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Das Olympische Bildungsmagazin

Korruption als Strukturproblem der Spezialdemokratie Sport

Neues zum Kopfschütteln aus der lustigen Handballwelt:

Es gibt neue Informationen, die wir bisher nicht kannten.

— Frank Bohmann, Geschäftsführer des Handball-Bundesliga (HBL), am 7. März, nachmittags

Für uns sind keine Sachen dabei, die wir nicht schon erörtert hätten.

— Uwe Schwenker, Vizepräsident der HBL und Geschäftsführer der THW Kiel Handball-Bundesliga GmbH & Co. KG, am 7. März, abends

Das ist alles das, was wir behandelt haben. Das sind nur neue Gerüchte und Spekulationen.

— Reiner Witte, Präsident der HBL, am 8. März, morgens
Quelle: dpa via FTD

Oh, da wird der Herr Witte seinen Vizepräsidenten Herrn Schwenker sicher noch einmal energisch einvernehmen. Aber vielleicht kommt es auch gar nicht dazu, denn der Herr Schwenker ist morgen ja beschäftigt, weil er juristisch gegen die bösen Gerüchte vorgehen will. Hat er jedenfalls gesagt.

Kurzum: Es gibt zu wenige Sportfunktionäre, von denen man Aufklärung erwarten darf. Die Kameraden der Handball-Bundesliga machen eher nicht den Eindruck, als gehörten sie dazu.

Und ich neige grundsätzlich dazu, die Meldungen wie gerade im Fall THW Kiel, in Theorien zu verbraten. Ich glaube nunmal, dass sich über die täglichen Schlagzeilen hinaus, die oftmals verwirren, ein Nachdenken lohnt. Deshalb erneut einige grundsätzliche Überlegungen zum Thema „Korruption im Sport“, wie immer aktualisiert und mit neuen Links versehen. Mit der Lesequote, die der Text beim letzten Mal erreichte, bin ich nicht zufrieden :) Hier also meine Sonntagslektüre:

Die globale Spezialdemokratie: Korruption als strukturelles Problem des Sportsystems

Irgendwann, möglicherweise aber auch nie, werde ich dich bitten, mir eine kleine Gefälligkeit zu erweisen.

— Don Vito Corleone zu Amerigo Bonasera, Der Pate I

Plötzlich ist er da. Einfach so. Ein Dämon ist über den Sport gekom­men, über diese Branche der Athleten, Altruisten, Philanthropen, Friedensstifter und Weltverbesserer, die sich im ewig fairen Wettstreit miteinander messen. So jedenfalls lesen sich die meisten Reaktionen, wenn wieder ein Skandal zu kommentieren ist. Dieser Dämon, der in immer neuen Formen durch den Sport geistert, heißt Korruption. Und die edle, ehrbare Branche Sport ist ihm schutzlos ausgeliefert. So wird es gern dargestellt. Gegen das dämonisch Böse helfen auch keine Zehn Gebote, wie sie etwa der selbst ernannte Weltverbesserer Joseph Blat­ter in seiner Fédération Internationale de Football Association (FIFA) verfassen ließ. „Spiele fair“, heißt es im ersten Gebot dieses tapferen Kanons: „Ein Sieg ist wertlos, wenn er nicht ehrlich und fair zustande gekommen ist. Betrügen ist einfach, aber unbefriedigend. Fair zu spie­len, bedingt Mut und Charakterstärke, macht aber Spaß. Fairplay lohnt sich immer, selbst bei einer Niederlage. Fairplay bringt Anerkennung, Betrügen nur Schande.“ Muss es erstaunen, dass das siebte Gebot des Alten Testaments (Du sollst nicht stehlen!) im FIFA-Dekalog gar nicht auftaucht? Oder ergibt das vielleicht einen Sinn?

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Die 10 Gebote der FIFA

Immerhin wird in den FIFA-Geboten wenigstens das Wort Korruption erwähnt: „Lehne Korruption, Drogen, Rassis­mus, Gewalt, Wettspiele und andere Gefahren für unseren Sport ab“, heißt es unter Punkt sieben. Wettspiele sind ein gutes, aktuelles Stich­wort. Denn was gern vergessen wird in der Diskussion um manipu­lierte Spiele: Wettanbieter zählen weltweit zu den treuesten Finanziers des Sportbetriebs (wie etwa die halbstaatliche deutsche Firma Oddset als nationaler Sponsor der Fußball-Weltmeisterschaft 2006); viele Sportfunktionäre haben eine berufliche Karriere im Glücksspiel-Busi­ness gemacht oder bieten gar selbst Sportwetten an; und niemand denkt daran, diese Verflechtung zu lösen, etwa mit einem Verbot von Sportwetten oder wenigstens mit einer Selbstverpflichtung, auf Sponsorenverträge mit Wettanbietern zu verzichten. Das Böse ist also gar nicht so fern, die Versuchung ist stets groß. Die immer wieder vorgetra­gene These, der Dämon Korruption sei wie von fremden Mächten ge­steuert über den unschuldigen Sport gekommen, ist purer Unsinn. Und das Phänomen der Korruption in seinen vielfältigen Ausprägun­gen ist keine Einzelerscheinung. Korruption ist wie das Dopingpro­blem, das als eine Form der Korruption betrachtet werden kann, ein immanenter Bestandteil des Sportsystems. Denn die Korruption wird von vielen Merkmalen des Systems gefördert, etwa von dem fast über­all zu beklagenden Mangel an Transparenz.

