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Das Olympische Bildungsmagazin

„We are family“: der kritische Schulterschluss von Politik, Sport und Wissenschaft

Was ist eigentlich ein „kritischer Schulterschluss„, über den der FDP-Sportabgeordnete Thomas Bach Detlef Parr neulich im Bundestag fabulierte?

Ich weiß es ehrlich gesagt auch nicht. Aber ich habe da so eine Ahnung. Die Damen und Herren vom Fach, knallharte Kontrolleure der Exekutive, werden es mir sicher nicht verübeln, wenn ich sie einmal mehr zitiere. Nun denn, einige (wenige) Beispiele.

***

Feierstunde zum 40-jährigen Bestehen des Bundestagssportausschusses
— am 1. Juli 2009 auf der Fraktionsebene des Reichstages:

Peter Danckert (SPD/MdB/Chef des Sportausschusses/Aufsichtsrat Hertha BSC/Präsident Pferdesportverband Berlin-Brandenburg/Nada-Kuratorioum u.a.):

Wir sind eine große Familie. Aber in dieser Familie muss nicht immer mit einer Stimme gesprochen werden.

Wolfgang Schäuble (CDU/BMI/Kuratorium München 2018 u.a.):

Sportpolitik „ist ein Stück weit Kameradschaft“.

Im Sportausschuss konstatiert er eine „Begrenztheit der politischen Auseinandersetzung“.

Mitglieder des Sportausschusses „haben sich immer auch als Lobby des Sports, als Freund und Freundin des Sports verstanden“.

„Der Zusammenhalt ist eine der großen Stärken der Organisationsform unseres Sports.“

Aus Sicht des BMI sagt er: „Der Sportausschuss war immer ein verlässlicher Verbündeter.“

„Wir sind gut aufgestellt. Die Nada ist gut aufgestellt. Der Sport ist gut aufgestellt.“

Klaus Riegert (CDU/VP Schwäbischer Turnerbund u.a.):

Spricht von der „Sportfraktion im Deutschen Bundestag“.

Detlef Parr (FDP):

Der Sportausschuss muss zurückfinden „zu der gemeinsamen Sportfraktion“.

***

Sport-Debatte im Bundestag
— am 2. Juli 2009 im Reichstag:

Peter Rauen (CDU):

Sport ist ein zwischenmenschliches Bindeglied, das über die Familienbande hinausgeht: eine Klammer, die aus kleinen sozialen Einheiten ein großes Ganzes bis hin zur staatlichen Gemeinschaft zusammenschweißt.

Detlef Parr (FDP):

Wir – gestern haben wir, Peter Danckert, während der Feierstunde im Reichstag noch darüber gesprochen – sind eine Sportfamilie, in der man sich versteht und in der es auch einmal knirscht, etwa beim Thema Doping.

Katrin Kunert (Die Linke):

Lassen Sie mich abschließend noch etwas zur Familie des Sports sagen: Lieber Peter Rauen, ich schätze dich sehr, und ich werde dich im Sportausschuss vermissen, wenn ich denn dort weiter arbeite.

Wolfgang Schäuble (CDU/ u.a.):

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren!

In vielen Beiträgen der Debatte, die wir heute gegen Ende der Legislaturperiode führen, wurde auf die große gesellschaftliche Bedeutung hingewiesen, die der Sport in unserem Land und für unser Land hat. Dazu trägt ganz sicher auch bei, dass wir in dieser Familie des Sportausschusses – denn das ist er schon ein wenig, wie wir gestern beim 40-jährigen Jubiläum gesehen haben – bei allen Unterschieden ein hohes Maß an Gemeinsamkeit in dieser grundsätzlichen Frage haben. Dafür möchte ich mich als der innerhalb der Regierung Zuständige ausdrücklich zum Ende dieser Legislaturperiode bedanken.

