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Das Olympische Bildungsmagazin

Interview mit Theo Zwanziger: „Ich fühle mich nicht als Täter“

Immer wieder Ãœberraschungen an Freitagabenden. Vergangene Woche diese abstrusen DFB-Wahrheitsbeugungen, die ich hier zerpflückt habe. Und eben, um 17.38 Uhr, erscheint ein Interview mit dem DFB-Präsidenten Theo Zwanziger auf sueddeutsche.de, Ãœberschrift: „Ich fühle mich nicht als Täter“. Ich muss noch ein wenig darüber nachdenken, was das alles bedeutet und wie absurd es ist, dass der Kommunikationsherrschafts-Anstreber Zwanziger lang und breit seine Sicht der Dinge darlegen kann und bei all den Irrungen immerhin mehrfach auf dieses Blog verweist. Herr Niggemeier, der am Nachmittag ein offenbar sehr buntes Word-Dokument vom DFB-Pressesprecher erhalten hat, in dem also auch viele bunte Versionen des Textes und der DFB-Wahrnehmung ersichtlich sind, meint, man könne Zwanziger in dem sueddeutsche.de-Interview „bei der Selbstdemontage zusehen“.

(Dieses hübsche Tool, das die Nachbarn von sportticker.net erstellt haben, könnte zum Verständnis beitragen. Für den DFB: So etwas Wunderbares gibt es anonym und weitgehend unbekannt im Internet. Und umsonst.)

Wer hier mitgelesen hat, dem sollten etliche Ungereimtheiten in Zwanzigers Aussagen auffallen. Aber ich mag das jetzt gar nicht kommentieren. So weit ich bislang in Erfahrung bringen konnte, erscheint das Gespräch morgen nicht in der Papier-SZ, weil es wegen der Wetterkapriolen wohl einige Änderungen im Andruck gegeben hat. Mit freundlicher Genehmigung von Hans-Jürgen Jakobs, Chefredakteur von sueddeutsche.de, veröffentliche ich den kompletten Text. Hier darf wie immer diskutiert werden, verlinkt wird peu à peu:

„Ich fühle mich nicht als Täter“

DFB-Chef Theo Zwanziger bezieht Stellung zu seiner Auseinandersetzung mit einem freien Journalisten um den „Demagogen“-Vorwurf. Ein Gespräch über Meinungsfreiheit und Konfliktkultur.

Interview: Christopher Keil, Süddeutsche Zeitung

Am 25. Juli schrieb der freie Sportjournalist Jens Weinreich, 43, in dem öffentlichen Internet-Blog „Direkter Freistoss“ über Theo Zwanziger, den Präsidenten des Deutschen Fußbal-Bundes (DFB): „Ich (habe) schon viele Auftritte von Sportfunktionären erlebt, aber dieser von Zwanziger war einer der schlimmsten in der nach unten offenen Peinlichkeitsskala. Er dreht nach der Kartellamtsentscheidung völlig durch. Er ist ein unglaublicher Demagoge. Schuld an allen Problemen des Fußballs, des DFB im allgemeinen und der DFL im besonderen ist einzig und allein das Bosman-Urteil – das, behauptete Zwanziger fast wörtlich mehrfach. Es ist das alte Lied, wenn er sagt: ,Die Spezifika des Sports hat man in der europäischen Entwicklung schlicht und einfach nicht gesehen und verschlafen.‘ Es ist das Lied derer, die die Kosten vergesellschaftlichen und die Gewinne privatisieren. Derer, die nach Autonomie schreien, wenn es Vergehen von Funktionären zu vertuschen gilt, die aber immer nach Sonderregeln und Ausnahmegesetzen schreien, wenn ihr Milliardengeschäft an ganz normalen Gesetzen und Gesetzmäßigkeiten gemessen wird.“

Zweimal versuchte Zwanziger im September und Oktober, Weinreich gerichtlich verbieten zu lassen, ihn als Demagoge zu bezeichnen. Der 63-Jährige sieht sich in seiner Ehre verletzt. Am 14. November veröffentlichte der DFB eine sehr ausführliche Pressemitteilung, in der ausgedrückt wird, dass der DFB die Einlassungen Weinreichs als „Diffamierung“ empfinde und scharf missbillige. Dass Zwanziger mit seinen Einstweiligen Verfügungen scheiterte, wird verschwiegen, dafür behauptet, Weinreich habe nun auf eine Klageandrohung hin eingelenkt. Der Journalist, der den gesamten Fall in seinem Blog (www.jensweinreich.de) dokumentiert hat, bestreitet das und wirft dem DFB Wahrheitsbeugung, Irreführung und Lüge vor. Ein Gespräch mit DFB-Präsident Zwanziger über Meinungsfreiheit, Demagogen und Konfliktkultur.

SZ: Herr Zwanziger, warum verschweigt der DFB in einer aktuellen Pressemitteilung zum Streit mit dem freien Journalisten Jens Weinreich, dass Sie bisher gerichtlich zweimal gegen Weinreich verloren haben?

Theo Zwanziger: Wir hatten einstweilige Verfügungsverfahren. Das sind vorläufige Verfahren, die sich nicht mit dem Gesamtsachverhalt ausreichend beschäftigt haben. Dafür sind Hauptsacheverfahren zuständig, ein Urteil ergeht dann nur nach Klage und einer mündlichen Verhandlung. Folglich haben wir bisher kein Urteil, sondern eine vorläufige Beurteilung. Wir haben auch nicht sofort geklagt, wie behauptet wird, wir haben den Journalisten zur Unterlassung aufgefordert und ihn gebeten, das nicht weiter zu behaupten.

SZ: Die Richter waren der Meinung, der Journalist habe Sie unter Wahrnehmung seines Rechtes auf freie Meinungsäußerung als „unglaublichen Demagogen“ bezeichnet, er habe Sie folglich nicht diffamiert, wie der DFB verbreitet hat.

Zwanziger: Ich sehe die Äußerung des Journalisten als ehrverletzend an, also mache ich Gebrauch von den rechtsstaatlichen Möglichkeiten, die Angelegenheit zu klären. Wenn Weinreich nun den Begriff „Demagoge“ anders wertet als ich . . .

SZ: Wie haben Sie es gewertet?

Zwanziger: Mit Demagoge ist Volksverhetzer verbunden und damit auch eine Nähe zum Nationalsozialismus.

SZ: Aber den Zusammenhang kann man wirklich nicht herstellen, wenn man den Blog-Eintrag liest.

Zwanziger: Deshalb habe ich auch sofort gesagt, die Sache hat sich erledigt, als mich unser Vizepräsident Rainer Koch auf eine Internetdarstellung von Herrn Weinreich aufmerksam machte, aus der hervorging, dass er mit dem Begriff „Demagoge“ nicht das gleiche Verständnis wie ich hatte. Und dies hat dann sein Anwalt uns gegenüber nochmals klargestellt. Damit war für mich der Vorgang beendet, deshalb haben wir auch keine Unterlassungsklage erhoben.