Exorbitant hohe Dunkelziffern

Aus der Dopingdiskussion lässt sich für das Strukturproblem Korrup­tion folgern: „Nicht die so bezeichneten Manipulateure des Sports, die ihn durch Doping angeblich kaputtmachen und zerstören, sind das Problem des modernen Sports, sondern die, die ihn blind anbeten und verherrlichen”, schreibt der Philosoph Eugen König. Das Wort Doping ließe sich durch das Wort Korruption ersetzen, ohne dass der Sinnge­halt von Königs These zerstört würde. So wie es keinen dopingfreien Sport geben wird, gibt es auch keinen korruptionsfreien Sport.

Bei Korruptionsdelikten rechnen Kriminalisten – ob nun in Deutsch­land oder in der Schweiz, dem Sitz der meisten olympischen Welt­sportverbände – mit einer Dunkelziffer von mindestens 95 Prozent. Anders ausgedrückt: Nur maximal fünf von 100 Korruptionsfällen wer­den bekannt. Und nur ein Teil dieser fünf bekannten Fälle wird auch aufgeklärt und sanktioniert.

Das Problem: Korruption folgt nicht dem klassischen Täter-Opfer-Prinzip. Es gibt nur Täter, nämlich Geber und Nehmer.

„Wenn es keinen Geschädigten gibt, der wie etwa bei einem Wohnungseinbruch oder einer Körperverletzung Anzeige erstattet, dann fehlt der Justiz der klassische Zeuge, um die Täter dingfest zu machen. Urkundliche Belege über Käuflichkeit werden meist verge­bens gesucht“, schreibt Britta Bannenberg, Professorin für Kriminologie an der Universität Gießen und Präsidentin der Kiminologischen Gesellschaft.

Bei Dopingdelikten muss man möglicher Weise von einer ähnlich hohen Dunkelziffer ausgehen, auch wenn vergleichsfähiges, über­greifendes Zahlenmaterial kaum existiert. Der Italiener Alessandro Donati hat sich in den vergangenen Jahren verstärkt dem internationalen Drogenhandel und dem Schwarzmarkt gewidmet und legt im dem Buch „Dopingprävention in Europa“ erschütternde Zahlen vor:

In Italien brauchen etwa 3.000 Kranke Epo, aber verkauft wurde 1998 die Menge für 40.000 Personen. Eine Analyse der Verkaufszahlen von Wachstumshormonen in Piemont und in Sizilien hat ergeben, dass demnach jeder Siebente zwergwüchsig sein müsste.

Der olympische Weltsport hat mit der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA), die sich unter ihrem hartnäckigen Präsidenten Richard Pound (bis 2007) beachtlich entwickelte, tendenziell gute Erfahrungen gemacht. Der internationale Wettbewerb ist seit 2000 eine Winzigkeit fairer ge­worden. Zumindest bei den Olympischen Spielen, wo inzwischen selbst einheimische Heroen, wie 2004 in Athen die griechischen Sprinter Kostas Kenteris und Ekaterini Thanou, als Betrüger enttarnt werden. Im Zeitalter des IOC-Präsidenten Juan Antonio Samaranch, der von 1980 bis 2001 regierte, war so etwas undenkbar: Damals wurden sogar positive Dopingproben vertuscht oder verschwanden auf mysteriöse Weise spurlos, wie 1984 im Biltmore Hotel von Los Angeles.

Abseits vom Doping hat der Sport allerdings kaum wirksame Mecha­nismen gegen andere Formen der Korruption entwickelt. Es existieren nur wenige, äußerst unzureichende Ethik-Richtlinien, die beispiels­weise das IOC 1999, nach den Enthüllungen um die Olympiabewer­bung von Salt Lake City, in seine Olympische Charta implementieren musste. Dabei wäre, analog zur WADA, die Einrichtung einer Welt­-Anti-Korruptions-Agentur (WACA) dringend geboten, zumal Korruption ein Kontrolldelikt ist.

Studiert man unter diesem Aspekt die aktuelle Fassung der Charta, die als Grundgesetz der Olympischen Spiele und der beteiligten 35 olympischen Sportweltverbände betrachtet werden darf, fällt zunächst eine eklatante Sprachlosigkeit auf: Denn die Vokabel Korruption sucht man in der Olympischen Charta vergeblich. In ihrem ersten Teil, den „Fundamental Principles“, ist lediglich die Rede von „ethischen Prinzipien“ (Punkt 2) und „Fairplay“ (Punkt 6). Unter Paragraf 2, der die Rolle des IOC beschreibt, heißt es ver­schwommen: „The IOC supports and encourages the promotion of sports ethics.“ Auf 108 Seiten taucht 20 Mal das Wort Ethik auf, immer­hin. Diese Charta demonstriert die vorherrschenden Berührungsängste der Sportwelt mit dem K-Wort. Auch in den drei Grundsatzdokumenten der IOC-Ethik-Kommission („Statutes“, „Rules“, „Rules of Procedure“) fehlt der Begriff Korruption. In anderen, etwa deutschen Publika­tionen und Verlautbarungsorganen – ehemals vom Deutschen Sportbund (DSB) und vom Nationalen Olympischen Komitee (NOK), seit Mai 2006 vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) wird man ebenfalls kaum fündig.

