Der Deutsche Journalistenverband (DJV) spricht laut Kölner Stadtanzeiger von einer „Privatfehde“. Der Präsident des Deutschen Sportjournalistenverbandes (VDS), dessen Mitglieder Wolfgang Niersbach und Harald Stenger zahlreiche diffamierende Unwahrheiten über mich verbreiten, wobei Niersbach einen illustren Kreis zur Weiterverbreitung des Lügenpamphlets ermuntert, möchte sich überhaupt nicht äußern. Der Europäische Journalistenverband (EFJ) als Teil des Weltverbandes International Federation of Journalists (IFJ) hat sich gestern Nacht allerdings geäußert:
(Nachtrag: Knapp drei Stunden nach Veröffentlichung dieses Blogeintrages äußern sich DJV und VDS.)
EFJ Condemns German Football Bosses‘ Attack on Reporter
The European Federation of Journalists (EFJ) has accused the German Football Federation of launching an unfair campaign of distortion and lies against a journalist who has criticised its President, Theo Zwanziger, one of the country’s leading sports officials.
Jens Weinreich, a freelance journalist working for leading German and Swiss media, is a specialist in the area of international politics of sports. He has found himself up against the powerful German Football Federation (DFB) which has taken him to court twice, and lost, over claims that referring to Mr Zwanziger as an „incredible demagogue“ in a web-log commentary was libel and slander.
On 14 November the DFB issued a press release, containing no less than 18 errors of fact and distortions according to the journalist, and which he says aims to destroy his journalistic reputation and to stifle his criticism of the administration of football and Olympic sport in Germany.
„This is a shocking example of intimidation of a journalist who is raising matters of public concern,“ said Aidan White, IFJ General Secretary. „It is clear that the administrators of German football are not taking the decisions of the courts seriously and merely want to harass and disrupt proper scrutiny of their affairs.“
Although Mr Zwanziger and the DFB contend that the term „incredible demagogue“ used by the journalist could be interpreted as suggesting he had links with Nazi-style methods, the courts said this was not tenable. Weinreich, a winner of the prestigious Waechterpreis for investigative reporting in Germany, is now studying the contentious press release which, he says, is clearly defamatory.
„When a journalist is subject to public attack such as this it is important to push back hard,“ said White. „Public figures must accept that their actions are subject to analysis and fair comment. This intemperate response is worrying, not least because it suggests they have much to hide.“
For more information contact the EFJ at +32 2 235 2200
The EFJ represents over 250,000 journalists in over 30 European countries
Also dass der DJV das als Privatfehde abtut, kann eigentlich nur heißen, man wurde dort schon vor drei bis vier Wochen gefragt. Die Kreise, die das bis jetzt gezogen hat und die Art und Weise wie hier ein selbständiger Journalist seiner Auftraggeber bzw. Existenzgrundlage entzogen werden soll, ist vielleicht ein Präzedenzfall. Ob es ein Einzelfall bleibt, wage ich aber zu bezweifeln, angesichts der Betonköpfe vom Main.
Schön, dass wenigstens die Kollegen auf europäischer Ebene erkennen, dass das nicht einfach so stehen bleiben sollte.
Ich hoffe, Deine Auftraggeber (Chefredakteure, Ressortleiter etc.) erkennen ebenso wie der EFJ die miese Taktik der Nicht-Demagogen.
„[…]This intemperate response is worrying, not least because it suggests they have much to hide.â€?
Ohje, was hat der DFB da bloß losgetreten, ich wette die bereuen schon länger, dass sie Zwanziger wegen dieser Geschichte so haben über die Stränge schlagen lassen. Nun ist erst wirklich eine Story daraus geworden.
Hat Z. eigentlich schon wie versprochen privat die Gerichtskosten an eine wohltätige Organisation gespendet?
Mit reichlich Verspätung bekommt der Fall nun also die ihm zustehende Aufmerksamkeit.
Bin mal auf den NDR gespannt (23.00 Uhr Zapp mit einem Bericht)
btw: wurden Sie dazu vom NDR kontaktiert?
Was mich nur wundert: Aus der Brandstwiete hört man gar nichts…da hat wohl jemand Angst um seine Tickets für 2010 (oder 2011?)
„Z.“ kennt Leute aus dem Profisport. Man kann also davon ausgehen, dass ihm der Untersachied zwischen Zusagen und tatsächlichen Zahlungen bekannt ist.
