde …

    USADA ist übrigens auskunftsfreudiger als NADA, mit dem tool „Athlete Test History“ ist wenigstens genau zu erfahren, welcher Athlet wie viele Tests hatte.

    http://www.usantidoping.org/what/stats/history.aspx

    Phelps im letzten Jahr 36, in diesem Jahr nur einen.

  48. @ ha:

    Sie hatten wohl recht, die FINA wartet wohl noch ab…

    swimmingworldmagazine.com: Jessica Hardy Returns From Suspension at Mission Viejo JOs

    Hardy is still awaiting word on the World Anti-Doping Agency’s appeal of her suspension reduction this past spring. The American Arbitration Association ruled earlier this year that Hardy’s positive test came from a contaminated supplement provided by AdvoCare. WADA is contesting this reduction.

  49. Pingback: Dopingkontrollen in der Leichtathletik : jens weinreich

  50. Pingback: Die NADA: Ping-Pong-Diplomatie unter Sportsfreunden? : jens weinreich

  51. Die Behandlung von Messi mit Wachstumshormen ist doch ´ ne Geschichte mit Bart.
    Wenn er dann doch nur 1,68 m geworden ist, waren es auch noch die billigen Medikamente. Scherz beiseite. Wie er Fussball spielt, ist ´ne Augenweide.

  52. Die Behandlung von Messi mit Wachstumshormonen ist doch ´ ne Geschichte mit Bart.
    Wenn er dann doch nur 1,68 m geworden ist, waren es auch noch die billigen Medikamente. Scherz beiseite. Wie er Fussball spielt, ist ´ne Augenweide.

  53. @ Herbert: Kannte die Geschichte nicht. Spielt auch keine Rolle. Frage halt nur, ob die Augenweide auf einer künstlichen Leistungssteigerung beruht. Was ihm medizinisch geholfen hat, hat anderen die Chance verbaut, seinen Platz einzunehmen. Und darüber wird ja in diesem Hause häufiger mal diskutiert.

  54. @nocheinjurist

    Was ihm medizinisch geholfen hat, hat anderen die Chance verbaut, seinen Platz einzunehmen.

    Wobei wir jedoch außerhalb des sportrechtlichen Begriffs des Dopings wären.
    Ich will jetzt keine Polemik, wo man keine braucht. Aber auch medizinisch Kranke können Hochleistungssport treiben und dabei vermeintlich „Gesunde“ verdrängen.
    Das Problem der attestierten Zipperlein, berechtigt oder nicht, kennen wir ja.
    Messi hat die Spielintelligenz und die Beweglichkeit sicherlich nicht angedopt bekommen, höchstens die 1,69 m Körpergröße und die kleinen Füße. ;)

    Und folgendes sicherlich auch nicht:

    Messi gilt als hervorragender Dribbler, der auch bei hohem Tempo den Ball problemlos kontrollieren kann. Zudem verfügt er über eine hohe Spielintelligenz und Übersicht auf dem Spielfeld. Seine spektakulären Einzelläufe haben ihn zu einem der meist gefürchteten Spieler der Primera División gemacht. Als große Stärke gilt neben seinen Dribblings und seiner Geschwindigkeit vor allem seine außergewöhnlich gute Technik. Obwohl er ein Linksfuß ist, spielt er in der Regel auf dem rechten Außenflügel, kann jedoch auch im Angriffszentrum eingesetzt werden. Seine Vielseitigkeit erlaubt ein taktisches Wechselspiel mit einem Mitspieler im Angriffszentrum, das für Verwirrung in der gegnerischen Abwehrformation sorgen kann.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Lionel_Messi

  55. In Sachen Schöber – ein seltsames Ergebnis. Hätte man hier auch den indirekten Beweis verwenden müssen? Oder hätte Schöber auch relevante (!!) medizinische Gründe anführen können?

  56. @ herbert (sorry, jetzt erst gesehen): Warten wir, bis ein Durchschnitts-Schwimmer/Radsportler/Leichtathlet mit dieser Argumentation um die Ecke biegt – und auf die entsprechenden Reaktionen. Bin neugierig.

  57. Die Sache Schöber ist für mich auch seltsam.
    Ein Jahr Sperre und die Funktionäre teilen gleich mit,dass Frau Schöber keine Rechtsmittel einlegt. Wie hoch war denn ihr T/E Quotient,den könnte man auch als indirekten Nachweis bezeichnen.Der belegt Testo Doping auch nur ,wenn er über lange Zeit sehr stabil war.