Der DOSB hat zwar inzwischen einen so genannten Corporate Governance-Codex verabschiedet, Richtlinien der Verbandsführung, doch die sind sehr schwammig formuliert und bieten keinesfalls Antworten und konkrete Handlungsanweisungen auf nahezu täglich aufgeworfene brisante Fragen.

Der Fairness halber muss man allerdings hinzufügen, dass IOC-Präsi­dent Jacques Rogge, anders als sein Vorgänger Samaranch, Probleme beim Namen nennt. Schon auf der ersten Pressekonferenz nach seiner Wahl im Juli 2001 in Moskau hat Rogge sein Programm in kurze, präg­nante Sätze gefasst: „Für die Glaubwürdigkeit des Sports. Gegen Doping. Gegen Korruption. Gegen Gewalt.“ Derartige Sätze sind un­typisch für die Sportbranche, in der Probleme klein geredet oder über­sehen werden. Rogge vergleicht Korruption und Bestechlichkeit mit einem Geschwür, dessen Entfernung drastische Mittel erfordert:

Ich habe als Chirurg für die Sportpolitik gelernt, denn beim Kampf gegen die Korruption geht man nicht anders vor, als wenn man versucht, einen Abszess abzutöten: Man muss die Beule aufschneiden, den Eiter ausfließen und dann die Wunde austrocknen lassen.

Eine Operation ist ja das letzte Mittel. Als Arzt aber habe ich vor allem gelernt, wie wichtig Prävention ist. Man darf einen Krisenherd gar nicht erst ausbrechen lassen. Das gilt auch für meine Arbeit als IOC-­Präsident.

Die Frage ist nach zahlreichen neuen Skandalen und merkwürdigen Entscheidungen (Sotschi) allerdings, wie ernst es Rogge tatsächlich meint – und ob er, wenn er es denn ernst meinen würde, die Macht hat, Maßnahmen durchzusetzen. Ich beobachten da kaum etwas Positives, sondern eher Restaurations-Tendenzen, wunderbar zu beweisen am atemraubenden Korruptionsfall ISL/ISMM. 138 Millionen Franken Schmiergeld hat die ISMM-Gruppe allein zwischen 1989 und 2001 (mehr weiß man nicht) an hohe Sportfunktionäre und/oder deren Tarnfirmen gezahlt haben, um an lukrative Aufträge zu gelangen. Diese Zahlen sind gerichtsfest – und auch weitere 18 Millionen, die bereits auf Schmiergeldkonten lagerten, wegen der prekären Finanzlage der ISL/ISMM jedoch zurückgebucht werden mussten.

Kurz noch einige Zitate aus der Verhandlung in Zug vor einem Jahr:

Der Richter:
„Das hat etwas Verschwörerisches an sich!“

Ein Angeklagter:
„Alle diese Zahlungen waren notwendig, um überhaupt Verträge zu bekommen und dass die (gemeint sind die Sportfunktionäre/d. A.) sich dran halten.“

Schmiergeld an Sportfunktionäre zu zahlen ist:
„Als wenn man Lohn bezahlen muss. Sonst wird nicht mehr gearbeitet. Ansonsten wären diese Verträge von der anderen Seite nicht unterschrieben worden. Diese Zahlungen sind betriebswirtschaftlich notwendig, sind echte Aufwandspositionen. Nur die andere Seite möchte nicht genannt werden, das ist das Sensitive.“

Ein anderer Angeklagter:
„Diese Praxis war unerlässlich, sie war branchenüblich, sie gehörte zum Stil des Geschäfts.“

Fakt ist: Die ISMM-Partner jener Jahre hießen IOC, Fifa, Fina, Fiba, OCA, ATP, IAAF, CAF, u.a.

Hat einer jender Verbände Maßnahmen eingeleitet, nachdem nun endlich das ISL-Urteil vorlag? Hat Rogge gehandelt? Die IOC-Ethikkommission?

Nein.

Definition von Korruption

Es ist Zeit für eine Begriffsbestimmung. Denn mit der Definition haben die Heerscharen von Juristen, die das IOC und seine Satellitenver­bände bevölkern, doch eklatante Schwierigkeiten, wie einst IOC-Spon­sor David D’Alessandro kritisierte: „In Lausanne scheint das IOC auch keine eindeutige Vorstellung von dem Wort Bestechung zu haben. Laut Wörterbuch bedeutet Bestechung die Beeinflussung einer anderen Person durch unerlaubte Geschenke.“ So einfach ist das.

Wikipedia sagt:

Korruption im juristischen Sinn ist der Missbrauch einer Vertrauensstellung (…), um für sich oder Dritte einen materiellen oder immateriellen Vorteil zu erlangen, auf den kein rechtmäßiger Anspruch besteht.