Wir sollten ebenfalls anerkennen, welch große Beiträge der autonome Sport leistet, um den Zusammenhalt der Gesellschaft zu erhalten, und welch große Erfolge er dabei erzielt. Wir sollten alles dafür tun – auch kartellrechtlich und europarechtlich -, dass die Autonomie des Sports gestärkt und nicht geschwächt wird. Ansonsten werden wir am Ende unter den Gesichtspunkten Markt und Wettbewerb nur noch einen hoch kommerzialisierten Spitzensport mit ein paar Millionären haben, während der andere Sport Not leidet. Das ist nicht der Sport, den wir wollen. Deswegen müssen wir ihn stärken.

Martin Gerster (SPD/Präsident des Deutschen Sportakrobatik-Bundes u.a.):

Wir müssen aufpassen, weil Gefahren vorhanden sind, weil es Feinde gibt, die die Grundwerte des Sports bekämpfen wollen und die Axt an das anlegen wollen, was wir mit dem Sport verbinden.

Peter Danckert (SPD/ u.a.)

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren Kollegen!

Ich möchte zu Beginn meiner kurzen Rede zunächst einmal den Spitzen der Koalitionsfraktionen danken, dass sie uns zu so prominenter Zeit, allerdings am Ende der Legislaturperiode,

(Fritz Rudolf Körper (SPD): Aber immerhin!)

75 Minuten Redezeit eingeräumt haben. Ich danke also Herrn Kauder – ihm kann ich es jetzt nicht mehr persönlich sagen – und Herrn Struck, vertreten durch Fritz Rudolf Körper.

(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÃœNDNISSES 90/DIE GRÃœNEN)

Ich denke, das muss angesichts der umfangreichen Tagesordnung, die heute bis weit über Mitternacht hinausreicht, auch einmal gesagt werden: Dass wir hier eineinviertel Stunden über den Sport reden dürfen, ist etwas ganz Besonderes.

Ich möchte die Gelegenheit auch nutzen, um mich bei unserem Bundesinnenminister, dem Sportminister, sehr herzlich dafür zu bedanken, dass er uns in den letzten vier Jahren in so positiver Weise begleitet hat. Ich weiß, Ihr Herz schlägt für den Sport.

(Fritz Rudolf Körper (SPD): Auch für den SC Freiburg!)

Ich denke aber, auch angesichts der hohen Prominenz des organisierten Sports, über die ich mich sehr freue, ist es wichtig, zu sagen, dass das Innenministerium uns immer positiv begleitet hat. Das gilt auch für Staatssekretär Bergner, der regelmäßig an unserer Seite sein konnte,

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÃœNDNISSES 90/DIE GRÃœNEN)

für Herrn Dr. Kass und die von ihm geleitete Abteilung und seinen Vorgänger Herrn Pöhle. Die Zusammenarbeit war immer sehr erfolgreich. Man konnte hören, dass deren Herz für den Sport schlug. Wir waren mit der Arbeit sehr zufrieden.

Der komplette Wortlaut ist im oben verlinkten Protokoll der Debatte nachzulesen. Das waren nur einige Beispiele. Dabei möchte ich es für heute belassen. Jetzt klar, was „kritischer Schulterschluss“ meint? Mir schon. Es kann auch gern noch ein wenig geschmökert werden, im Blog finden sich weitere Indizien(!), was es meinen könnte.

Zwei noch, dann ist für heute wirklich Schluss:

Viel Vergnügen!

41 Gedanken zu „„We are family“: der kritische Schulterschluss von Politik, Sport und Wissenschaft“

  1. Ganz feine Sammlung, Jens! Ich prophezeie mal, dass deine Zitate hier und anderswo noch oft rezitiert werden.

    Das Familenartige des Sports, über das sich alle Schulterschließer einig zu sein scheinen, ist wohl damit begründbar, dass seine Ergebnisse im Spitzenbereich mehrheitlich als nationaler Erfolg und Misserfolg wahrgenommen werden (sollen).
    Man geriete also schnell in den Verdacht des Vaterlandverrats, wenn man nicht Teil der Familie sein wollte.