SZ: Sie planten aber doch, mit der Unterlassungsklage nach Koblenz zu gehen, wo Sie ein paar Jahre als Verwaltungsrichter und Regierungspräsident tätig waren?

Zwanziger: Das ist das Interessanteste an diesem Fall: Unabhängigkeit von Richtern, ist wohl davon abhängig, wo jemand wohnt . . . Oh nein. Eine Unterlassungsklage kann an mehreren Gerichtsständen eingereicht werden. Dort findet dann eine mündliche Verhandlung statt. Also gehe ich entweder an das zuständige Gericht meines Wohnortes, das ist Koblenz, oder ich gehe nach Frankfurt, wo der DFB seinen Dienstsitz hat. Ich bin aber bereit, auch an jedes andere Gericht zu gehen. Ich fände es unglaublich, wenn mir unterstellt würde, ich suchte mir ein Gericht aus, das mir gefällig ist. Wer so die Unabhängigkeit von Richtern in Zweifel zieht, stellt sich selbst ins Abseits.

SZ: Sie sind in Koblenz ein bekannter Mann, man könnte das möglicherweise als ein günstiges Umfeld für Sie bezeichnen. So deutete es der Anwalt Weinreichs in einem Schreiben an Sie an.

Zwanziger: Ich weiß nicht, wie die Anwaltskammer über die Äußerung des Anwalts von Herrn Weinreich denken würde. Ich habe doch als Kläger die Chance, das Gericht auszuwählen, wenn dies rechtlich zulässig ist. Und wenn es eine mündliche Verhandlung gibt, gehe ich doch zu dem Gericht, das ich schnell erreichen kann. Was für eine Geisteshaltung ist das eigentlich, ohne die Richter zu kennen, ihnen zu unterstellen, in Koblenz gäbe es ein gefälliges Urteil für mich? 

SZ: Der DFB erweckt den Eindruck, Weinreich habe sich aktiv am 12. November von dem Eindruck distanziert, er habe Demagoge in dem von Ihnen zunächst angenommen Sinn geschrieben. Tatsächlich wurde der Anwalt des Journalisten aufgefordert, sein Mandant solle sich äußern, andernfalls komme es zu einer Unterlassungsklage. Weinreich dokumentiert in seinem Blog: „Wir haben dem DFB die Absurdität der Forderungen, die der DFB-Präsident erhoben hat, deutlich gemacht.“ Das ist kein Zurückrudern oder sich distanzieren.

Zwanziger: Warum hat er es nur in seinem Blog geschrieben, warum hat er mir nicht eine Abschrift zugeschickt und uns erläutert, wie sein Verständnis von Demagoge war? Für uns war erst das Schreiben seines Anwalts vom 12. November ausreichend.

SZ: Warum eskalierte so ein vergleichsweise harmloser Meinungsstreit zum Thema Zukunft des Sportes und des Fußballs? Der Deutsche Journalisten-Verband und der Verband Deutscher Sportjournalisten fordern den DFB inzwischen auf, den Dissens mit Weinreich beizulegen. Der Journalist müsse sich nicht öffentlich anprangern lassen.

Zwanziger: Zur Eskalation müssen Sie Herrn Weinreich fragen. Es scheint mir so, als würden Ursache und Wirkung verwechselt.

SZ: Sie haben sofort die Gerichte bemüht.

Zwanziger: Das heißt, der, der klagt ist Täter?

SZ: Der Kläger wählt jedenfalls die Mittel der Auseinandersetzung, das Gespräch haben Sie nicht gesucht.

Zwanziger: Ich fühle mich nicht als Täter. Ich bin beleidigt und verunglimpft worden und kann von dem, der das getan hat, eine Klarstellung erwarten.

SZ: Der Journalist hat seine Meinung geäußert. Ist er Täter?

Zwanziger: Meinung zu äußern, ist in Ordnung. Aber wenn die Meinung an Grenzen heranreicht, die die persönliche Ehre verletzen können, dann ist das nicht in Ordnung.

SZ: Die Richter haben doch festgestellt, dass es sich um Meinungsäußerungen handelte.

Zwanziger: Noch einmal: Es ist kein Klageverfahren. Ich habe alle Möglichkeiten, das Verfahren zu überprüfen.

SZ: Mit welchen Chancen? Sie haben den Moderator einer Podiumsdiskussion Anfang November in Gießen gemaßregelt: Er stelle „demagogische Fragen“.

Zwanziger: Ich glaube nicht, dass ich das gesagt habe. Es gibt viele, die anwesend waren und gesagt haben: Nein.

SZ: Der Gießener Anzeiger hat sie so zitiert, und der Moderator soll bereit sein, an Eides statt zu erklären, dass Sie sich so geäußert haben.

Zwanziger: Die anderen drei Personen, die auf dem Podium saßen, versichern mir das Gegenteil, und im Ãœbrigen hat sich der Chefredakteur des Gießener Anzeigers wegen der Berichterstattung seiner Redaktion bei mir entschuldigt. Hätte Herr Weinreich geschrieben, der Zwanziger hatte einen „demagogischen Auftritt“, hätte ich dem keine Bedeutung beigemessen.

SZ: Sie können sich nicht mehr erinnern?

Zwanziger: Nein, und weil ich nicht sicher war, habe ich den Moderator angerufen, weil es ja sein konnte, dass ich einen Menschen verletzt habe. Und das will ich nicht.

SZ: Wenn Sie „Demagoge“ grundsätzlich so verletzt, wie sie verletzt waren, wieso können Sie dann nicht ausschließen, dass „demagogisch“ nicht zu Ihrem Wortschatz zählt?

Zwanziger: Für meine Person schließe ich es aus. Ich kann es nur nicht beweisen. Ich habe gefragt, ob es ein Tonband gab? Gab es nicht. Es gibt unterschiedliche Aussagen dazu, und dann unterstelle ich nicht das für mich Günstige, sondern unterstelle, dass ich einem anderen vielleicht Unrecht getan habe, deshalb habe ich zum Telefon gegriffen. Und der Betroffene hat mir gesagt, die Sache sei ausgeräumt. So hätte ich es mir auch von Herrn Weinreich gewünscht. Denn bereits in unserer Unterlassungsaufforderung vom 18. August konnte er klar erkennen, dass der nationalsozialistische Zusammenhang für mein Empfinden eine große Bedeutung hat. Respekt ist keine Einbahnstraße.

SZ: Der Journalist hat doch nicht per se keinen Respekt vor Menschen, zu denen er eine Meinung hat.