Korruption bezeichnet Bestechlichkeit, Bestechung, Vorteilsannahme und Vorteilsgewährung.

Laut Brock­haus ist unter Korruption zu verstehen:

Bestechung, Bestechlichkeit; die durch korrupte Machenschaften und politisch-moralische Verfalls­erscheinungen gekennzeichneten Verhältnisse innerhalb eines Staates, einer Gesellschaft.

Zu den meistgenannten Erscheinungsformen der K. gehören: Unterschlagung, aktive und passive Bestechung (Bestechlich­keit), Vorteilsannahme und -gewährung, Ämterkauf, Richter- und Abgeordnetenbestechung, politischer Betrug, politische Erpressung, Nepotismus, Patronage, Klientelismus, Lobbyismus (soweit mit der Drohung von Loyalitätsentzug verbunden).

Als größter Feind der Korruption lässt sich die Transparenz bezeichnen: Durchsichtigkeit, Durchschaubarkeit, Nachvollziehbarkeit. Korruption und Transparenz sind zwei ungleiche Brüder. Es gibt verschiedene Korruptionsbegriffe, juristische, theologische, wirtschaftswissenschaftliche, sozialwissenschaftliche, politikwissenschaftliche und moralische.

„In einem ethisch-moralischen Sinn“, schreiben Britta Bannenberg und Wolfgang Schaupensteiner, „kann Korruption alle Verhaltensweisen bezeichnen, bei denen sich Personen mit öffentlichen oder privaten Aufgaben auf Kosten der Allgemeinheit als unangemessen bewertete Vorteile verschaffen.“

Die Opfer von Korruption bleiben in der Regel anonym. Die Täter, Geber und Nehmer, stehen unter geringem Verfolgungsdruck, bilden oft Kartelle und agieren international – traumhaft beschrieben im ISL-Prozess. „Korruption hat wenige Nutz­nießer, geht aber zu Lasten aller. Die Schmiergeldzeche zahlt der seriöse Wettbewerber, der von der kriminellen Konkurrenz vom Markt gedrängt wird, und der Steuerbürger“, der nicht ahnt, dass er über Gebühr zur Kasse gebeten wird. Diese Opferlosigkeit als Struktur­merkmal der Korruption hat katastrophale Konsequenzen für die Auf­deckung und Aufklärung, das ist im Sport nicht anders als in der um­gebenden Gesellschaft. Zwar existieren nationale und kulturelle Unterschiede in der Bewer­tung von korrupten Verhaltensweisen, doch ungeachtet aller Differen­zen gibt es keinen Grund, sich nicht an jener Begriffsbestimmung zu orientieren, die am weitesten gefasst, wunderbar einleuchtend formu­liert ist und von einer weltweit operierenden „Koalition gegen Korrup­tion“ stammt. Transparency International (TI) verwendet diese Defini­tion:

Korruption ist der Missbrauch von anvertrauter Macht zum privaten Nutzen oder Vorteil.

Auch Vetternwirtschaft und Amtsmissbrauch sind Korruption. Im Sinne von TI, das sich in der Korruptionsbekämpfung einige Verdienste erworben hat, dürften viele Sportfunktionäre als korrupt bezeichnet werden. Zwischen dieser moralischen Wertung und einer juristischen Würdigung von Korruptionsdelikten besteht allerdings ein beträchtlicher Unterschied, unter anderem des­halb, weil die Anti-Korruptionsgesetze unzureichend sind, wie Fach­leute seit Jahren vehement beklagen. Diese Lücken im Paragrafendschungel machen sich in der Regel immer jene zunutze, die ihnen anvertraute Macht missbrauchen. Das funktioniert nicht nur in Deutschland, sondern weltweit hervor­ragend.

Strukturen und Formen der Korruption

Die Grundstrukturen von Korruption in der milliardenschweren Unter­haltungsindustrie Sport unterscheiden sich kaum von jenen, die in anderen gesellschaftlichen Bereichen greifen. Der Sport bietet große Schnittmengen zwischen Wirtschaft, Medien, Politik und Kultur. TI spricht von „Gesichtern der Korruption“ und nennt Vergehen wie Schmiergeldzahlungen, Gelegenheitskorruption, Bestechung und Be­stechlichkeit in der öffentlichen Verwaltung, Genehmigungskorrup­tion, kriminelle Netzwerke, Korruption im Journalismus und die Käuf­lichkeit politischer Entscheidungen. Britta Bannenberg hat 101 nationale Strafverfahren analysiert und da­raus Strukturen abgeleitet, die sie in „Hellfelder“ (Strukturen 1 bis 3) und „Dunkelfelder“ (Struktur 4) platziert:

  • Struktur 1: Bagatell- oder Gelegenheitskorruption.
  • Struktur 2: Gewachsene Beziehungen. Fälle struktureller Korruption, die auf Wiederholung angelegt sind. Mitunter sehr lange und ungestört gewachsene Beziehungen.
  • Struktur 3: Netzwerke. Personen auf Geber- und Nehmerseite sind oft über Jahre, teilweise sogar Jahrzehnte involviert. Meist sind diese Netzwerke der Organisierten Wirtschaftskriminalität zugeordnet. Es wird aber auch unterschieden in Nicht-Organisierte Wirtschafts­kriminalität (u. a. Drogenhandel, Menschenhandel).
  • Struktur 4: Korruption und Organisierte Kriminalität. Systematische Einflussnahme.