  2. Mensch, Arnesen: you made my day. Dein Begriff „Vaterlandsverrat“ resp. entsprechende Synonyme ist/sind ganz zentral. Hast völlig Recht.

    Flink noch ein Zitat, das ich in einem anderen Beitrag schon mal gebracht habe:

    “Wer gut bedient werden will, muss bereit sein, zu jeder geforderten Zeit, und sei es kurz vor wichtigen Sportereignissen, der gutachterlichen Behörde seine Aufwartung zu machen. In diesem sozialen Umfeld erweist sich stets, dass Intrigen, Ränke- und Machtspiele sowie der strategische Umgang mit Informationen nebst Partizipation an den richtigen Seilschaften Bestandteil der Erfolg verheißenden Handlungsmaxime der Akteure sind. Also sind im Schnittfeld zwischen Politik und Sport durchaus höfische Einflüsse auf moderne Organisation erkennbar, was aufgrund der traditional-feudalen Momente sowohl im Sportsystem als auch im politischen Beamtenwesen nicht weiter verwundert. Darüber hinaus verlangt die sportliche Behörde von anderen Organisationen in allen nur denkbaren Punkten immer mehr Transparenz, um zugleich umgekehrt proportional zu diesen Ansprüchen die eigenen Kriterien der Entscheidungen teilweise intransparent zu gestalten.�

    via Korruption im Sport. Originalquelle: Emrich, E./Papathanassiou, V.: Zur Führungskultur in assoziativen Systemen – As­pekte machtzentrierter traditionaler Denk- und Handlungsmuster im Sportsystem. In: Sportwissenschaft, 3/2003, S. 239 ff.

  3. Irgendwie scheint der Sport immer noch bedingungslos unter „gut“ gebucht zu sein: er ist gesund, holt die Jugend von der Straße, vermittelt positive Ideale usw. Dass der Großteil des Sports, den die meisten Menschen wahrnehmen, genau so ein profitorientierter Wirtschaftsbetrieb ist wie die meisten anderen Unternehmen auch, scheint dabei unter den Tisch zu fallen. Das erklärt auch, warum man da nicht so genau hinschauen muss: Sportler sind alle Sportsleute, also: fair, edel, stark. Ich frage mich langsam, ob die Förderung dieser hemmungslosen Konkurrenz und das Schielen auf immer neue Rekorde nicht schon längst das „gesunde“ Maß verlassen haben. Ich kann jedenfalls nichts daran finden, dass sich Menschen mit legalen und illegalen Methoden jahrein, jahraus quälen, um wieder oben auf einem Treppchen zu stehen. Mit Fitness hat das wenig zu tun – und ich fürchte, mit Fairness auch nicht (oft).

  4. @ Robert Klemme: Ich bin ganz bei Dir. Die Diskrepanz zwischen unorganisiertem Freizeitsport, in Vereinen organisiertem Sport und dem Hochleistungssport wird immer größer. Da ist imho nicht viel zu kitten. Der Dachverband DOSB versucht den Deckel über dem brodelnden Topf zu halten. Ich denke, da wird irgendwann etwas richtig auseinanderdriften. Es ist ja zum Beispiel auch nicht einzusehen, warum bestimmte Sportarten mit ihren Perversionen aus Steuermitteln finanziert werden, weite Teile des unorganisierten und sogar des organisierten Sports aber nicht oder kaum.

    Sportdeutschland, die „Familie“, die „Fraktion des Sport“, hat sich fatalerweise 2005/2006 für die Einheitspartei DOSB entschieden, in der Abweichler kaum Platz haben und kaum Gehör finden.