Zwanziger: Die Beantwortung der Frage, ob Demagoge unter die Meinungsfreiheit, Pressefreiheit fällt und keine Ehrkränkung darstellt, hängt nach ständiger Rechtssprechung – auch des Bundesverfassungsgerichtes – unter anderem davon ab, ob es einen öffentlichen Meinungsstreit gegeben hat, der dies rechtfertigt. Es ist in dieser Sache überhaupt nicht herausgearbeitet worden, was der Anlass dafür war, dass ich mich als Demagoge bezeichnen lassen musste.

SZ: Es gab einen Kongress des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) in Berlin, Sie haben dort Position bezogen, der Journalist hat gewertet.

Zwanziger: Das hätte ich gerne in einer mündlichen Verhandlung erläutert. Denn meine in Berlin geäußerte sportpolitische Meinung entspricht exakt der Auffassung unserer Bundesregierung, wie mir der Bundesinnenminister gerade heute schriftlich bestätigt hat. Die Bundesregierung sieht in der Sache den gleichen Handlungsbedarf wie wir.

SZ: DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach behauptet, Weinreich habe sich in einem anonymen Blog geäußert. Der Blog war aber nicht anonym.

Zwanziger: Das sind zwei getrennte Fälle. Im einen geht es um Ehrverletzung, im anderen äußern sich Repräsentanten des DFB. Aber für meine Präsidiumskollegen gilt auch das Recht auf freie Meinungsäußerung. Wolfgang Niersbach hat nicht gesagt, dass sich Herr Weinreich anonym in einem Blog äußert, sondern wollte abstrakt zum Ausdruck bringen, dass sich in Internetblogs zahllose User – vielfach unter Pseudonym – an Debatten beteiligen, deren Verfasser nicht mehr direkt, sondern nur noch durch Teilnahme an der Blogdiskussion ansprechbar sind.

SZ: Niersbach behauptet auch, Weinreich habe die Grenzen der Meinungsfreiheit überschritten, obwohl die Richter das Gegenteil feststellten.

Zwanziger: Die Ablehnung ist nur vorläufig. Die Presseerklärung ist eine Entgegnung, wir hatten uns vorher nicht geäußert. Der DFB darf doch auch sagen, was er von einer Sache hält.

SZ: Aber er unterschlägt Tatsachen.

Zwanziger: Wir haben nie verschwiegen, dass es einstweilige Verfügungen gab. Diese Tatsache war doch ohnehin durch die ausführliche Dokumentation von Herrn Weinreich bekannt.

SZ: Sollten die Maßstäbe, die Sie für sich reklamieren, nicht auch für Journalisten gelten?

Zwanziger: Gelten sie auch, wenn die Journalisten nicht unqualifiziert polemisieren.

SZ: Sie sind als DFB-Präsident für die Presseerklärung organverantwortlich.

Zwanziger: Der DFB hat einen Präsidenten, und die Kollegen des DFB halten die Beurteilung, die über mich in dem Blog verfasst wurde, für absolut ungerecht, unabhängig, ob sie von der Meinungsfreiheit gedeckt ist oder nicht. Für dieses Zeichen der Solidarität war und bin ich dankbar. Oder gilt das Recht auf Meinungsfreiheit nur für Herrn Weinreich und nicht für uns?

SZ: Niersbach unterstellt außerdem eine einseitige Berichterstattung. Ist die Pressemitteilung nicht einseitig?

Zwanziger: Unsere Position dazu habe ich gerade erläutert. Diese Pressemitteilung weist unhaltbare Verdrehungen zurück und hat nicht die Aufgabe, den gesamten Vorgang chronologisch aufzuarbeiten.

SZ: Müssen Sie nicht fürchten, dass der Eindruck entsteht, eine mächtige Organisation möchte einen einzelnen an seiner wirtschaftlichen Basis diskreditieren?

Zwanziger: Nein, ich würde niemals jemandem, mit dem ich Differenzen habe, wirtschaftlich schaden wollen. Der eine Teil der ganzen Auseinandersetzung ist der, den ich persönlich mit Herrn Weinreich auszufechten habe. Der andere Teil betrifft die Pressemitteilung des DFB. Meine Kollegen des Präsidiums waren loyal. Sie können das gerne mal mit unserem Vizepräsidenten Rainer Koch diskutieren.

SZ: Warum gab es dann einen Email-Verteilerkreis für die Presseerklärung des DFB, der über 100 Personen umfasste, darunter sehr viele Entscheider des deutschen Sports? Weinreichs Spezialgebiet ist die Sportpolitik. Kam Ihnen nie der Gedanke, der DFB könnte einen Journalisten in seinem typischen Arbeitsumfeld schädigen?

Zwanziger: Nein, wirklich nicht. Ein solcher Eindruck darf nicht entstehen, das ist nicht meine Absicht und nicht die meiner Kollegen. Der zusätzliche Verteiler für die Pressemitteilung ist ein Kreis von Personen, die mich kennen, die mir nahe stehen oder mit denen ich in unseren Gremien arbeite. Sie hatten auch Anspruch darauf, nicht nur über das Internet von Herrn Weinreich informiert zu werden.

SZ: Tragen Sie die Prozesskosten selbst?

Zwanziger: Wenn ich verliere und die Rechtsschutzversicherung nicht zahlt, werde ich eine entsprechende Spende für gemeinnützige Zwecke machen.

SZ: Sie haben zweimal verloren.

Zwanziger: Damit schließt sich der Kreis und wir sind am Anfang unseres Interviews. Eins ist klar: Wenn die Versicherungsfrage geklärt ist, wird dem DFB kein Schaden entstehen.

© sueddeutsche.de

64 Gedanken zu „Interview mit Theo Zwanziger: „Ich fühle mich nicht als Täter““

  1. @ Jens D.:

    „Wir haben nie verschwiegen, dass es einstweilige Verfügungen gab.“

    Ehrlich gesagt: Ich weiß nicht, was er meint. Weil: Es gab ja keine einstweiligen Verfügungen. Es gab allerdings Gerichtsbeschlüsse gegen den DFB und ihn – vielleicht meint er die? Aber warum sagt er dann, sie hätten die nie verschwiegen? Kann jemand helfen?

  2. frankfurter löwe

    Ich erlaube mir, meinen Kommentar, den ich bei dogfood abgesondert habe, auch hier zu veröffentlichen:

    Ich bin über Zwanziger vollkommen fassungslos. Wie ein schmieriger Jurist laviert sich Theo um die heiklen Fragen, weicht auch Nachfragen aus, und betreibt eine unerträgliche Wortklauberei. Und die Art und Weise, wie er seine Niederlagen vor Gericht kleinredet, ist fast schon wieder amüsant. Er tut gerade so, als würden die Richter in vorläufigen Verfahren nach dem Motto Spiel und Wette verfahren, um einen sonst fast schon vergessenen Repetitor zu zitieren.
    Und, natürlich, lag und liegt es ihm völlig fern, Weinreich beruflich zu schaden.
    Zu seiner Rechtfertigung in der Sache, nämlich, dass er nur die Meinung der Bundesregierung wiedergäbe:
    1. Auch die hochgeschätzte Bundesregierung kann ja mal irren.
    2. Beruht nicht die Meinung der Bundesregierung auf gezielten Lobbyismus, an der ja auch der mächtigste Sportverband der Welt gewaltig beteiligt war?