..mal davon ab, dass er dies doch nur für den Obsiegensfall versprach, oder?
@axel: Auch, wenn es (bisher) schlimmer hätte laufen können – verdiente Aufmerksamkeit sieht m.E. anders aus. Nichts gegen Zapp, aber hast du schon mal erlebt, dass ein Beitrag dort (oder in der FR oder auf ntv.de) eine größere Diskussion auslöst? Also eine, die das schleichende Gift der an die „lieben Freunde“ verschickten Pressemitteilung neutralisieren könnte?
Für mich besonders interessant wäre übrigens dieses laute, ohrenbetäubende Schweigen der BLZ. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass wir hier (oder anderswo) zu den entsprechenden Beweggründen viel erhellendes erfahren werden.
@ sternburg: Der Webweiser ist auch für Dich gedacht, obwohl Du doch sonst immer alles allein findest. Diesmal hast Du etwas verpasst, kann jedem passieren, guckst Du also hier:
Webweiser
Da wir schon beim webweiser sind: hier der Link zum doch online verfügbaren Rüttenauer:
http://www.taz.de/1/archiv/print-archiv/printressorts/digi-artikel/?ressort=fl&dig=2008%2F11%2F19%2Fa0142&cHash=53cb79c428
Danke, Thomas, schon verlinkt. Ich hatte auch diesmal keinen Zweifel, dass es jemand besser weiß und mir einen Link schickt.
Die Einschätzung als „Privatfehde“ ist gelinde gesagt erstaunlich. Da wäre wirklich die Frage, wann genau der DJV denn zu dieser lustigen Erkenntnis gelangt ist, und ob sie die vielleicht zwischenzeitlich nicht mal revidieren möchten. „Privat“ war es auch nur annähernd, als Herr Zwanziger persönlich die Gerichte bemühte – bei Kostenübernahme durch seinen scheinbar privaten DFB. „Privat“ ist es definitiv nicht mehr, seit die halbe DFB-Führungsetage mit der Pressemitteilung eine gefächerte Kampagne losgetreten hat, unter Zuhilfenahme eines hübsch grossen Verteilers und explizit zur Verwendung und Verbreitung des Propagandamaterials aufrufend.
Dem Kommentar von Jürgen Roth im Deutschlandfunk ist kaum etwas hinzuzufügen, so sehr bringt er die Sache auf den Punkt. Doch soviel will ich doch kurz zum Ausdruck bringen: Ich bin zutiefst schockiert über das Verhalten des DFB, der
als größter Sportfachverband der Welt eine Kampagne gegen einen kritischen Journalisten initiiert hat. Der DFB – das erkennt er vielleicht auch irgendwann einmal – ist hier weit über das Ziel hinausgeschossen.
Einen positiven Aspekt hat der Fall indes: Er zeigt, dass unsere Justiz funktioniert und das Gut der Meinungsfreiheit hoch hält. Dem DFB sei empfohlen, sich die in diesem Fall getroffenen Urteile des Land- und Kammergerichts Berlin
noch einmal aufmerksam anzuschauen. Derzeit nimmt man sie scheinbar irgendwie nicht zur Kenntnis – zumindest nicht in seinen Pressemitteilungen – und zimmert sich unverdrossen seine eigene Realität. Bei aufmerksamer Lektüre der Urteile
müssten auch die DFB-Funktionäre erkennen, wie sehr sie sich hier „verrannt“ haben. Das Mindeste wäre eine öffentliche Entschuldigung an Jens Weinreich.
Eine kurze Anmerkung noch zu den Journalistenverbänden, hier dem DJV, der im
Kölner Stadtanzeiger von einer Privatfehde zwischen Weinreich und dem DFB spricht. Wie bitte? Privatfehde? Eine erstaunliche Aussage für eine Journalistenorganisation, die sich eigentlich für Kollegen einsetzen sollte, die
aufgrund ihrer Berichterstattung unter Druck gesetzt werden.
Ach ja, @Jens:
Kann man auch direkt verlinken (ist nicht ganz offensichtlich in deren CMS):
http://www.ifj.org/en/articles/european-journalists-condemn-german-football-bosses-attack-on-reporter
@ nona und Frank Mertens:
Privatfehde? Ja, eine putzige Einschätzung. Das könnte man sicher gröber formulieren, aber ich nehme das, wenigstens das, noch gelassen. Was will man verlangen, ist ja auch nicht einfach durchzublicken, müsste man sich ja die Mühe machen, hier nachzulesen. Und selbst für mich ist es nicht einfach.