    Interessant ist diese Erklärung von Rolf Müller (CDU), Sprecher der Landessportbünde, in Maßen DOSB-Kritiker, LSB-Chef aus Hessen. Das Problem dabei ist, und da beißt sich die Katze (oder war es der Hund?) mal wieder in den Schwanz, dass Müller diesen Krisengipfel ausgerechnet vom DOSB einfordert, der doch schon im vergangenen Jahr mit seinem merkwürdigen Deutschen Olympischen Sport-Kongress nur Einheitsbrei beizusteuern wusste.

    Müllers Erklärung im Wortlaut:

    „Ethik, Moral und Anstand im Sport sind keine Begriffe aus der Mottenkiste“

    Präsident des Landessportbundes Hessen fordert „Doping-Krisengipfel“

    Der Präsident des Landessportbundes Hessen (lsb h), Dr. Rolf Müller, hat einen raschen „Doping-Krisengipfel“ gefordert, der vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) organisiert werden sollte.

    „Täglich werden neue prominente Namen als Dopingsünder genannt, dies sind keine individuellen Verfehlungen, sondern sie weiten sich in der Summe zu einer Katastrophe für die gesellschaftliche Anerkennung und Wertschätzung des gesamten organisierten Sportes aus, zu der der DOSB nicht schweigen kann“, sagte Rolf Müller. Das veröffentlichte Bild des Sportes entwickle sich angesichts dieser Fälle, die nahezu ausnahmslos mit einem Maß an erschreckendem Unrechtsbewusstsein einhergingen, zu einem Schreckensgemälde.

    Die Leidtragenden dieser Entwicklung seinen die ehrenamtlichen Idealisten in den Vereinen, der sportliche Nachwuchs, dem die Vorbilder verloren gingen und alle ehrlichen Sportler, die unter Generalverdacht gerieten, sagte der lsb h-Präsi­dent, der gegenwärtig Sprecher aller deutschen Landessportbünde ist. Ein Doping-Krisengipfel müsse sich daher sowohl an Vertreter des Sportes, aber auch an Repräsentanten von Politik, Wirtschaft, Medizin und Medien wenden. „Es geht darum, dass die gesellschaftliche Akzeptanz des Sportes auf dem Spiel steht, weil angesichts von zunehmender Kommerzialisierung, Technisierung und mehr oder weniger offener Manipulationsbereitschaft im Spitzensport die Dämme der Fairness sehr dünn geworden sind“, betonte Rolf Müller.

    Es müsse auch deutlich werden, dass Ethik, Moral und Anstand im Sport keine Begriffe aus der Mottenkiste seien. „Da haben wir als Vertreter des organisierten Sportes eine besondere Wegweiser-Funktion und die Pflicht zur ständigen Mahnung, denn sauberer Sport ist zum großen Teil auch eine Frage des Problem-Bewusstseins.“

    Wenn es nicht gelinge, einen verbindlichen Ehrenkodex für den Sport zu entwickeln, stehe dieser „von der Basis bis zur Spitze“ vor einem existenziellen Problem, so Dr. Müller abschließend.

  5. Ich hätte da mal wieder ein paar Fragen: Welche politische Förderung außer Spitzensport-Förderung gibt es? Und wenn z. B. ein Verband 1,9 Millionen Mitglieder hat, ist er dann schlechter dran, als wenn er 2,01 hätte oder 2,2?

    Bei der Thematisieung des Auseinanderdriftens viel mir das Int. Deutsche Turnfest ein. Bin mir nicht sicher: Solch eine Veranstaltung könnte den Zusammenhalt stärken. Könnte aber auch das Auseinanderdriften vor Augen führen …

    Der Deutsche Turner-Bund hat sehr kommerzielle Tendenzen (verhehlt das nich einmal), andererseits betont man zumindest, wie wichtig die Breite ist. Der DTB steht auch ganz anders da als vor 15 oder noch vor 10 Jahren: Hambüchen-„Superstar“ ermöglicht erst, in dem Maße kommerziell zu werden.