  3. Unverbesserlich. Da scheint schon grobe Starrköpfigkeit durch.

    Allein die Sache mit dem E-Mail Verteiler

    (…) „Der zusätzliche Verteiler für die Pressemitteilung ist ein Kreis von Personen, die mich kennen, die mir nahe stehen oder mit denen ich in unseren Gremien arbeite. Sie hatten auch Anspruch darauf, nicht nur über das Internet von Herrn Weinreich informiert zu werden.“

    „Informiert werden“ scheint mir nun etwas anders zu liegen als „Nach unserer festen Ãœberzeugung müssen wir diese Grundposition offensiv darstellen. Daher diese Pressemitteilung, die wir Ihnen als PDF-Datei beigefügt haben und die Sie natürlich argumentativ auch verwerten können. Darauf hoffen wir sogar.“

    Bei gebotener Neutralität kann man sicher den ein oder anderen Gedankengang Zwanzigers nachvollziehen. Was schlichtweg aber gar nicht geht, ist diese undurchschaubare Verquickung zwischen „Privatsache“ und „DFB-Angelegenheit“. Soll er in Koblenz klagen, wenn er in der Nähe wohnt (… wie oft wird der Mann zu Hause sein?). Dann soll er das aber auch privat durchziehen und nicht den DFB-Apparat bemühen, mit Presseabteilung und Kostenabsicherung etc. Oder es macht der Verband, Zwanziger ist schließlich auch im Ursprung als DFB-Präsident kritisiert worden, nicht als Privatperson. Eine saubere Trennung währe hier aber allemal geboten.

    Das Zwanziger nicht die Sensibilität besitzt, zu erkennen, das die Wahl des Gerichtsstandortes Koblenz „anrüchig“ erscheint, ist ein anderes Kapitel. So dumpf kann man gar nicht sein, bzw. dürfte man dann vom Gegenüber auch keine besondere Sensibilität im Bezug auf den Gebrauch des Wortes „Demagoge“ erwarten.

  4. der giesener anzeiger hat sich aber nicht bei tz „entschuldigt“! schreibt niggemeier. diese aussage erweckt den eindruck, als habe sich der journalist des giesener anzeigers geirrt… tztztz

  5. @ frankfurter löwe, Du wagst es, der Bundesregierung zu widersprechen? Nicht doch.

    Denn meine in Berlin geäußerte sportpolitische Meinung entspricht exakt der Auffassung unserer Bundesregierung, wie mir der Bundesinnenminister gerade heute schriftlich bestätigt hat. Die Bundesregierung sieht in der Sache den gleichen Handlungsbedarf wie wir.

    Ja. Und?

  6. @ palosalto: Einige Namen der Kollegen, die das in Gießen gehört haben, sind hier bereits gefallen. Jeder kann nachfragen. Stefan Niggemeier hat das beim Chefredakteur getan, und die Antwort war nicht etwa: Nein, TZ hat es nicht gesagt. Der Beitrag steht immer noch online, warum auch nicht. Von Zweifeln kann jedenfalls keine Rede sein. Auch Oliver Fritsch hat ja einige Kollegen genannt, die sich sehr wohl daran erinnern können. Wie sagte Albert Mehl, Sportchef des Gießener Anzeigers: Dann müssten sich 200 Leute im Saal verhört haben.

  7. “Wir haben nie verschwiegen, dass es einstweilige Verfügungen gab.�

    In der allerersten Frage begründet er aber warum die Urteile verschwiegen wurden.
    Seltsam.

  8. über TZs Ansichten zu dem Streit, den er mit Dir vom Zaun gebrochen hat, möchte ich eigentlich gar nichts mehr sagen.

    Mich wundert immer mehr das Staatsverständnis im DFB. Waren die Herren zulange bei FIFA und UEFA ein- und ausgegangen? – Gewinne privatisieren und Kosten vergesellschaften. Wenn es mit den Gewinnen nicht klappt, weil das Kartellamt nicht mitspielt, dann wird solange in Berlin herumgekungelt, bis es passt. Soll doch die mit TZ angeblich so einmütige Bundesregierung das Kartellrecht ändern! Spätestens vor dem EUGH wird das wieder kassiert werden. Auch wenn es den Herren und Damen beim DFB nicht passt: nicht jeder tanzt nach ihrer Pfeife.
    Mich nervt diese unglaubliche Arroganz, die einem solchen Verhalten innewohnt, wenn nach Gutsherrenart die Tatsachen verdreht werden und Wortklauberei betrieben wird.

    Ach und die vielbeschworene Solidarität beim DFB: Die Solidarität hätte sich TZ auch in der DFB-Kantine beim Kaffee abholen können, dafür muss man keine Pressemitteilung lancieren.

  9. Das ganze ist eine unglaubliche Farce. Die Hauptrolle unglaublich toll gespielt von T. Zwanziger.
    Mir bleibt nur noch zu sagen: Herzlichen Glückwunsch zu dieser unglaublichen Leistung!

  10. Ich habe schon viel darüber geschrieben, dass Sportverbände kein Recht neben dem eigenen Recht anerkennen. Du hast völlig RECHT mit Deiner Einschätzung, wenn etwas nicht so läuft mit dem geltenden Recht, dann robben sie sich halt an die Politiker ran, wenn sie nicht sogar selbst politische Verantwortung tragen. Jedenfalls, einen (oder zwei Tage, ich habe jetzt keine Lust, das nachzuschauen) Tag vor dem von mir beschriebenen Auftritt beim DOSB-Kongress in Berlin war ja Zwanziger mit Blatter und dem UDIOCM bei Schäuble, um für die 6+5-Regel zu lobbyieren, für die – wie wir wissen – flugs mal europäisches Recht gekippt bzw. umgeschrieben werden muss.

  11. Ich finde die Begründung: „Diese Tatsache war doch ohnehin durch die ausführliche Dokumentation von Herrn Weinreich bekannt.“ einsame Spitze. Da drängt sich bei mir beinahe die Vermutung auf, dass die Menschen, die die Pressemitteilung verfasst haben, auch die Wahrheit oder den korrekten Sachverhalt gar nicht aufführen mussten, das sie/er ja eh schon, durch die Dokumentation im Netz, bekannt war.

  12. ich denke, Jens, ich muss mich bei dir entschuldigen. Mea Culpa.

    Zwanziger ist einfach nur noch armselig, wie er versucht, sich an der Wahrheit vorbei zu manövrieren.