Denn die Gegenseite schreibt:
– am 18. August: Deutscher Fußball-Bund e. V. ./.Weinreich
– am 12. September: Dr. Zwanziger ./. Weinreich
– am 26. September: Zwanziger ./. Weinreich
– am 6. November: Präsident des Deutschen Fußball-Bundes e. V. Dr. Theo Zwanziger, c/o Deutscher Fußball-Bund e.V. (DFB), Otto-Fleck-Schneise 6, 60528 Frankfurt/Main
(und übrigens an Oliver Fritsch: DFB ./. indirekter Freistoss GbR)
Das Landgericht Berlin sagt
– am 9. September: Dr. Zwanziger ./. Weinreich
– am 30. September ebenfalls: Dr. Zwanziger ./. Weinreich
Das Kammergericht sagt
– am 10. Oktober: Präsident des Deutschen Fußball-Bundes e. V. Dr. Theo Zwanziger ./. Jens Weinreich
Ich denke mal, trotz gewisser Unregelmäßigkeiten kristallisiert sich etwas heraus.
Ähm, okay, dann ziehe ich meine Bemerkung zurück und behaupte das Gegenteil.
[..wozu habe ich mir nun gestern und vorgestern diese Zeitung gekauft?]
Das Echo auf die ganze Angelegenheit verdeutlicht, welche Auswirkungen die unzutreffende Pressemitteilung des DFB nach sich zieht. Insbesondere die offenkundig beabsichtigte Diskreditierung Herrn Weinreichs dürfte geeignet sein, den Straftatbestand der üblen Nachrede bzw. der Verleumdung (§§ 186, 187 StGB) zu erfüllen.
Hat schon mal jemand daran gedacht, den Vorgang bei der Staatsanwaltschaft in Frankfurt zur Anzeige zu bringen?
Privatfehde? Hmm, das wäre ja etwas ganz neues. Wenn das wirklich so wäre, warum hat dann Z. die juristische Unterstützung des Vereins? Warum wird dann vom DFB diese Pressemitteilung herausgegeben. Nein, ich denke – auch wenn sich wahrscheinlich nur der gütige Herr Zwanziger wirklich aufregt – der Verband und seine „Freunde“ bilden eine wunderbare Familie. Eine Familie, die in guten und schlechten Zeiten zusammensteht und gemeinsam gegen Unruhestifter vorgeht. Deshalb vermute ich auch, bleibt ein Echo im Boulevard weitestgehend aus (bis jetzt). Der Theo kennt den Franzl, der Franzl den Bild-Kai und der seine Hansl und Hänschen im Unternehmen. Dort wird – wenn überhaupt – es relativ wenig für die Sache veröffentlicht.
Ob vom DFB zu der Sache selbstständig noch etwas kommen wird, ich weiß es nicht. Aber warum sollten sie? Für den DFB ist die Sache ja gegessen. Jens, du hast dich angeblich entschuldigt. Der Bund hat seine Position klar gemacht und offiziell die Sache zu den Akten gelegt. Wenn dort nicht der Eindruck entsteht, dass dort etwas ziemlich mieses zu laufen scheint (oder auch selbst wenn?), wird kaum etwas von deren Seite veröffentlicht.
Meinen Glückwunsch aber zu dem Statement der EFJ. Es freut mich zu lesen, dass es noch Kollegen mit offenen Augen und Courage hat neben dir :)
Die „Privatfehde“ sagt für mich das Erschreckendste: Mit dem Versuch, den Angriff des weltgrößten Sportverbandes auf einen Kollegen, der seinen Job macht, indem er Öffentlichkeit herstellt, aus dem Verantwortungsbereich einer berufsständischen Organisation abzuschieben, demonstriert der DJV sein Berufsverständnis: Kritik an den Mächtigen dieses Landes (deren Begründetheit in diesem Fall sogar gerichtlich festgestellt ist) gehört offenbar nicht dazu. Wird sie mit einer Diffamierungskampagne beantwortet, ist das Privatangelegenheit.
Eine solche Position kann nur aus übergroßer Nähe zu vermeintlichen Autoritäten entstehen. Die andauernde Zumutung von Vereinnahmungsversuchen ist journalistischer Alltag, ja. Aber viel mehr ist sie: Berufsrisiko.
Beim DJV steht die „vierte Gewalt“ auf verlorenem Posten.