    Bei der Abschkuss-PK des Turnfests hat es sich übrigens angehört, als sei das das vorgezogene Trostpflaster für die entgangenen Olympischen-Spiele 2012 gewesen? Auf Nachfrage wollte die Oberbürgermeisterin soweit dann aber doch nicht gehen.

  6. Diese neue PDF-Einbindung ist IMHO nicht so wirklich gelungen… Unter OSX wirft die Seite bei mir sowohl im Safari 4 als auch im FF3.5 Fehler, beim zweiten Aufruf hat sich der FF dann total verabschiedet. Das saugt ein bischen, vielleicht gibt’s da was besseres.

  7. Schade. Ich teste so was in der Regel mit IE, FF und Safari. Das eingebundene pdf funktioniert überall tadellos, das auf Scribd laufende pdf nur nicht im IE.

    Aber was nützt es, es muss bei allen Besuchern funktionieren – und deshalb lasse ich die Spielerei, die mir gut gefallen hat, ich fand das echt sehr praktisch, dann doch wieder sein. Nachträglich werde ich noch Pechsteins Blutbild extern als pdf auf meiner Webseite ablegen. Ab dann also wieder die herkömmliche Masche.

  8. Hier (Mozilla/5.0 (Windows; U; Windows NT 5.1; en-US; rv:1.8.1.16) Gecko/20080702 Firefox/2.0.0.16 Mnenhy/0.7.5.666) funktioniert die PDF-Einbindung, allerdings mit gewaltigem Lag, die Seite baut erst nach gemessenen 31 Sekunden auf. Das ist leider nicht zumutbar.

  9. Die embed-pdfs sind wieder draußen. jetzt können wir uns vielleicht/hoffentlich wieder auf die inhalte dieser pdfs konzentrieren ;)

  10. Diese überfraktionelle Familia ist zwar zum Schütteln (wirklich feine Zitatensammlung, Jens), andererseits kann man dem sportpolitisch-industriellen Komplex ja fast dafür danken, dass er diese Tendenzen, die in anderen Gesellschaftsbereichen auch nicht weniger aufzufinden sind (wenn man schon „Vaterlandsverräter“ als Stichwort einwirft, kann man ja mal über den „Nestbeschmutzer“ nachdenken) wenigstens so offen kommuniziert. Wenn dann eine Gesellschaft im Ganzen immer noch zu hirnvernagelt ist, um ein solches Auftreten ihrer Legislative und Exekutive als problematisch zu empfinden, dann kann man da als noch ein nichtjournalist ja schon mal für ein paar Minuten den kräfteschonenden Sarkasmusmodus aktivieren, meine ich..

    Jedenfalls könnte man ja mal über die von Herrn Schäuble instruktiv vorgegebene Begründung nachdenken:

    “(…)der autonome Sport leistet, um den Zusammenhalt der Gesellschaft zu erhalten, und welch große Erfolge er dabei erzielt. Wir sollten alles dafür tun – auch kartellrechtlich und europarechtlich -, dass die Autonomie des Sports gestärkt und nicht geschwächt wird. Ansonsten werden wir am Ende unter den Gesichtspunkten Markt und Wettbewerb nur noch einen hoch kommerzialisierten Spitzensport mit ein paar Millionären haben, während der andere Sport Not leidet. Das ist nicht der Sport, den wir wollen. Deswegen müssen wir ihn stärken.â€?

    Das ist ja grundsätzlich und formal erst mal ein Argument. Auch wenn es schön wäre, wenn „autonomer Sport“ als das gemeinte bezeichnet würde, nämlich als „durch die existierenden Verbände reglementierter und durch den Staat alimentierter Sport“. Nun würde mich als Bürger mal interessieren, wie Herr Schäuble auf diese segensreiche Wirkung des sog „autonomen Sports“ gegenüber bspw. einem staatlich reglementierten oder völlig freien Sport so kommt. Mir fällt da nämlich keine kausale Verkettung ein. Andererseits – wer bin ich, dem Vertreter eines der bestbesetzten Behörden dieses Landes zu widersprechen?
    Also: welche Begründungen für diese Annahme gäbe es?