    Ich bin übrigens dafür, dass du auch ein Interview mit der SZ bekommst. ^^

  13. Okay, aber jetzt will ich es wissen. Heißt das etwa, ich muss mich nicht mehr dafür rechtfertigen, dass ich die über Anwaltschreiben und Interviews verbreiteten großzügigen Angebote des Duodezfürsten, wenn ich zu Kreuze krieche für etwas, was … (ich spare mir den Zwischenteil) …, würde mir eine Audienz gewährt, nur für lächerlich und damit inakzeptabel halte? Darf ich jetzt noch einmal ungestraft formulieren, dass derlei „Interviews“ den Tod des Journalismus bedeuten und ich immer gern selbst festlege, wann, wo, warum und wie ich Personen um ein Interview bitte bzw. es führe?

    Das musste jetzt sein, ich war versucht, das auch drüben bei Stefan N. öfter mal zu schreiben, hatte aber das Gefühl, dass Du und andere es nicht verstehen würden. Ich weiß nicht warum, aber wir müssen ja auch nicht alles voneinander wissen. Jedenfalls: Mea Culpa war nicht nötig. Gelegentlich habe ich in den vergangenen Tagen schon anderen sündigen Kommentatoren vergeben. Zur Sicherheit mal flink noch den dämlichen Smiley gesetzt, okay :)

  14. Mich würde interessieren, ob sich der DFB von diesem Interview tatsächlich einen Befreiungsschlag erhofft hatte. Die Berater wollten doch bestimmt wieder in die Offensive. Wenn es so wäre, dann gibt es nur zwei Möglichkeiten: 1. Sie sind absolut überfordert, um das mal nett auszudrücken. 2. Sie wollen Zwanziger loswerden.

    Oder was ist da los? Zwanziger redet immer noch über den Demagogen; aber darum geht es doch schon (fast) gar nicht mehr. Das Thema ist doch die Pressemitteilung.

  15. @ jw: Stenger, Niersbach, und da wird’s doch noch ein paar andere geben in der Pressestelle (mehr ist es ja offenbar nicht). Ist es falsch, in diesem Fall von Beratern zu sprechen? Tut man da der Berufsgruppe der Berater Unrecht?

    Ich stelle mir gerade vor, wie die Truppe jetzt jeden Morgen den Weinreich-Pressespiegel für Zwanziger macht. Entweder baut die 100 Computer vor ihm auf, um jedes Blog zu zeigen, das berichtet. Oder die Truppe versucht, die Texte vom Bildschirm auszuschneiden.
    (Tschuldigung. Bin heute albern.)

  16. Pfft. Also für jemanden, der um Kommunikationsherrschaft bemüht ist, flappert Herr Zwanziger aber zu sehr wie ein Fisch auf dem Land herum. Und dann dazu noch ein leicht widersprüchliches Interview an Stefan Niggemeier rauszugeben (mit Änderungen auch noch) – und E-Mail-Adressen offen lassen, und das Internet mal als unwichtig betrachten, mal als einseitiges Informationsmedium… was versteht Herr Zwanziger eigentlich unter Kommunikation und wo findet die statt? Hat er am Ende gar kein Handy, sondern noch so ein Telefon, wo man an der Seite kurbeln muss, und selbst das wird als neumodisch verteufelt?

    Na, ist vielleicht ein wenig überzogen, aber in der Sache ist ja schon alles gesagt und wird nicht besser, da gehts halt mal off-topic.

  17. Was mir nach dem Lesen des Interviews noch völlig unklar ist:

    „SZ: Tragen Sie die Prozesskosten selbst?

    Zwanziger: Wenn ich verliere und die Rechtsschutzversicherung nicht zahlt, werde ich eine entsprechende Spende für gemeinnützige Zwecke machen.“

    Nun, die vorbereitete Klage in Koblenz sollte ja, lt. Pressemitteilung des DFB nicht eingereicht werden. Was zieht Zwanziger also in Betracht, wenn er nun danach noch von „verlieren“ spricht?
    Ein Vorgehen gegen den Kammergerichtsbeschluss?

    Ja was denn nun, ist diese Angelegenheit für Zwanziger nun beendet oder nicht?

  18. Tztztz. Ihr versucht gar nicht, den armen Mann zu verstehen.

    1. Er wusste gar nicht, dass jw es nicht so meine wie er meinte, dass er es meinte. Es steht ja „Warum hat er es nur in seinem Blog geschrieben, […] Für uns war erst das Schreiben seines Anwalts vom 12. November ausreichend“. Also, das Blog jensweinreich.de liest doch keiner beim DFB (komisch allerdings, das mit dem “Diese Tatsache war doch ohnehin durch die ausführliche Dokumentation von Herrn Weinreich bekannt“. Woher wussten sie das? Egal. Jensweinreich.de wird nicht gelesen, ist nicht veröffentlicht. Andererseits: die Kommentare bei Oliver Fritsch – oho. Täglich, was sage ich täglich, stündlich. Zweimal.

    2. Es muss doch jedem klar sein. Demagoge = Goebbels. „Demagogisch“ ist was ganz Anderes. aber ganz. uhm. anders?, uh, nööö? Oder auf Englisch – duh? Also, Kinder: in dem Satz „Jens Weinreich, der Tatsachenverdreher, sagte dem unglaublichen Demagogen Theo Zwanziger, er habe einen demagogischen Auftritt gehabt“ versteckt sich eine Diffamierung. Unter den Findern verlosen wir einen 1:0 Sieg gegen, hmm, die Türkei.

    3. Urteile sind keine Rechtsprechung und Rechtsprechung ist kein Urteil, und Recht haben eh nur wir. Wehe Ihr kommt mit Gerichten und Gesetzen, dann rufen wir Seppe. Und die Richter, die gegen die einstweiligen Verfügungen urteilten waren nur Vorrichter in einer Vorverhandlung in einer Nebensache.
    Es gab keine einstweiligen Verfügungen, deshalb können wir sie nicht verschweigen. Wenn ich gefragt werde, warum die Urteile, quatsch, Vor-urteile, verschwiegen wurden, antworte ich dass wir keine Verfügungen verschwiegen haben. Klug, oder?

    4. In Koblenz lebe ich. Deshalb Koblenz, klar. Es hat keiner was anderes gesagt. Ah, doch? Wer? Mein Anwalt? Der vom DFB, meinen Sie? Was sagte er? Das man in Koblenz auch Blogs lesen kann? Ich fand’s witzig. Persönlich kenne ich natürlich keinen, der in Koblenz Blogs liest. Aber W-Lan gibt’s in Hotels auch in Koblenz.

    usw. usw. Es ist einfach so peinlich, dass ich mich schäme, bis vor ein paar Wochen gedacht zu haben, es hat sich was geändert beim DFB. Er war nur so, tja, adrett.