Diese Darstellung lässt sich als Orientierungshilfe für die Korruption im Sport benutzen. Keiner der in diesem Buch beschriebenen Fälle passt nicht in dieses Raster. Und so lassen sich für jede der vier Struk­turen Beispiele aus der Sportindustrie finden, auch für Menschenhan­del (etwa Handel mit minderjährigen afrikanischen Fußballern) und für den Einfluss der Organisierten Kriminalität. Der Sport bietet alles. Er bietet sogar ein delikates Kürzel: IOC. Im Sportbetrieb ist diese Abkürzung für International Olympic Committee bekannt. Im Sprachgebrauch der international tätigen Verbrechensbekämpfer bedeutet IOC: International Organized Crime.

Korruptionsstrukturen müssen im Verhältnis zu den rechtlichen Rah­menbedingungen betrachtet werden. Und da wird es besonders kom­pliziert, weil sich hier ein weiteres grundlegendes Problem offenbart: das der partiellen Rechtlosigkeit.

Im Sport prallen drei juristische Norm­welten aufeinander, analysiert Dieter Rössner, Rechtswissenschaftler an der Universität Marburg:

  1. die gewöhnliche Rechtswelt mit Rege­lungsinstrumenten wie Europäisches Recht, Europäischer Gerichtshof (u. a. Kartellrecht bei wirtschaftlicher Betätigung); Rechtsnormen und staatliche Gerichte (u. a. Arbeitsvertrag mit einem Profi, Schadener­satz, Strafe wegen Körperverletzung)
  2. das Recht in autonomen Sportorganisationen mit den Sportregeln und ihrer Kontrolle
  3. die rechtsfreie Spielwelt: Spielregeln und Tatsachenentscheidung (u. a. Abseits im Fußball und die Reaktion darauf).

Dieses auf drei Säulen beruhende Sportrecht wird in der Olympischen Charta beschrieben, jenem Grundgesetz, in dem das Wort Korruption bisher keinen Platz gefunden hat. Aber es wird noch komplizierter: Obgleich es sich bei großen Verbänden und Institutionen wie dem IOC oder der FIFA im Grunde auch um global operierende Wirtschaftsunternehmen handelt, die in ihren Geschäftsperioden viele Milliarden Dollar umsetzen; obgleich diese Organisationen mit Staaten und ande­ren internationalen Organisationen aus dem Nichtsportbereich auf einer Ebene verhandeln (etwa mit den Vereinten Nationen) und ihre Funktionsträger quasi diplomatischen Status genießen, vollzieht sich die Tätigkeit dieser Sportkonzerne in einem nahezu rechtsfreien Raum. Denn das wirtschaftliche und politische Handeln dieser Sport­multis wird kaum von Strafgesetzen und schon gar nicht von den zu­meist Ende der 1990er Jahre verabschiedeten internationalen Konven­tionen erfasst:

  • Nicht von diversen Anti-Korruptions-Konventionen des Europarates, der Europäischen Union und der Organisation Amerika­nischer Staaten;
  • nicht vom OECD-Abkommen über die Bekämpfung der Bestechung ausländischer Amtsträger im internationalen Geschäftsverkehr (1997);
  • auch nicht von den UN-Konventionen gegen das transnationale organisierte Verbrechen (UNTOC) aus dem Novem­ber 2000 und gegen Korruption (UNCAC) vom Oktober 2003.

In nationalen Rechtssystemen wird der Sport ebenfalls nicht adäquat behandelt. Da die meisten olympischen Weltverbände in der Schweiz ansässig sind und den Status von Vereinen besitzen, kommt dem schweizerischen Recht große Bedeutung zu. In der Korruptionsfrage würde am ehesten das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) greifen, doch auch bei der letzten Gesetzesnovelle dieses Schweizer UWG im Jahr 2003 ist keine Ausweitung auf Sportverbände wie FIFA oder IOC erfolgt. Im Papier des Bundesrates hieß es:

Auch wenn Mitglieder eines solchen Verban­des beispielsweise von einer für die Organisation einer Veranstaltung kandidierenden Stadt finanzielle Vorteile für die Erteilung des Zu­schlags entgegennehmen würden, ist fraglich, ob es sich um ein vom UWG erfasstes Geschäftsgebaren handelt und ob die Kandidatenstädte in einem Wettbewerbsverhältnis im Sinne des UWG stehen. (…)

Auch wenn es vorliegend um eine ideelle Zweckverfolgung geht, lässt sich zwar nicht bestreiten, dass auch hier unter Umständen erhebliche finanzielle Interessen im Spiel sind. Andererseits ist nicht zu ver­kennen, dass es in erster Linie den genannten Verbänden obliegt, Vor­kehrungen zu treffen, um ihre internen Wahl- und Abstimmungs­mechanismen frei von unstatthafter Beeinflussung zu halten.