Pingback: Das Schweigen des DJV « Stefan Niggemeier
Pingback: Das Schweigen des DJV « Stefan Niggemeier
Puh, drei Tage offline und in der Zwischenzeit zündet der DFB Brandfackeln. Allerdings haben die PR-Chefs eher in der Otto-Fleck-Schneise gezündelt. Das Pressefeedback pro DFB ist ja eher homöopathisch.
Bin
a) gespannt, wann der DFB den für diesen kommunikativen Super-GAU verantwortlichen Herrn Stenger feuert und
b) eher nicht der Meinung, dass der Hausherr, wie in vielen Kommentaren besorgt geäußert, berufliche Nachteile fürchten muss. Denn honorige/investigative Journalisten sind ein knappes Gut.
Ah gut, Du hattest den Artikel im Stadt-Anzeiger schon selbst gefunden. Den habe ich nämlich heute Morgen in der Bahn gelesen und wollte Dir den Link raussuchen.
Deswegen erwähne ich nur noch das kurz angebundene Verhalten des DFB auf Nachfragen seitens der Zeitung. Die scheinen nicht sehr glücklich zu sein beim DFB.
Privatfehde, jau. War ja bei Carl von Ossietzky auch so.
Och, schade, ich haette von der Einleitung juristischer Schritte gern aus diesem transparenten Blog erfahren und nicht aus der Zeitung (taz). Oder hat die taz nur spekuliert? ;-))
@nocheinjurist
So stand es gestern schon in der WELT. Dort ist jws Anwalt zitiert. Hatte das schon im „Lügengebilde“-Thread gelesen.
@ ha: Bin mir nicht sicher, ob „Wir pruefen alle rechtlichen Schritte…“(welt) dasselbe ist wie „…will rechtliche Schritte einleiten“ (taz). Fuer mich liest sich das letztere, als sei die Pruefung nu abgeschlossen. Und, wie gesagt, angesichts der grossen Transparenz hatte ich das als Meldung in eigenen Sache vermisst.
Pingback: Die Bürde der Mitgliedschaft - Niveau ist keine Creme
@Jens: Eines noch: So bestürzend blöde das Wort von der „Privatfehde“ nun auch immer sein mag – ist es tatsächlich die Aufgabe des DJV, Journalisten an sich vor ungerechtfertigten Angriffen zu schützen und für diese zu kämpfen? Oder nicht am Ende eher nur für seine Mitglieder?
Weiss hier jemand aus der Leserschaft, ob der Vorfall Weinreich ./. Zwanziger von ARD oder ZDF und BILD aufgegriffen worden ist? BILD online erwähnt es nicht und im TV mag mir das entgangen sein, aber vielleicht erwähnt es heute der investigative Fernsehjournalist Johannes B. Kerner beim Länderspiel irgend wie …
-dieter
Ein interessanter Hinweis aus dem Eintracht-Forum:
User untouchable schreibt, dass wenn „man bei Wikipedia mal in die Versionsgeschichte schaut und sieht, wer versucht hat jeden Hinweis auf die Demagogen-Story zu löschen landet man bei der IP „217.89.32.180“. Löst man diese auf kommt man auf dfbsv003.dfb.de.“
http://www.eintracht.de/meine_eintracht/forum/8/11154163/?page=2
Nachweis hier: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Theo_Zwanziger&diff=prev&oldid=53139512
und hier: http://whois.domaintools.com/217.89.32.180
Immer schön vertuschen lieber DFB… Aber klar, ist ja „nur“ eine Privatfehde. Privat in Form von DFB-Briefkopf, DFB-Sprechern, DFB-Anwälten, DFB-Homepage, DFB-Servern, DFB-E-Mail-Verteilern und und und (Liste beliebig erweiterbar).
Einleuchtend, dass das alles „privat“ ist. Danke DJV für diese eindeutige Stellungnahme…
Pingback: Gemeinsame Erklärung von DJV und VDS : jens weinreich
Der DJV missbilligt inzwischen die Pressemitteilung des DFB (etwas vorsichtig in meinen Augen):
http://www.djv.de/SingleNews.20+M54a9c0a9f7f.0.html
@ Dominik: Vielen Dank für die ergänzenden Links. Ich habe sie in den Webweiser eingefügt.