  11. ui – könnte der Hausherr da evtl ein /blockquote nach dem vorletzten Absatz einfügen? Verbindlichsten Dank.

    Im Ãœbrigen bin ich der Ansicht, dass eine „Vorschau“-Funktion in jedes Kommentarfeld gehört..

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  17. wenn wir doch nur schon so weit wären…:
    Sport im Fokus des Rechnungshofes

    Zusammenfassend heißt es: „Ein Großteil der im Bund und den Ländern überprüften Förderungsakten enthielt keine nachvollziehbaren Begründungen zur Förderungshöhe.“

    Scheinbar werden wir von Österreich auf der Standspur überholt(s.a. Anti-Dopinggesetz).

  18. @jens wie war die Diskussion heute im DLF?
    Hättest Du dies nicht mal ankündigen können (evtl. hätte man Dich mit Fragen unterstützen können)?

    Sportgespräch

    * Stunde der Sport-Lobbyisten?
    Gesprächsteilnehmer:
    * Dr. Peter Danckert, SPD
    * Eberhard Gienger, CDU
    * Detlef Parr, FDP
    * Winfried Hermann, Bündnis 90/
    Die Grünen
    Diskussionsleitung:
    Herbert Fischer-Solms
    und Jens Weinreich

    Jetzt muß ich auf den Podcast warten.

  19. Danke, hatte es kurze Zeit nach meinem Post schon gefunden und höre es gerade zum 2. Mal.
    Ich habe allerdings den Eindruck, die Runde war zu groß um konkreter nachzufassen ( Stichpunkte Sportminister, Kosten-,Nutzenverhältnis olympischer Spiele-hier speziell E.Gienger oder die verschiedenen Lebenssachverhalte). 08_09_Gold_%20Geld_und_Gier.mp3

  20. einfach vergessen? Ich vermisse auf den Sportseiten eine sportpolitische Bilanz der letzten vier Jahre. Hat sich da in den Sportressorts der Tageszeitungen etwa niemand rangetraut (klar, die Ausnahme ist der DLF mit seinem sportgespräch)? Oder habe ich was überlesen?

  21. Ach, mb. Manch einer/eine traut sich bestimmt. Nur hatte offenbar kaum einer/eine Lust dazu. Dafür gibt es doch dieses Blog :)

    Die google-news Suche für „Sportausschuss + Bundestag“ ergab in den vergangenen Tagen wirklich nicht viel. Ganz ehrlich, ich hätte mir da mehr Auswahl gewünscht. Nicht meine Schuld:

    – Ein Beitrag, dummerweise von mir, auf Zeit.de: „Wo Politiker die Lobbyisten sind“.

    – Das Sportgespräch im Deutschlandfunk „Stunde der Lobbyisten“ mit Peter Danckert, Detlef Parr, Klaus Riegert Eberhard Gienger und Winfried Hermann, allesamt Stammgäste im Blog. Die Fragen stellten Herbert Fischer-Solms und meine Wenigkeit.

    – Nicht zu vergessen, von Ende August, Wolfgang Hettfleisch in der FR über Peter Danckert: „Der heimliche Sportminister“. Sehr schön, finde ich.

    – Ein Beitrag, dummerweise auch von mir, in der BLZ: „Akrobatik unter Kameraden“.