    Uta Pippig bekam 1998 auch gleich eine 2 Jahres Sperre. Ihre Anfechtung des Urteils endete 2000 mit einem Vergleich. Aus dieser Sicht würde ich mich auch den Funktionärs Vorschlägen fügen und mediale Aufmerksamkeit vermeiden,da fühlen sich diese am wohlsten.

  58. Sonja Schöber:

    Zudem habe sie seit ihrem 14. Lebensjahr zu wenig weibliche Hormone.

    Auch ein nachdenkllich machender Satz. Wo beginnt denn das zu wenig ? Kann jemand helfen ?

  59. @ Walter: So ähnlich sieht es aus, wenn in Strafsachen ein Deal geschlossen wird. Würde er aber tatsäclich als Deal geschlossen und auch so bekanntgemacht („Angesichts der Sachlage haben sich beide Seiten darauf geeinigt…“), so könnte man tatsächlich mal, wie RalfKohler an anderer Stelle, an einen Vertrag zu Lasten Dritter (=sauberer Sportler) denken.

    Da im Moment aber fast jeden Tag eine Dopingmeldung reinflattert und melden ja häufiger mal über Denken geht, erwarte ich keine tiefere journalistische Befassung mit solchen Fragen.

  60. Andrea Schültke für dradio.de: mp3-Datei:

    Der Dopingfall der Schwimmerin Sonja Schöber
    Sendezeit: 13.06.2010 19:41
    Autor: Schültke, Andrea
    Programm: Deutschlandfunk
    Sendung: Sport
    Länge: 03:12 Minuten

  61. Ralf Meutgens für dradio.de: Doping schon im Nachwuchsbereich? – Zwei Dopingfälle im Nachwuchsbereich des Deutschen Schwimmverbandes

    Das Strafmaß hätte, insbesondere bei Abwägen der individuellen Umstände, anders gewählt werden können. Ermahnungen wären vermutlich nicht nur aus pädagogischer Sicht die bessere Alternative gewesen.
    […]
    Angesichts dieser beiden Fälle erscheint die Handhabung eines Dopingfalles aus dem vorigen Jahr einer Olympiateilnehmerin erst recht unverständlich. Die Schwimmerin wurde in zwei Trainingskontrollen positiv auf das männliche Sexualhormon Testosteron getestet. Als Erklärung gab sie verunreinigte Nahrungsergänzungsmittel an. Gesperrt wurde sie nicht, wie sonst üblich, für zwei, sondern nur für ein Jahr.

  62. Angesichts dieser beiden Fälle erscheint die Handhabung eines Dopingfalles aus dem vorigen Jahr einer Olympiateilnehmerin erst recht unverständlich. Die Schwimmerin wurde in zwei Trainingskontrollen positiv auf das männliche Sexualhormon Testosteron getestet. Als Erklärung gab sie verunreinigte Nahrungsergänzungsmittel an. Gesperrt wurde sie nicht, wie sonst üblich, für zwei, sondern nur für ein Jahr. Dagegen legte die NADA erstmals in ihrer Geschichte Widerspruch beim internationalen Sportgerichtshof CAS ein. Der Deutsche Schwimm Verband unter Leitung der Juristin Christa Thiel stimmte der geforderten Zwei-Jahres-Sperre nun sang- und klanglos zu und hat damit sein eigenes Urteil ad absurdum geführt.

    Hier wäre eine härtere Gangart des Verbandes möglicher Weise angebracht gewesen. Die hat man nun im Fall der beiden Nachwuchsathleten praktiziert. Seriöses und verantwortungsbewusstes Anti-Doping-Engagement sieht sicher anders aus.