Es bleibt also der großen Sportfamilie vorbehalten, ihren Rechtsrah­men zu bestimmen. Dass sie das nicht kann und zu großen Teilen auch nicht willens ist, schärfere Regeln gegen Korruption zu erlassen, dürfte hinlänglich bewiesen sein. In seiner Atem raubenden Analyse des internationalen Dopinghandels hat Alessandro Donati festgestellt: „Die Fixierung auf die Autonomie des Sports schützt bisher lediglich den Schwarzmarkt.“

Diese Diagnose lässt sich komplikationslos erweitern: Geschützt werden Geber und Nehmer, alle an den vielfältigen Formen der Korruption Beteiligten. Als korruptionsbegünstigende Strukturmerkmale des Sports dürfen gelten:

  1. Mangelnde Transparenz auf allen Ebenen.
  2. Fehlende bzw. unzureichende Kontrollmechanismen auf allen Ebenen.
  3. Dominanz von „familiären“ Netzwerken – Ämterverquickung.
  4. Demokratie-Defizit.
  5. Eklatante rechtliche Lücken – partielle Rechtlosigkeit.
  6. Feudalistische Handlungsmuster – Kultur des Gebens und Nehmens.
  7. Gesetz der Omertà – Kultur des Schweigens.
  8. Das Wahrheitsproblem: unterentwickeltes Unrechtbewusstsein.
  9. Globalität und das Spiel mit diplomatischer Immunität.
  10. Der ewige Zirkulationsrhythmus des Sports.

In ihrer Kombination bieten diese Strukturmerkmale beste Bedingun­gen für Korruption in allen Schattierungen und Größenordnungen. Im Sport selbst wird Korruption gern in nur zwei Bereiche unterteilt, in Korruption unter Sportlern und unter Funktionären. Diese Betrach­tungsweise greift aber zu kurz, sie wird der Vielschichtigkeit des Phä­nomens, den korruptionsbegünstigenden Eigenheiten und der Dimen­sion der Kriminalität nicht gerecht. Es empfiehlt sich deshalb, einen dritten Bereich einzubeziehen: die Sphäre außerhalb des eigentlichen Wettbewerbs. Die Grenzen zwischen den drei Bereichen sind fließend.

1. Korruption in der Ausübung bzw. Durchführung des reinen sportlichen Wettkampfes. Geber und Nehmer sind Sportler und Offizielle.

  • Doping: Im Sinne des Missbrauchs von anvertrauter Macht durch Hintermänner (u. a. Trainer, Wissenschaftler, Funktionäre, Politiker), aber auch durch das Kartell des Schweigens (u. a. Journa­listen, die ihrer Aufklärungspflicht nicht nachkommen).
  • Spielabsprachen, Absprache von Ergebnissen: Ob Resultate gegen Geld verkauft werden oder aus einer Stallorder heraus, ist zweitrangig – es bleibt Betrug.
  • Manipulationen von Wettbewerben durch Schiedsrichter, Kampf­richter und andere Offizielle.

2. Korruption in Verbänden und bei der Organisation von Wettbewerben. Geber und Nehmer sind zumeist Offizielle.

  • Vergabe von Posten, Ämtergeschacher in Sportverbänden.
  • Klassischer Amtsmissbrauch.
  • Vergabe von wichtigen Sportveranstaltungen wie Weltmeister­schaften und Olympischen Spielen.
  • Vergabe von Marketingrechten (Sponsorenrechte, Fernsehrechte).
  • Vergabe von Bauaufträgen.
  • Missbrauch von Entwicklungshilfeprojekten und Förderprogram­men zur Stimmenbeschaffung.
  • Regeländerungen und Aufwertung von Sportarten und Disziplinen, zum Beispiel Aufnahme in das Olympische Programm aufgrund von stillen Absprachen mit Sportartikelherstellern und anderen.

3. Korruption außerhalb des eigentlichen Wettbewerbs. Geber und Nehmer kommen aus Sport, Politik, Wirtschaft.

  • Das globale Sportsystem mit seinen spezifischen Eigenschaften (u. a. Aufhebung von Zollschranken, diplomatische Immunität für Funk­tionsträger, Sondergesetze) dient oftmals nur als Hülle für groß ange­legte Kriminalität.
  • Formen des organisierten Verbrechens: Drogenhandel. Menschen­handel. Geldwäsche.
  • Internationale Wirtschaftskriminalität.
  • Staatliche Korruption, Missbrauch des Sports zu politischen Zwecken.