    Und bevor es noch vergessen wird: die unsägliche Art des DFB, die Probleme des deutschen Fußballs (schwache Abwehr, nonexistentes Mittelfeld, abgetauchter Angriff des Mittelmaßes? oder eher – schlechte Spiele, schlecht vermarktet, schlechter bezahlt, oder am ehesten – Zuschauer, die sich nicht für dumm verkaufen lassen) auf den Bosman-Urteil und den Bundeskartellamt zu wälzen ist nicht nur demagogisch, und gegen den Rechtsstaat hetzend, es ist Volksveralberung. Das kauft doch keiner ab, oder?

  19. nur so nebenbei, scheint Herr Zwanziger schon in Gedanken weit voraus zu sein und überlegt sich, was er wohl bezahlen muss nachdem er (DFB, eigentlich) im (richtigen!) Prozess, diesmal als Angeklagter, gegen Jens Weinreich und das anonyme Internet verloren haben wird. Nur so kann ich seine Antwort auf die Frage bezüglich Prozesskosten erklären.

  20. Tja, das ist Kommunikationsherrschaft. Dummerweise steht dem die Meinungshoheit des Volkes da draussen entgegen.

  21. Jens, wurdest du schon zu einem Gespräch nach Frankfurt eingeladen? Weil der DFB hat ja geschrieben, dass du dich entschuldigt hättest, weshalb ja nicht mehr geklagt wird, aber vorher haben sie dir doch auch geschrieben, dass du denn ja noch eingeladen wirst.
    Das war etwas, was ich noch mal wissen wollte. :-)

  22. Es wird immer verwirrender. Einzeln könnte man jedes Argument verstehen, etwa die Wahl von Koblenz. Dann aber hätte dort die erste Klage eingereicht werden müssen. Oder die Sache mit der „ausführlichen Dokumentation“. Dann aber geht das Gerede mit den anonymen Bloggern nicht. Ein ordentlicher Demagoge hätte das alles besser im Griff.

  23. @ Detlef Borchers: Ja.

    @ gua: Nein. Aber gib schon zu, Du wolltest es nicht wirklich wissen, Du hast es bereits gewusst.

  24. Zwanziger: Meinung zu äußern, ist in Ordnung. Aber wenn die Meinung an Grenzen heranreicht, die die persönliche Ehre verletzen können, dann ist das nicht in Ordnung.

    Das ist meine Lieblingsantwort. Von nun an reicht es also aus, innerorts – oder sagen wir besser: innerkoblenz‘ – mit Tempo 49 km/h zu fahren, um von der Polizei geblitzt zu werden. Denn diese Geschwindigkeit ist nah dran, schneller als erlaubt gefahren zu sein.

    Es lebe die Tempo-Zwanziger-Zone!

  25. Das stimmt Jens. ;-) Aber irgendwann, wenn vielleicht die Sache nicht mehr so ernst für dich ist, solltest du mal nachfragen finde ich.

  26. @Mascherano: köstlich!!

    Ansonsten: es ist schade, dass jemand mit einer Machtposition wie Herr Zwanziger dieselbe ausnutzen „muss“, wenn er sich auf den privaten Schlips getreten fühlt. Jaja, liebe Kinder, ich weiß, die Welt ist nun mal so. Aber schad is‘ scho, gell?
    Wieder mal ein blendendes Beispiel dafür, wie Demokratie nach eigenem gusto zurechtgebogen wird. Die Definition, wie weit das dann noch von Demagogie entfernt ist, können wir gläubigen Schäfchen ja dann in aller Ruhe unserer „allwissenden“ Duden-Redaktion überlassen. Justitia ist da viel zu provisorisch geworden, wie wir nun erfahren durften.
    Ich wäre durchaus bereit, Herrn Zwanziger verstehen zu wollen, doch das ist reichlich schwer bei jemandem, der es darauf anlegt, einem wie ein Stück nasse Seife durch die Finger zu flutschen. Und solange der Hase so läuft, werde ich wohl auch nicht aufhören, mich darüber wahlweise zu wundern oder zu echauffieren, dass die Welt nun mal so ist, wie sie ist.

    Bin mal sehr gespannt, wie lange es nun dauert, bis die Herren Medienberater des Theo Zwanziger ihm ein Blog zusammengeschrammelt haben, damit er glauben kann, er habe noch den Hauch einer Chance auf die Informationsherrschaft.

  27. Zwanziger:“[……]Denn meine in Berlin geäußerte sportpolitische Meinung entspricht exakt der Auffassung unserer Bundesregierung, wie mir der Bundesinnenminister gerade heute schriftlich bestätigt hat. Die Bundesregierung sieht in der Sache den gleichen Handlungsbedarf wie wir.“

    Mh, was soll das jetzt bitte für einen Aussagewert haben? Hat nicht auch das Bundeskartellamt eine klare „Meinung“ von einem gewissen Sachverhalt? Ich habe im übrigen auch eine Meinung.

    Dieses Zitat zeigt doch das Meinungsherrschaftsbestreben der Führungsgremien des DFB. Wunderbar wie der Kernpunkt der Auseinandersetzung widergespiegelt wird.

  28. @Jens: alles klar. Aber nur mal so aus Neugier: wenn Herr Zwanziger dich vor all dem ( also vor den Gerichtssachen, der Pressemitteilung , etc ) angerufen, und um ein persönliches Gespräch gebeten hätte, um die Sache zu klären, wärst du dann hingefahren? ^^

    Ich bin jedenfalls gespannt, wie die Sache weiter geht.

  29. Hallo…

    Bitte verzeihen Sie mir die „dumme“ Frage, aber nach ca. 3 Stunden des Lesens des… hmm… „Vorfalls“… ist mir jetzt so einiges unklarer als vorher…

    Grob skizziert ist also der Status quo:

    Der DFB nimmt eine nähere Erklärung der umstrittenen Formulierung ihrerseits auf dem blogg nicht wahr und droht mit Klage, kurz vor der endgültigen „Eskalation“ wird etwas NICHT (explizit) Geschriebenes wahrgenommen und als „Entschuldigung“ gewertet…???

    Mir schwurbelt der Kopf…
    Wenn mit „Kommunikationsherrschaft“ die Beseitigung aller Klarheiten bei gleichzeitiger Verbreitung alleingültiger Sicht der „Tatsachen“ gemeint ist, dann gilt es nur noch zu sagen:

    Chapeau!
    Mit Vollgas über das Ziel heraus geschossen…

    Vielleicht habe ich aber eigentlich wirklich nicht ganz verstanden, was den „DFB-Kommunikationsherrschaften“ bei Pressemitteilung und Interviews durch den Kopf ging…

    @Mascherano
    Der Vergleich gefällt mir. Ist fast so wie „ein bisschen scheinschwanger“…

  30. Mir kommt bei der ganzen Angelegenheit die Rolle von Niersbach und Stenger viel zu kurz. Das sind meines Erachtens die derzeitigen Strategen, das sind die Hintermänner der Pressemitteilungen, diejenigen, die hier Rufmord nicht nur in Kauf nehmen, sondern beinahe demonstrativ fordern.