    Leider bestätigt sich hier die vielerorts kritisierte selektive Auslegung und Anwendung des Antidoping-Kodex. Die Unterschiede sind sowohl vertikal als auch horizontal zu beobachten. Strenge im Nachwuchsbereich wird mitunter durch Milde im Spitzenkader komplementiert. Wer Arges dabei denkt, könnte unterstellen, dass sich Strafmandate im Erwachsenenbereich für die Verbände entscheidend negativer, wie u.a beim Griff in die Fördertöpfe, auswirken können. Im Fall des 14jährigen Schwimmers gehörte eigentlich die Mutter gesperrt ;). Im Zivilrecht würde der Sohnemann noch nicht einmal strafmündig sein. Das Sportrecht läßt dagegen keine Differenzierung zu.
    Betrachtet man die vielen Verfahren im Kadersport, dann fällt schon auf, dass einige Verbände mit ihren langgedienten und – verdienten Stars ein für die Öffentlichkeit unverständliches Spiel treiben. Da wird dann schon sehr dezitiert mit internen Deals, Verschleierungen und selektiver Auslegung des Reglements „gearbeitet“. Hier spielt m.E. eine nicht unbedeutende Rolle, welche (sportlich-wirtschaftliche) Bedeutung der Athlet für den jeweiligen Verband (noch) besitzt. Nicht selten lehnen Sportler, siehe Pechstein und Contador, interne Abmachungen seitens ihrer Verbände ab. Die Konsequezen können sich dann in Abhängigkeit vom Standing des jeweiligen Sportlers in nicht nachvollziehbaren Verfahren oder weiterer Verschleppungstaktik verlaufen.
    Bei jungen Sportlern greift man schneller in die Büchse der Pandorra. Da scheint es seitens der Verbände weniger Interesse an einer aufwendigen Betrachtung der Angelegenheit zu geben. Da geht es ja auch bloß um Sport.

  63. Two comments:

    1) Age is not a factor for the World Anti-Doping Code. In principle, it doesn’t matter whether you’re 9 years of age, or 99.

    2) In the past, disciplinary panels have often ruled decisions that were not compliant with the Code. In the Netherlands, this happened in about 50% of the cases in 2008 (17 compliant against 16 not compliant).This has led to serious concerns about the willingness to fight doping, and threats of sanctions. There is also the expectation that the Code will become more strict. Of course, this is all motivated with the idea of athletes better knowing what they can expect (verbesserte Rechtsgrundlage). Clearly, there’s nothing wrong with the Code and convicting juveniles for accidental contamination, etc.

  64. @ Klass Faber

    The application of the code to juveniles is the same as to adults. No dissens.
    But – as far as I know – if the application with the same consequences for both is permissible in law was never scrutinized to the the extent there are at least doubts.
    It matters much, at least in my understanding, if the athlet refuses to allow taking of a sample or the mother of a minor athlet sends the testers off or gives her child the wrongly composed cough mixture. I don´t know the commitments parents have to stick to when their children are doing sports on such level. But it can´t be that : Parents decide on behalf of their childeren – and as we know the regulations are rather complex, i.e. medications, whereabouts, eating habits, etc. -and the athlets, i.e. the juvenils, suffer in the worst case of misdoings of their legal guardians.
    As the cases of the swimmer and the water jumper show it´s not at all an academic reflection. Not only the parents affected were shocked and confused.
    I´m not sure if clubs and especially their coaches are aware enough of the problem and if, how they handle it with the parents.

  65. Herbert,

    Much in doping regulation infringes on national and international legislation, in particular human rights as these are secured in Europe. The latter is generally regarded as one of the ‚positive‘ outcomes of WW II.

    With a good lawyer, these children will be off the hook in no time, and ready for claims.

    This is entirely unacceptable. Child molesters have more rights than these kids, àfter they have been convicted, otherwise we wouldn’t know from the media.

  66. Anno Hecker in der FAZ: Eine Vortänzerin in der Männerwelt

    Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) wählte auf seiner Mitgliederversammlung in München Christa Thiel mit 310 von 435 abgegebenen Stimmen (71 Prozent) zur neuen Vizepräsidentin für Leistungssport.
    […]
    Dabei besitzt Christa Thiel gegenüber ihrem Vorgänger Gienger einen enormen Vorteil. Bevor sie am Samstag ins DOSB-Präsidium aufrückte, war sie Sprecherin der Spitzenverbände, die sie nun auf Linie bringen soll. Sie kennt ihre Pappenheimer. Die meisten sind Männer.

  67. Pingback: Südafrika, Tag 22 : sport and politics

  68. dwdl.de: Dopingexperte poltert live gegen ZDF-Moderatorin

    In Ihrem Haus können Sie ja schon anfangen mit Kristin Otto. Die hat sechs Goldmedaillen und lügt bis heute„, so Franke live im ZDF. Wellmer ging auf diese Vorwürfe im weiteren Verlauf des Gesprächs allerdings nicht ein.

    bild.de: Doping-Jäger attackiert ZDF-Moderatorin Otto

    Franke zu BILD: „Ich habe dem ZDF schon mehrmals gesagt, dass sie nicht Probleme in der Welt aufdecken können, wenn sie in ihrem eigenen Haus eines haben!“

    ZDF-Sportchef Gruschwitz: „Ich möchte zu diesem oft diskutierten Thema keine Stellung mehr beziehen.“ Otto war nicht zu erreichen.

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