Cosa Nostra in der Sportfamilie

Der Sport ist im Grunde als eine Spezialdemokratie zu verstehen. Ein vordergründig demokratisches System, das von rechtsfreien Räumen geprägt ist, durch alle möglichen Ausnahmeregelungen, Gesetzes­lücken und Steuererleichterungen – Geschenke willfähriger Politiker. Diese Parallelgesellschaft hat ihre eigene Symbolik und ihre eigenen Regeln. Die so genannte olympische Bewegung lässt sich in gewisser Weise mit der Katholischen Kirche vergleichen: Das IOC bildet ein Kardinalskolleg (das Exekutivkomitee); es hat Bischofskonferenzen (die Nationalen Olympischen Komitees/NOKs); ein Evangelium (die Olympische Charta); einen Stifter (Pierre de Coubertin); einen Glauben (Sport); ein Symbol (Ringe); eine Liturgie (Spiele); einen Heiligen (Samaranch), der die Elite-Schule des Opus Dei besucht hat (Instituto de Estudios Superiores de Empresa), sowie ein immenses Handelsvolumen von Dollarmilliarden. Und natürlich hat es auch einen Vatikan – die prunkvolle olympische Gebäudelandschaft am Lac Léman in Lausanne. Dort haben sich inzwi­schen die meisten Weltverbände angesiedelt, zudem das Olympische Museum „Juan Antonio Samaranch“, ein Moneten-Mausoleum der olympischen Idee, mit dem ewigen Feuer; und der Welt-Sportgerichts­hof (CAS).

Samaranch behauptete 1996, kurz vor den Sommerspielen in Atlanta, seine olympische Bewegung sei „wichtiger als die katholische Kirche“. Ein derartig bombastisches Selbstverständnis ist keinesfalls die Aus­nahme. Samaranchs IOC-Kollege Joseph Blatter, der FIFA-Präsident, sieht das so:

Der Fußball als das populärste Spiel ist mehr als eine ein­zelne Religion. Weil: Fußball ist für alle. Für alle Menschen, für alle Völker, für alle Rassen. Fußball ist für Mann und für Frau, und Fußball ist für alle Religionen. Und im Fußball gibt es keinen Unterschied zwischen Christen, zwischen Moslems, Juden – was gibt es noch? Die großen Zen und Tau und Lao und die Anhänger vom Buddha, all die. Im Fußball ist es eine Familie. Also, nur zu sagen, mehr als die katho­lische Kirche, das wäre für mich zu wenig. Fußball ist mehr als das.

Doch selbst in dieser globalen Spezialdemokratie können nicht alle Ge­setze ausgehebelt werden, zumindest nicht die Naturgesetze und nicht die Gesetzmäßigkeiten der Logik. Auch im Sport stehen die Dinge mit­einander in mannigfaltigen Beziehungen und lassen sich nicht isoliert betrachten: Fehlende Transparenz erleichtert korrupte Verhaltens­weisen. Transparenz wird korruptes Verhalten immer erschweren, auch wenn sie es nicht verhindern kann. Der ganz banale Wirtschaftsbetrieb Sport beruht vor allem auf Freundschaften, Kumpanei und Netzwerken. Der an der Freien Universität Berlin lehrende Philosoph Gunter Gebauer hat die Auswüchse der Parallelgesellschaft Sport ana­lysiert:

Da beruht häufig alles nur auf mündlichen Absprachen, gar nicht auf Verträgen. Die Leute kennen einander, sie harmonieren, sie denken ähnlich, sie saufen gemeinsam, sie entdecken ihre Seelenver­wandtschaft, sie gründen Bruderschaften, an denen sie festhalten. Gemeinsam hecken sie aus, was für Möglichkeiten sie haben. So blei­ben komplizierte Netzwerke über Jahrzehnte in der Hand von wenigen Leuten. Andere kommen kaum rein, mit demokratischen Wegen ist da nicht viel zu machen. Die Strukturen sind mafios, da spricht alles da­für. Ohne dass ich sagen will, dass das alles Verbrecher sind.

Dabei diagnostiziert Gebauer „einen unglaublichen Willen“ der Öffentlich­keit, „über Regelverstöße von Sportlern und Funktionären hinweg­zusehen. Es ist frappierend, wie sehr man da bereit ist zu verzeihen. Das mag auch damit zusammenhängen, dass hier weitgehend die Kritik versagt hat.“

Eine zentrale Rolle kommt im Sportsystem dem Begriff der Familie zu. Ob Samaranch, Blatter, der ehemalige dubiose Volleyball-Weltpräsident Rubén Acosta (inzwischen ist er nur noch Ehrenpräsident der FIVB) oder der Handball-Pharao Hassan Moustafa, selbst der nüchtern und demokratisch veranlagte Rogge, sie alle sprechen stets von der Familie: der olympischen Familie, der Familie des Fußballs oder Volleyballs – jeder Sport hat seine eigene Sippe, und alle zusammen bilden eine große Sippschaft. In diesen Familien dominieren vielfältige Abhängig­keiten und der Geist der Protektion und Gefolgschaft. Die Währungen sind: Positionen, Macht, Orden und Geld. Im Laufe von Jahrzehnten entstand so ein weltumspannendes Geflecht, ein Filz aus Seil- und Komplizenschaften, aus Cliquen und Klüngeln, eine Günstlingskultur, die die Einheit der jeweiligen Bewegung über alles stellt. Daran ändern auch punktuelle Reformen nicht, die etwa im IOC vollzogen sind. Die Hierarchien bleiben starr, in den meisten Verbänden bleibt Gehorsam das oberste Prinzip. Kontrolle von außen wäre absolut tödlich für das Gedeihen der gemeinsamen Sache, der Cosa Nostra – die darauf be­steht, dass auch die Jurisdiktion in der Familie bleibt. Die FIFA beispielsweise beugt sich keiner fremden Rechtsprechung; sie negiert gern nationales und internationales Recht.

