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The Untouchable

Reportage (58′) über das Reich des Fifa-Präsidenten Joseph Blatter

Autor und Regisseur: Jens Weinreich
Executive Producer: Søren Steen Jespersen
Kamera: Jesper Mauritzen, Kim Frandsen. Schnitt: Jesper Mauritzen

Co-Produktion des schwedischen Fernsehens SVT und des Dänischen Fernsehens DR1, realisiert von Bastard Film im Rahmen des vierteiligen Projekts The Beautiful Game. Außerdem Mitarbeit am Film Dream Catchers von Andreas Rocksén.

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The Untouchable wurde in etwa 20 Ländern ausgestrahlt. In einer deutschen Übersetzung und Bearbeitung (Schweizer Titel: „Sepp Blatter – der Fifa-Boss, der immer siegt“) wurde der Film zwischen 2004 und 2006 mehrfach auf verschiedenen Kanälen gesendet. Zuletzt brachte Arte im Januar 2007 eine Variante – allerdings unter dem Titel „Der Unberührbare“.

Leseprobe

Den Text zum Film, wenn man so will, habe ich in eine Geschichte für das Magazin der Berliner Zeitung gepresst:
Joseph und seine Brüder – das weltweite Netzwerk des Fifa-Präsidenten.

Lob & Tadel

2005: Nominierung für das Filmfestival Prix Europa (Wettbewerb für Fußballfilme)

NZZ am Sonntag
12. Dezember 2004

In meiner Kindheit fragte mein grosser Bruder, wenn ich ihn aufs Kreuz zu legen versuchte, grinsend: Willst du wieder mal an einem Felsen rütteln? Worauf ich das aussichtslose Unterfangen entmutigt aufgab. Ganz ähnlich ergeht es den Medien mit Sepp Blatter. Alle paar Monate wieder geht irgendein Journalist, ein Nachrichtenmagazin, eine Fernsehanstalt grimmig auf den Fifa-Präsidenten los, kratzt an seinem Lack, rüttelt am Sockel, auf dem sich Blatter in seinem Glanze sonnt – vergebene Liebesmüh. Das Monument des Walliser Sonnenkönigs mag wackeln, aber am Ende steht der Attackierte fester da als je zuvor. Dieses demoralisierende Fazit hat den Filmemacher Jens Weinreich nicht davon abgehalten, im Auftrag von SF DRS einen weiteren Anlauf zu unternehmen. Wenige Tage bevor rund ums Zürcher Opernhaus die melodramatische Schlussfeier zu ‚100 Jahre Fifa‘ über die Bühne geht, sendet SF 1 am Montag den Dok-Streifen ‚Sepp Blatter – der Fifa-Boss, der immer siegt‘. Der scheinbar dümmliche Untertitel deutet dabei bereits den geschickten Ansatz des Filmes an: Weinreich greift Blatter, weil dieser ja sowieso ‚immer siegt‘, nicht frontal an, sondern begleitet ihn (auf seinen zahllosen Reisen), umkreist ihn (an Banketten), belauert ihn (bei Medienauftritten) – und erwischt ihn hie und da tatsächlich in einem schwachen Moment. Zum Beispiel in Blatters eiskaltem, von drei Ehefrauen verlassenen Zuhause, wo das präsidiale Pokerface von selber bröckelt und der Säulenheilige plötzlich sogar ein bisschen zittert, sei es wegen der Urangst aller Diktatoren (vor dem immer imminenten Sturz), sei es aus purer Einsamkeit. Natürlich liefert der Dok-Film brav alle Fakten. Im Eiltempo wird Blatters Karriere vom Oberwalliser Sportreporter zum obersten Funktionär der weltweit wichtigsten Sportart nachgezeichnet; säuberlich werden Sepps siegreiche Titanenkämpfe nacherzählt. Doch um Blatter gerecht zu werden, muss man ihn (wie es der Film tut) aus verschiedenen Perspektiven betrachten: Aus quasi binnenländischer Sicht wirkt dieser Mann, wenn man einmal den Schweizer Besitzerstolz vergisst, vor allem: machtbesessen, heuchlerisch, eitel, ganz einfach peinlich. Es ist lächerlich, wie er uns das Milliardengeschäft Fussball als sonnige Spielwiese einer ‘einzigen grossen Familie’ verkaufen will. Es ist abstossend, wie er alle Gesprächspartner betatscht, wie er Freunden wie Feinden zur Begrüssung den Bruderkuss aufzwingt – als ob er ihnen an die Halsschlagader wollte.