    Der komplette Text sah so aus, vielleicht erweitere ich den vor der Wahl :) noch in einem Beitrag, mal sehen:

    Einen echten Wahlkampf hat es auch im Sport nicht gegeben. Die im Bundestag vertretenen Parteien sehen sich mit einer Ausnahme, den Grünen, als Teil einer großen Sportfamilie. Auf der Feier zum 40-jährigen Bestehen des Ausschusses erklärte Innenminister Wolfgang Schäuble (CDU) kürzlich: Sportpolitik sei „ein Stück weit Kameradschaft“. Dem Sportausschuss, dem er selbst einst angehörte, attestierte Schäuble eine „Begrenztheit in der politischen Auseinandersetzung“. Seine Mitglieder hätten „sich immer als Lobby des Sports, als Freund und Freundin des Sports verstanden“.

    Sogar Sportausschuss-Chef Peter Danckert (SPD) hielt zuletzt fest: „Wir sind eine große Familie.“ Gern hat er dem organisierten Sport mit schärferer Dopinggesetzgebung und wahlweise mit dem Stopp von Fördermitteln gedroht – doch wenn Konsequenzen verlangt waren, fiel er meist um. In der Zentrale des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) amüsieren sie sich über Danckert. Die Spitzensportförderung des Bundes stieg zuletzt kontinuierlich. Danckert hat seine Überlegung, ein Bundesministerium für Jugend und Sport einzurichten, zwar seinen Partei-Oberen Frank-Walter Steinmeier und Franz Müntefering vortragen dürfen, worauf er stolz verweist. Unterstützung für die Idee aber gibt es keine ernsthafte. Ins Kompetenzteam des Kanzlerkandidaten hat es der 69-Jährige auch nicht geschafft, dort agiert die SPD-Sportsprecherin Dagmar Freitag.

    Im Sport regiert eine doppelte Große Koalition: Zum einen die Allianz von CDU/CSU und SPD im Sportausschuss. Zum anderen die Zweckgemeinschaft im DOSB, wo FDP-Mitglied und DOSB-Präsident Thomas Bach im Spätsommer 2006 den Grünen Michael Vesper, einst Minister in NRW, für den Posten des Generaldirektors abwarb. Bach und Vesper hatten wenig Mühe, die Parlamentarier in Berlin zu domestizieren. Attacken des Grünen-Sportsprechers Winfried Hermann wurden routiniert abgebügelt. Stets wurde die Koalition von FDP-Sportsprecher Detlef Parr sekundiert. Weil der Sportausschuss als einziger Ausschuss des Parlaments öffentlich tagte, waren diese Schauspiele live zu verfolgen. Es ging weniger um Sachargumente, oder um Parr zu zitieren: „Es kann nicht sein, dass wir gegenüber den Sportorganisationen grundsätzlich in Skepsis verfallen.“

    Der Sportphilosoph Gunter Gebauer, Professor an der Freien Universität Berlin, attestiert der Branche ein Grundsatzproblem: „Der Sport wird von Seiten des Parlaments nicht mehr kontrolliert.“ Grünen-Sportsprecher Hermann kritisiert gern das „All-Parteien-Kartell“, wozu der allgegenwärtige Lobbyismus gehört: So ist Dagmar Freitag (SPD) Vizepräsidentin des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), Klaus Riegert (CDU) Vizepräsident des Schwäbischen Turnerbundes, auch Danckert hat zahlreiche Sport-Funktionen. Eberhard Gienger (CDU) ist DOSB-Vizepräsident für Leistungssport und antwortet auf die Frage, ob er den DOSB im Sportausschuss jemals kritisiert habe, wahrheitsgemäß: „Im Sportausschuss selbst ist das nicht vorgekommen.“ Sie alle behaupten allerdings, stets zwischen Haupt- und Ehrenamt trennen zu können. Die Grenzen verschwimmen auch im für Sport zuständigen BMI: So ist der Parlamentarische Staatssekretär Christoph Bergner (CDU), oft in die Kritik geraten, unter anderem Präsident des Großvereins SV Halle.