FIFA-Präsident Blatter, einer dieser penetranten Prediger familiären Verhaltens, meint es genau so, wie er es sagt:

Wenn wir Probleme haben in der Familie, dann lösen wir doch die Probleme in der Familie und gehen nicht zu einer fremden Familie. Alles, was im Fußball passiert, und alle Schwie­rigkeiten, die im Fußball sind, sollen innerhalb der fußballerischen Gerichtsbarkeit oder Rechtsprechung gelöst werden – und nicht vor ordentliche Gerichte gebracht werden. Das ist nicht mehr unsere Familie.

Grundlegende Ausnahmen von derartigen Denk- und Handlungs­mustern sind auf der obersten Machtebene selten.

27 Gedanken zu „Korruption als Strukturproblem der Spezialdemokratie Sport“

  1. Also ich habe den Text letztes Mal gelesen … glaube ich zumindest … aber ich lese mir den zur Sicherheit noch mal durch … demnächst. :)

  2. Den in Einzelheiten gehenden Vergleich mit der Katholischen Kirche finde ich doch etwas bemüht, aber im Grunde ist der Text natürlich ebenso wenig falsch wie überraschend.
    Die etwas abgedroschene Phrase vom „Sport als Spiegel der Gesellschaft“ drückt fast zur Gänze aus, was der Sport an Problemen, aber auch an Reizen beinhaltet.

    Dass sich die Mächtigen des Sports zum Teil in noch rechtsfreieren Räumen als andere Mächtige dieser Erde aufhalten dürfen, wird gut gezeigt. Schließlich müssen sie ja auch ein gewisses öffentliches Interesse kompensieren, von dem Politiker immer mehr und Wirtschaftsbosse fast völlig verschont werden. :-)

  3. Arnesen, eine Frage ist doch: Warum sollten sich die Kameraden Zeit ihres Lebens in rechtsfreien Räumen bewegen dürfen? Will sagen: jenseits der täglichen Schlagzeilen – die immer wieder Empörung hervor rufen, aber doch gleichzeitig abstumpfen lassen, weil sich nichts ändert, Namen und Sportarten austauschbar sind – könnte es doch vielleicht noch etwas geben. Zum Beispiel Gesetzesnovellen. Kontrollgremien, die außerhalb der Parallelwelt beheimatet sind. Und einiges mehr. Ich erlaube mir nichts weiter, als hin- und wieder auf Zusammenhänge hinter den Einzelfällen hinzuweisen. So lange sich nichts ändert, kann man das gar nicht oft genug tun, finde ich.

  4. Natürlich sollte eine Gesellschaft, besonders wenn sie sich zu großen Teilen über ihr Rechtsverständnis definiert, idealerweise bestrebt sein, rechtsfreie Räume so klein wie möglich zu halten.

    Und natürlich ist es höchst begrüßenswert, wenn der Journalismus so weit wie möglich für Transparenz sorgt.

    Ich wollte deinen Text also keinesfalls als überflüssig bezeichnen. (Hoffe, dass das nicht so angekommen ist, dafür schätze ich dein journalistisches Ethos auch viel zu sehr.)

    Meine skeptische Frage lautet eher: Gibt es in der Geschichte der Menschheit schon ein Beispiel für funktionierende Gesellschaftsorganisation ohne „Kungelei“, wie man Korruption euphemistisch wohl nennen würde?

  5. Zur letzten Frage: Natürlich nicht. Aber ich finde nicht, dass das der Maßstab sein kann. Sagen wir jetzt: Weil es „die Menschheit“ nie anders wollte, lassen wir halt im Sport auch durchgehen, weil es so ist, wie es ist? Sagen wir natürlich nicht. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

    btw: Bei mir ist nichts falsch angekommen, denke ich jedenfalls.

  6. Die Antwort auf die Frage warum der Sport diesen Sonderstatus geniesst ist einfach.Im alten Rom hiess es: Das Volk will Brot und Spektakel. Heute spielt der Sport die Rolle der Arena des alten Roms. Er lengt das Volk von den unschönen Machenschaften in Politik und Wirtschat ab.

  7. Demokratie ist die Herrschaft der Warenbesitzer. Oberste Regel in der Gesellschaft der Wartenbesitzer ist: Verkauf dich!

    Welche Formen davon als legitim und legal gelten, ändert sich von Zeit zu Zeit, das andere ist dann Verbrechen und Korruption.

    Was ist also am Sport die Spezialdemokratie? (So schön das Wort auch geprägt ist…)

  8. FAZ: Sylvia Schenk zur „Affäre Kiel“

    Im Sport gibt es generell die Haltung: „Wir sind die guten Menschen, wir sind wichtig für unsere Stadt, wir tun so viel für die Gesellschaft.“ Es entsteht eine Art Überidentifikation mit der eigenen Sache. Damit steigt die Bereitschaft, Schritte in die Illegalität zu unternehmen.

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