@ sternburg: Lass es mich bitte mal so sagen: Ich bin auch kein Mitglied bei EFJ und IFJ bzw. einer von deren Unterorganisationen. Ich bin Mitglied beim Netzwerk Recherche. Beim sportnetzwerk sind wir nur lose organisiert, ohne Beitrag und Mitgliedschaften. … Doch eigentlich: ja, finde ich.
Naja.. „man steckt ja nicht drinne“, will heißen, man sieht als Außenstehender ja nicht, welches Selbstverständnis eine Organisation von ihren Aufgaben so hat.
Irgendwie holt einen die Geschichte immer wieder ein. Gab es beim DFB nicht einmal einen Bundesliga-SR, der über Ebay Sporttaschen verkauft hat und dann vergeblich versucht hat das durch Löschen der Kundendaten bei Ebay zu verschleiern??? Er wurde zwar seinerzeit aus dem Lager der DFB-Schiedsrichter herausgenommen, ist mittlerweile aber wieder in der 2. Liga als Assistent und in der Bundesliga als 4. Mann aktiv. Beim DFB scheint man schnell zu vergessen…
@ sternburg: Bei einigen sieht man es schon. Wie immer im Leben.
Wer kann Spanisch?
http://www.marca.com/edicion/marca/futbol/internacional/es/desarrollo/1185331.html
Jürgen: Mit Google Translate kann man es zumindest nachvollziehbar machen: http://tinyurl.com/5rhmu6
Pingback: Neues vom Theo und dem DFB | F!XMBR
Der Marca-Artikel auf Deutsch:
IFJ beschuldigt DFB, Journalisten einzuschüchtern
Die IFJ hat den DFB beschuldigt, eine „ungerechte Kampagne mit Verdrehungen und Lügen“ gegen einen Journalisten zu führen, der den DFB-Präsidenten TZ kritisiert hatte. Der deutsche Journalist Jens Weinreich von der Berliner Zeitung beschuldigt den DFB, zu versuchen, „seinen Ruf als Journalist zu zerstören“ und Kritik an Zwanziger zu unterdrücken, schreibt die IFJ.
Der DFB ist zweimal mit der Beschuldigung vor Gericht gezogen, Weinreich habe den DFB-Präsidenten diffamiert, indem er ihn als „unglaublichen Demagogen“ bezeichnete, einem Begriff, der sich auf Nazi-Methoden zu beziehen schien. Das Gericht gab bei beiden Gelegenheiten dem Journalisten Recht. Jetzt hat der DFB eine Pressemitteilung herausgegeben, die, Weinreich zu Folge, Verdrehungen der Wahrheit und nicht weniger als 18 [Fehler] [ich glaube, was gemeint ist, ist „falsche Tatsachenbehauptungen, kann aber gerade nicht auf mein großes Wörterbuch zugreifen und Leo etc. geben außer „Tatirrtum“, was nicht so gut passt, nichts her.]. „Dies ist ein verblüffendes Beispiel für die Einschüchterung eines Journalisten, der über Angelegenheiten von öffentlichem Interesse berichtet“, erklärte der Generalsekretär der IFJ, Aidan White.
White zu Folge ist offensichtlich, dass der DFB die Entscheidungen der Gerichte nicht ernst nimmt und einfach „Druck ausüben und eine wirkliche Untersuchung seiner Angelegenheiten vermeiden will“. „Personen, die in der Öffentlichkeit stehen, müssen sich gefallen lassen, dass ihre Handlungen Gegenstand von Analysen sind“, betonte White, der auch die Meinung äußerte, dass eine derart unausgewogene Reaktion von Seiten des DFB darauf schließen lasse, dass er „viel zu verbergen“ habe.
——
Ich habe mir Mühe gegeben, Fehler zu vermeiden, übernehme aber keine Garantie für Fehlerlosigkeit.
Der Schweizer „Blick“ zieht auch nach:
DFB-Boss Zwanziger tritt gegen Journalisten nach
Von Sabine Klapper | 09:33 | 20.11.2008
Theo Zwanziger, Boss des Deutschen Fussball-Bunds (DFB), führt Krieg gegen einen Journalisten – und damit gegen eine ganze Branche.
DFB-Boss Zwanziger ignoriert die Spielregeln (Reuters)
Die Geschichte handelt von zwei völlig unterschiedlichen Männern. Von Theo Zwanziger, DFB-Boss, einem Machtmenschen. Und dem Brandenburger Jens Weinreich, einem kritischen Geist, dem investigativen Sportjournalismus verpflichtet.