    Für den DOSB, in der Lobbyliste des Bundestages als Nummer 1005 notiert, ist das eine Traumkonstellation, die weiter gefördert wird. DOSB-Chef Thomas Bach betont gern, der Sport müsse mit „einer Stimme“ reden. Im Wahlaufruf des DOSB heißt es folgerichtig: „Wir wollen dazu beitragen, dass der Sport im Bundestag auch in der kommenden Legislaturperiode eine vernehmbare Stimme hat und sich eine starke Sportfraktion bildet.“

    Die Stimmen der Kritik könnten in der kommenden Legislaturperiode dennoch lauter werden, sollte es nicht wieder zu einer Großen Koalition kommen. Personell wird sich einiges ändern: Bachs Duzfreund Parr hat sich aus dem Bundestag verabschiedet. Sein Nachfolger als FDP-Sportsprecher ist offen, wie in allen Fraktionen die Benennung der Sportausschuss-Mitglieder nachrangig bleibt. Bei den Grünen könnte Hermann, dessen Konzentration dem Verkehrsausschuss gilt, Verstärkung erhalten oder ganz das Feld räumen. In der SPD könnte, da sich Frau Freitag wohl mehr auf den Auswärtigen Ausschuss konzentriert und Danckert keinen großen Rückhalt genießt, Martin Gerster der lachende Dritte sein. Er gilt, neben dem profillosen Fußballfan Klaus Riegert (CDU) als Favorit auf den Ausschuss-Vorsitz, der traditionell nach Partei-Arithmetik vergeben wird. Auch Gerster, ehemals Radioreporter und einer größeren Sportöffentlichkeit kaum bekannt, ist längst zum würdigen Mitglied der Familie avanciert: Er fungiert als Präsident des Deutschen Sportakrobatik-Bundes.

    – Erwähnt wurden laut Google News noch zwei Hinterbänklerinnen aus dem Ausschuss in der Magdeburger Volksstimme (Katrin Kunert) und in der WAZ/Der Westen (Ingrid Fischbach).

    Nicht viel.

  22. @jw, vielen Dank für die Zusammenstellung. Ich hatte dieses Blog ja auch schon öfter als lesens- und beteiligungswerten Bestandteil der vierten Gewalt im Staate eingestuft.

    Vielleicht bin ich als sportpolitisch interessierter Bürger und Holzpresse-Fan ja auch einfach nur zu anspruchsvoll mit meinem Wunsch nach einer sportpolitischen Bilanz…

    Bitte Korrektur beim Link zum DLF-Sportgespräch: Für die CDU nahm Eberhard Gienger teil, nicht Klaus Riegert. Die Stimmen sind doch sehr verschieden.

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  30. Ralf Meutgens für dradio.de: mp3-Datei:

    Autonomie im Sport – Segen oder Fluch? Für den Sport oder die Funktionäre
    Sendezeit: 06.11.2010 19:20
    Autor: Meutgens, Ralf
    Programm: Deutschlandfunk
    Sendung: Sport
    Länge: 05:20 Minuten

  31. Ralf Meutgens für dradio.de: Autonomie im Sport

    An vielen Stellen im Sport muss sich der Verdacht aufdrängen, dass nicht fachliche Kompetenz für die Besetzung einer lukrativen Stelle die wichtigste Voraussetzung ist. Eine Bestenauslese, wie im Beamtenrecht verankert, ist undenkbar. Die besonders im Sport ausgeprägte Duz-Kultur dürfte für die Vergabe von lukrativen Posten ebenso wenig hinderlich sein, wie das Anrecht von ehrenamtlichen Funktionären bis zu ihrem Lebensende auf diesen Posten verharren zu können.

    Die für ein derartiges Geschäftsgebaren verantwortlichen Gesetze gibt sich der Sport selbst. Aber das Geld dafür bekommt er in erster Linie von den Steuerzahlern. Kritiker monieren, dass für Stellen dieser Art öffentliche Mittel aufgebracht werden, es aber keinerlei Controlling hinsichtlich ihrer Verwendung gibt. Auch das verhindert die für viele äußerst angenehme Autonomie des Sports.

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