    Zwanziger ist ein Amateur und Selbstdarsteller, jemand alten MV-Schule. Niersbach und Stenger hingegen sind offenbar eiskalte Profis, die ihren Finger ruckzuck am Abzug haben. Hätte ich, wenn ich ehrlich bin, insbesondere von Stenger in dem Ausmaß nicht gedacht. Wieder etwas gelernt. Und einmal mehr von Sportfunktionären menschlich sehr enttäuscht. Hachja, Gott sei Dank liegt die Wahrheit gleich wieder auf dem Platz.

  31. @ b.schuss: Klare Antwort: Ich war in Peking. Ich bin nicht Kerner, der eben mal für eine Fußball-Moderation erste Klasse (war es doch, oder) vom ZDF aus Peking aus- und wieder eingeflogen wird. Meine Zugfahrt mit der Transsib hätte etwas länger gedauert.

  32. womit ich gerade so beschäftigt bin: das hansekontor in novgorod (peterhof, 1192-1494). die hansekaufleute: haben vom novgoroder fürsten per privileg rechtsautonomie bei streitigkeiten untereinander zugesichert bekommen.
    für besagte hansekaufleute gibt es eine hofordnung, in der für alle möglichen vergehen eine strafe festgelegt wird. und wofür gibt es die mit weitem abstand drastischste strafe? genau: für das einreichen einer klage gegen einen anderen hansekaufmann vor einem externen gericht.

    das streben nach rechtsautonomie, eine anthropologische konstante… ich konnte mir nicht helfen, als ich die bestimmung las, mußte ich daran denken, daß die hansekaufleute bestimmt auch gute fußballfunktionäre wären.

  33. @Linksaussen

    Der Begriff (Hanse-)Kaufleute und Fussballfunktionäre kann in den meisten Fällen, meiner Meinung nach, synonym verwendet werden.

  34. @björn: und weinreich ist jetzt verhanst? und die fifa führt demnächst krieg gegen dänemark?

    nene, so weit gehen die parallelen nicht. allein im organisationsgrad sind fifa etc. um welten weiter… aber wir wollen das nicht zu abseitig weitertreiben.

  35. @Jw: Zwanziger war auch in Peking. Hab die genauen daten jetzt gerade nicht parat. War aber in der zweiten Woche (zum Spiel um Platz 3 der Fußball-Damen).
    Wenn er denn nur gewollt hätte, wäre da schon die Chance gewesen, das Thema zu erledigen…

  36. „Hätte Herr Weinreich geschrieben, der Zwanziger hatte einen „demagogischen Auftritt“, hätte ich dem keine Bedeutung beigemessen.“

    Theo Zwanziger erfindet im Vorbeigehen immer neue Wendungen. Eine Werbelauf für den Duden. Das Interview lässt ihn übrigens nur noch unsicherer als zuvor erscheinen. Da will jemand partout nicht eingestehen, dass er über das Ziel hinausgeschossen hat.

  37. Und noch ein Interview. Diesmal im Spiegel 48/2008

    (…) Zwanziger: Es ist falsch, von einer Niederlage zu sprechen, schließlich war es nicht das Hauptsacheverfahren. In einer einstweiligen Verfügung wird der Sachverhalt nicht umfassend gewürdigt, der Anlass nicht sauber herausgearbeitet. (…)

    SPIEGEL: In einer Presseerklärung missbilligen Sie die „Diffamierung“ durch Weinreich und behaupten, er habe ein Fehlverhalten eingestanden. Weinreich empfindet das als Angriff auf seine Reputation. Musste diese Provokation sein, ist sie nicht demagogisch im Sinne von: agitatorisch?

    Zwanziger: Herr Weinreich macht ja auch alles öffentlich. Er hat in den Blogs die vermeintlichen Siege groß gefeiert. Es wird immer von Pressefreiheit geredet, aber gilt für den DFB keine Meinungsfreiheit? Die Presseerklärung hat Herrn Weinreichs Angriffe deutlich zurückgewiesen. Warum ist er jetzt so empfindlich?

    Okay. Welche Angriffe? Bestimmt die Veröffentlichung des Gerichtsbeschlusses.

    Nur, weil ich die Fete nicht mitbekommen habe: Hat mich sonst noch jemand beim Feiern erwischt?

    Und: Warum fragt mich eigentlich niemand? Vielleicht, weil eh schon alles im Blog steht.

  38. Ja, ich frage mich auch, warum die Süddeutsche und der Spiegel Theo Zwanziger eine Plattform zur Verfügung stellen – Stichwort: Kommunikationsherrschaft. Auch wenn es aus Sicht derjenigen, die die Sache seit längerem verfolgen, als „Selbstdemontage“ erscheinen mag, finde ich es unerträglich, dass der eigentlich Betroffene nicht zu Wort kommt.

  39. (…) Zwanziger: Es ist falsch, von einer Niederlage zu sprechen, schließlich war es nicht das Hauptsacheverfahren.

    Genau, tatsächlich waren es ZWEI niederlagen. Beide in der Vorrunde, beide auswärts in Berlin. Damit war das frühe Aus des DFB in der Vorrunde besiegelt – trotz bravouröser Leistungen von Wadenbeißer Stenger und Ausputzer Niersbach. Vielleicht lag es beim DFB-Team an der schlechten Verteidigung, vielleicht am fairen Kombinationsspiel des Underdog, der so das Publikum für sich gewinnen konnte. Man weiß es nicht. Sicher ist: Aus der Traum des DFB vom Finale und Heimspiel in Koblenz.

  40. @Joern
    Betroffen sind JW und Zwanziger/DFB. Eine „Plattform bieten“ finde ich übertrieben. Zumindest die Fragestellungen in der SZ – Spiegel kenne ich noch nicht – finde ich sehr gelungen, immer hart am Zwanziger und in der Sache nicht nachlassend. Im Ãœbrigen glaube ich fest daran, dass JW in Bälde auch mal seine Sicht der Dinge in einer Qualitätszeitung/-zeitschrift kundtun darf.
    Er macht das doch perfekt: mit dem Rücken an der Wand, hat er sich durchgebissen (typisch Mittelstürmer halt) und die ausweglose Situation mittlerweile zu seinem Vorteil verkehrt. Es kennen ihn jetzt Leute die ihn vorher nicht kannten und er wird von einer Sympathiewelle getragen. Mittlerweile ist die Angelegenheit zu einem klassischen Eigentor des DFB geworden. Das Infame daran ist aber, dass es von denen anders intendiert war, dass es klar auf die Vernichtung der Reputation von JW angelegt gewesen war.
    Die Rolle von Stenger und Niersbach kommt in der öffentlichen Wahrnehmung zu kurz. Zwanziger hatte ich bislang eher als wohltuend empfunden. Sein Vorteil ist bzw. nach dieser Nummer war, dass ihn wahrscheinlich alle an seinem Vorgänger MV gemessen haben.