Weinreich hat Zwanziger als einen «unglaublichen Demagogen» bezeichnet – in Zeitungsberichten, auf Websites und in Blogs. Ein Begriff, der in der Politik üblich ist.
Zwanziger aber reagierte empfindlich, sah sich in die Nähe von Joseph Goebbels, dem Propagandaminister von Adolf Hitler, gerückt. In einem Interview mit «direkter-freistoss.de» drückte der DFB-Präsident auf die Tränendrüse: «Ich bin 1945 geboren und habe meinen Vater im Krieg verloren. Ich bitte um Verständnis, dass meine Empfindlichkeit, was die Nazi-Zeit angeht, grösser ist, als das vielleicht bei andern Leuten oder Jüngeren der Fall ist.»
Im gleichen Interview aber betont Zwanziger, dass ihm die «Kommunikationsherrschaft» im DFB wichtig sei. Er meint damit einen «sauberen» Auftritt nach aussen. Gesteht aber im selben Interview ein, dass das Wort «Kommunikationsherrschaft» falsch gewählt sei.
Zwanzigers Blutgrätsche
Der gelernte Jurist Zwanziger zog gegen Weinreich vor das Land- und Kammergericht – und verlor zweimal. Der DFB-Boss drohte ein weiteres Gerichtsverfahren in Koblenz an, hier war er einmal Richter. Doch es blieb bei einer Drohung. Am 14. November gab der Deutsche Fussball-Bund eine ungeheuerliche Pressemitteilung heraus, die in letzter Konsequenz die Existenz des ungeliebten Journalisten hätte zerstören können.
In dieser Mitteilung hiess es, Weinreich habe sich entschuldigt. Das war ein Lüge. In der Mitteilung stand überdies, dass die Grenzen der Meinungsfreiheit eindeutig überschritten worden seien, dass Weinreich eine Kampagne gegen Theo Zwanziger führe. Weinreich nannte den Text ein Lügengebilde.
Besonders infam war, dass der DFB die Mitteilung an Bundestagsabgeordnete und hochstehende Funktionäre mailte. DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach forderte die Empfänger sogar auf, die Mitteilung «argumentativ» zu verwenden. Der Name Weinreich sollte offensichtlich verunglimpft werden. «Es geht um den Versuch, meine wirtschaftliche Existenz und meine Reputation als Journalist zu vernichten», so Weinreich.
So nicht Herr Zwanziger!
Der Deutsche Journalisten Verband und der Verband Deutscher Sportjournalisten verurteilten am Mittwoch das Vorgehen des DFB. Es gehe nicht an, dass Weinreich öffentlich so angeprangert werde. Es sei an der Zeit, die Schärfe aus der Auseinandersetzung heraus zu nehmen.» Und der europäische Journalistenverband (EFJ) spricht von einer unfairen Lügen-Kampagne gegen Weinreich. «Es ist ein schockierendes Beispiel für die Einschüchterung eines Journalisten, der Dinge von öffentlichem Interesse anspricht», so der Generalsekretär des internationales Verbandes Aidan White.
Es scheint, als habe Zwanziger, der im März 2009 in den Exekutivrat der Uefa gewählt werden will, ein «Riesen-Eigentor» geschossen hat, wie Weinreich gestern sagte. Es scheint, der Journalist hat gegen die Maschinerie DFB gewonnen. Ein unfassbarer Vorgang.
Link: http://www.blick.ch/sport/fussball/international/dfb-boss-zwanziger-tritt-gegen-journalisten-nach-105679
Ich finde das unglaublich – das ist das erste mal, daß ich so etwas wie eine langsam anrollende Medienwelle live beobachte. Ob sich die Herren mittlerweile wünschen, die betreffende Mail niemals geschrieben / abgesegnet / geschickt zu haben?
Frag sie.
Pingback: Affäre Theo Zwanziger: DFB-Präsident tauscht Pressefreiheit gegen Diffamierung : sportnetzwerk
Pingback: Erklärung des sportnetzwerks zur Affäre Theo Zwanziger : jens weinreich
Pingback: Netzzitate gegen Zwanziger (2) — ☠Ring2
Pingback: DFB ./. Weinreich: das Finale : jens weinreich
Pingback: IOC-Countdown (27 Tage): Kandidat mit Säbel oder: Bach lässt Anwalt Schertz schreiben : sport and politics
Pingback: Netzzitate gegen Zwanziger (2) – ☠Ringfahndung