  41. Ich denke bei all dem immer daran wie sich doch alle gewünscht haben den selbstherrlichen „MV“ endlich los zu werden (wenn ich als Laie das damals richtig verstanden habe). Ist dies nun die Traufe?
    (die nach dem Regen)

  42. Pingback: Erklärung des sportnetzwerks zur Affäre Theo Zwanziger : jens weinreich

  43. @Allon: Vielen Dank, sowas aenhliches kam mir auch in den Sinn, wenn man die Interviewantworten zerlegt, auf eine Zeitschiene bringt und sich dann durchliest, wie konistent da argumentiert wird.

    und zum Thema Kaufleute und Funktionaere — vielleicht gibt es ja nen Unterschied zwischen einer Kaufmannsehre (was einhergeht mit einem Handelsbrauch) und einer Funktionaersehre…

  44. fast vergessen .. ist das wirklich ein autorisiertes Interview, also eines, an das die umsichtige DFB-Pressestelle ihren Haken gesetzt hat??
    Da laesst jemand seinen Praesidenten anscheinend nicht nur ins Fettnaepfchen treten, sondern ihn schon darin baden..

  45. Pingback: Affäre Theo Zwanziger: DFB-Präsident tauscht Pressefreiheit gegen Diffamierung : sportnetzwerk

  46. „…ich male mir die Welt,
    widewide wie sie mir gefällt!

    Hey, Pippi Zwanzstrumpf, falleri, fallera, fallehopsassa!“

  47. Was mich verwundert: Niemand hat sich mal die Mühe gemacht, in sämtlichen deutschsprachigen Duden (wegen mir auch noch die ausländischen) und in sämtlichen Auflagen nach dem Wort Demagoge zu suchen und über den Verlauf von – sagen wir mal – 1880 bis heute detailiert zu berichten?

    LOS (anonymes) Internett!!!!1elf Irgendwo existiert bestimmt ein kaputter, der Duden sammelt und die analysiert. :-D Lass mich nicht im Stich Internett!!!

  48. Habe noch ein älteres Lexikon, (keinen Duden) den würde ich auch nur zur Rechtschreibung nehmen und nicht um was nach zu schlagen!

    Im Bertelsmann Lexikon von 1953 (alte Rechtschreibung!) Band A-F steht auf Seite 815:

    Demagog(e) (grch. „Volksführer“) ein durch seine Rednergabe einflußreicher Mann in den alten grch. Demokratien;

    jetzt:Volksverführer, Hetzer.
    Als „demagogisch“ wurden die nationalen Bestrebungen in Deutschland nach den Freiheitskriegen von den reaktionären Regierungen verschrien und verfolgt

    Demagoge: Ein Manipulator der Massen. Die Demagogie zeichnet sich durch den Appell an Vorurteile, durch verzerrte Wirklichkeitsdarstellungen und durch die Verunglimpfung der Gegners aus.

    E kann die Massen mitreisen und begeistern im Guten wie im Bösen! die Massen sind Ihm hörig

  49. Meine Highlights aus dem Interview:

    [quote]
    SZ: Sollten die Maßstäbe, die Sie für sich reklamieren, nicht auch für Journalisten gelten?
    Zwanziger: Gelten sie auch, wenn die Journalisten nicht unqualifiziert polemisieren.
    [/quote]

    Gute Frage, interessante Antwort. Man beachte, dass es nun nicht mehr um die subjektive Volksverhetzung geht sondern um das unqualifiziert polemisieren. Mich würde mal interessieren, wie dies von Zwanziger definiert wird.
    Im Interview selbst liefert Zwanziger die entscheidende Feststellung: „Ich bin beleidigt und verunglimpft worden“. Unqualifiziert? Polemisiert?

    [quote]
    SZ: Müssen Sie nicht fürchten, dass der Eindruck entsteht, eine mächtige Organisation möchte einen einzelnen an seiner wirtschaftlichen Basis diskreditieren?
    Zwanziger: Nein, ich würde niemals jemandem, mit dem ich Differenzen habe, wirtschaftlich schaden wollen. Der eine Teil der ganzen Auseinandersetzung ist der, den ich persönlich mit Herrn Weinreich auszufechten habe. Der andere Teil betrifft die Pressemitteilung des DFB.
    [/quote]

    Die Aussage schreit gerade zu nach einer Fortsetzung. Man beachte, daß Zwanziger dies hier selbst als
    persönlichen Auseinandersetzung einordnet. Der andere Teil, der DFB, wurde von ihm selbst durch die
    Pressemitteilung ins Spiel gebracht. Wohl mit dem Ziel den DFB zu nutzen um die persönliche Auseinandersetzung
    zu „gewinnen“. Unqualifiziert? Polemisiert?

    Alles im allen muss man sich doch die Frage stellen, wie weit der DFB die ihm zugedachte Aufgabe noch erfüllen kann. Wenn der DFB bereits bei simplen Wortglauberein Schlagseite erleidet, wie sieht es dann erst bei wirklichen nicht-persönlichen (it’s business, nothing personal, baby) Auseinandersetzungen aus?

  50. Pressemitteilung des DFB
    Dr. Theo Zwanziger ein falscher Fuffziger?

    Zu dem von einem anonymen blogger veröffentlichten Interview mit einem „Dr. Fuffziger“ und den im Internet kursierenden Gerüchten, der „Dr. Fuffziger“ sei in Wirklichkeit der DFB-Vorsitzende Dr. Theo Zwanziger, stellt der DFB fest: der angeblich interviewte „Dr. Fuffziger“ ist ein falscher Zwanziger und nicht mit dem DFB-Vorsitzenden Dr. Theo Zwanziger identisch.

  51. So langsam könnte man doch Sönke Wortmann fragen, ob er das ganze nicht kinotauglich verfilmen will …

  52. Fußballblog „Du gehst niemals allein“ 27.11.2008
    http://www.dugehstniemalsallein.de/?p=601
    Hans-Josef Graefen (Präsident des Landgerichts Koblenz):
    “Wie bei jedem anderen Landgericht ist auch in unserem Koblenzer Haus vor dem Gesetz jeder gleich. Wir wissen jedoch aus seiner Zeit bei uns, welch integre Persönlichkeit der DFB-Präsident ist. Sollte sich der DFB also überraschend dazu entschließen, die Klage bei unserem Landgericht einzureichen, wird es Herr Weinreich schwer haben, unsere überaus gute Meinung von Herrn Zwanziger bei der Bewertung der Sachlage nicht zu berücksichtigen.�

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